Von Oliver Fink
In der Neuen Universität in der Heidelberger Altstadt finden nicht nur Vorlesungen und Vortragsveranstaltungen verschiedener Fächer statt. Regelmäßig werden die Hörsäle 13 und 15 mittwochs ab 19 Uhr zum Kino umfunktioniert: Jedes Semester präsentiert hier eine Gruppe Heidelberger Studierender ein abwechslungsreiches Programm, dessen Spektrum von Hollywood-Blockbustern über Liebeskomödien bis zu Independent-Filmen reicht. Kult geworden ist dabei die Vorführung der „Feuerzangenbowle“ mit Heinz Rühmann (1944), die alljährlich in der Weihnachtszeit knapp 400 Zuschauer in den Saal lockt.
„Im Grunde sind wir ein unabhängiges Kino und können frei entscheiden. Zugleich sind wir aber auch Teil des bundesweiten Netzwerks ‚Unifilm‘, das uns in erster Linie bei rechtlichen Fragen unterstützt und sich auch um die Filmlizenzen kümmert“, erläutert die Medizinstudentin Siv-Ann Husmann, die bereits seit rund zwei Jahren als mittlerweile dienstälteste Mitarbeiterin im Heidelberger „UniKino“-Team (Foto: privat) mitwirkt. Gezeigt werden die Filme per Beamer auf Großleinwand, um – „trotz härterer Sitzplätze“ – für echtes Kino-Gefühl zu sorgen. Welche Filme das Publikum zu sehen bekommt, wird gemeinsam entschieden.„Erst gestern haben wir uns getroffen und zahllose Trailer angeschaut. Generell sind wir darum bemüht, ein möglichst vielseitiges Programm auf die Beine zu stellen. Wir suchen Filme aus, die wir für sehenswert halten. Dabei sollen möglichst unterschiedliche Filmgattungen vertreten sein, darunter in jedem Semester auch ein Kinderfilm“, betont Julia Ptok. Festgestellt habe man, so die Anglistik-Studentin, dass Klassiker – mit Ausnahme der „Feuerzangenbowle“ – vergleichsweise wenige Zuschauer anlockten. Deswegen werden in Heidelberg vor allem neuere Filme gezeigt. In diesem Wintersemester, weiß Ilka Dickhöver, die Übersetzungswissenschaften studiert, werden unter anderem der Actionstreifen „Suicide Squad“ und der Animationsfilm „Pets“ im englischen Original zu sehen sein.
Ein Anreiz für Studierende, den Besuch des „UniKinos“ einer Vorstellung im kommerziellen Kino vorzuziehen, besteht – neben der besonderen Atmosphäre – nicht zuletzt darin, dass der Eintritt erheblich günstiger ist. Denn finanzieller Gewinn ist nicht das Ziel. Ein Teil der Einnahmen geht an die Filmverleiher, mit dem Rest werden besondere Aktionen finanziert. So erhielten im vergangenen Sommersemester „stilecht verkleidete“ Besucher der Vorführung von „The Big Lebowski“ ein Gratis-Getränk. Besonderen Eindruck machte ein als Jedi-Ritter kostümierter Student bei der Präsentation der neuesten Star-Wars-Verfilmung, berichtet Laura Schuth, die ebenfalls Übersetzungswissenschaften studiert. Auch in diesem Semester sind ähnliche Aktionen geplant.
Von der Abrechnung und Kassenführung über Werbemaßnahmen für die Veranstaltungen bis zum Aufbau und Bedienen der Technik reichen die Aufgaben, die die studentischen Mitarbeiter vom „UniKino“-Team gemeinsam schultern. Ihre persönliche Leidenschaft für das Kino mit derlei praktischen Tätigkeiten zu verbinden war auch für Siv-Ann Husmann ausschlaggebend mitzumachen. Doch im Rückblick hat sich für sie noch ein weiterer angenehmer Nebeneffekt ergeben: „Toll finde ich, dass sich hier Studierende treffen, die nicht unbedingt zusammen studieren. Bis dahin fand ich es schwer, außerhalb der eigenen Fakultät neue Leute kennenzulernen. Insofern ist das ‚UniKino‘ auch eine Austauschplattform und ein Treffpunkt für Studierende aus allen Fakultäten; und das gilt sowohl für uns Mitarbeiter als auch für unser Publikum.“
Neue studentische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind übrigens herzlich willkommen. Kontakt: unikinohd@gmail.com
Das Programm des „UniKinos“ – normalerweise mittwochs um 19 Uhr werden die Filme in der Neuen Universität am Heidelberger Universitätsplatz gezeigt – gibt es im Netz unter: www.unifilm.de/studentenkinos/heidelberg