Mit zehn Wissenschaftlern ist die Ruperto Carola als erfolgreichste deutsche Universität in einer jetzt veröffentlichten Liste der „Highly Cited Researchers“ vertreten und weiß hier lediglich noch die Max-Planck-Gesellschaft vor sich. Die internationale Auswertung benennt Forscher, deren Publikationen in den Natur- und Sozialwissenschaften sowie der Medizin weltweit am häufigsten zitiert wurden. Wie Universitätsrektor Prof. Dr. Dr. h.c. Bernhard Eitel betont, „ist die Ruperto Carola damit nicht nur unter den deutschen Universitäten hervorragend positioniert“. Dass zehn Heidelberger Wissenschaftler – und damit zwei mehr als noch im vergangenen Jahr – zu den „Highly Cited Researchers“ gehören, ist nach den Worten des Rektors Ausdruck einer insgesamt exzellenten Forschungsleistung am Wissenschaftsstandort Heidelberg.
Zu den weltweit meist zitierten Wissenschaftlern in seinem Fachgebiet zählt Prof. Dr. Ralf Bartenschlager (Mikrobiologie), der damit zum vierten Mal hintereinander auf der Liste der „Highly Cited Researchers“ steht. Zum dritten Mal nacheinander verzeichnet sind dort Prof. Dr. A. Stephen K. Hashmi (Chemie), Prof. Dr. Hugo A. Katus (Medizin), Prof. Dr. Andreas Meyer-Lindenberg (Neuro- und Verhaltenswissenschaften) sowie Prof. Dr. Volker Springel (Astronomie), der am Heidelberger Institut für Theoretische Studien (HITS) tätig ist und zugleich eine Professur an der Ruperto Carola innehat.
Wie im vergangenen Jahr werden auch Privatdozent Dr. Volker Lohmann (Mikrobiologie) und Prof. Dr. Andreas von Deimling (Neuro- und Verhaltenswissenschaften) den Forschern mit den meisten Zitationen zugerechnet. Erstmals „Highly Cited Researchers“ der Universität Heidelberg sind Stephanie Kallis (Mikrobiologie), Prof. Dr. Marcella Rietschel (Psychiatrie/Psychologie) und Prof. Dr. Karin Schumacher (Entwicklungsbiologie).
Die Zitierhäufigkeit bemisst, wie oft eine Veröffentlichung in den Publikationen von Kollegen angeführt wird, und gilt als wichtiges Indiz für den wissenschaftlichen Einfluss einer Veröffentlichung. Für die aktuelle Liste der „Highly Cited Researchers“, die von Clarivate Analytics (ehemals der Geschäftsbereich Intellectual Property & Science von Thomson Reuters) herausgegeben wurde, kamen Publikationen von 2004 bis 2014 in die Wertung. Sie zählen im Web of Science (Repro: Universität Heidelberg) in der jeweiligen Disziplin und in einem spezifischen Jahr zu den „Top 1 Prozent“ der meistzitierten Aufsätze. Die Rangliste besteht seit 2001 – im Jahr 2014 wurde sie erstmals überarbeitet und wird seitdem jährlich neu aufgelegt. Sie umfasst rund 3000 Forscherinnen und Forscher aus 22 Wissenschaftsgebieten.
Einen neuen Sonderforschungsbereich auf dem Gebiet der Chemie hat die Universität Heidelberg erhalten: In der aktuellen Bewilligungsrunde beschloss die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) die Förderung des SFB 1249 „N-Heteropolyzyklen als Funktionsmaterialien“. Im Mittelpunkt des Forschungsverbunds mit seinen 17 Teilprojekten steht die Entwicklung neuartiger organischer Halbleiter und die Untersuchung der Elementarprozesse des Ladungstransports, die ihre Eigenschaften bestimmen. Für einen Zeitraum von vier Jahren wird die DFG dafür Fördermittel von rund neun Millionen Euro zur Verfügung stellen. Die Sprecherfunktion übernimmt Prof. Dr. Lutz H. Gade vom Anorganisch-Chemischen Institut der Ruperto Carola; die Forschungsarbeiten beginnen im kommenden Januar.
Wie Lutz Gade erläutert, soll die Entwicklung von Halbleitern auf der Basis einer großen und flexibel variierbaren Klasse von Verbindungen – den N-heteropolyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen – im Zuge der Arbeiten realisiert werden. Diese neuen elektronischen Materialien basieren nicht auf Silizium oder anderen anorganischen Halbleitern sondern sind organische Kohlenwasserstoffderivate mit Ringstrukturen, die Stickstoffatome enthalten.
Da es sich um „weiche“ Materialien handelt, die sich bei geringen Temperaturen verarbeiten lassen, können flexible Träger wie Kunststoff-Folien für elektronische Bauteile eingesetzt werden (Foto: Hagen Klauk, Max-Planck-Institut für Festkörperforschung, Stuttgart). „Auch wenn es bereits eine Vielzahl von Forschungsaktivitäten zur Entwicklung organischer Halbleitermaterialien gibt, stellt der gezielte Zugang zu neuen Substanzklassen mit spezifischen Materialeigenschaften nach wie vor eine große Herausforderung dar“, betont SFB-Sprecher Gade.
Die Einzelprojekte am Sonderforschungsbereich 1249 reichen von der Methodenentwicklung für die chemische Synthese über die physikalische, spektroskopische und theoretische Charakterisierung der neuentwickelten organischen Halbleiter bis zur Untersuchung ihrer Materialeigenschaften in opto-elektronischen Bauelementen. Lutz Gade: „Ziel ist es, die wesentlichen chemisch-konstruktiven Voraussetzungen für die Eigenschaften dieser neuen Substanzen im engen Zusammenwirken von Theorie und Experiment zu identifizieren.“ Neben Wissenschaftlern der Universität Heidelberg aus den Instituten der Chemie, dem Interdisziplinären Zentrum für Wissenschaftliches Rechnen (IWR), dem Centre for Advanced Materials (CAM) und dem Kirchhoff-Institut für Physik sind Forschergruppen des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) und des Max-Planck-Instituts für Festkörperforschung in Stuttgart an dem neuen SFB beteiligt.
www.uni-heidelberg.de/fakultaeten/chemgeo/aci/gade/sfb1249/pages/index.html
Auf inzwischen zehn Jahre Exzellenzinitiative kann die Universität Heidelberg zurückblicken – zehn erfolgreiche Jahre mit wachsender Forschungsleistung und steigender Reputation. Und sie wird sich nun mit Sorgfalt auf den neuen Exzellenzwettbewerb vorbereiten. Das betonte der Rektor der Ruperto Carola, Prof. Dr. Dr. h.c. Bernhard Eitel, in seiner Ansprache zum Auftakt der Jahresfeier 2016. Zu der festlichen Veranstaltung in der Aula der Alten Universität hatten sich Universitätsangehörige sowie Freunde, Förderer und Ehemalige versammelt, um das neue akademische Jahr einzuleiten und zugleich den 630. Jahrestag des Bestehens der Hochschule zu begehen (Foto: Philipp Rothe).
In seiner Begrüßungsrede würdigte Eitel auch die erfolgreichen universitären Reformanstrengungen der vergangenen Jahrzehnte: „Mit der Entscheidung der Politik, die Bologna-Reform durchzusetzen, wurden die Hochschulen in Deutschland stärker verändert als in den vielen Jahrzehnten zuvor. Manche sprechen von einer Jahrhundertreform, der tiefgreifendsten seit Humboldts Zeiten. Ich denke, wir haben die Umstellung gut gemeistert.“ Die Universität habe bereits Ende der 1990er-Jahre begonnen, sich zu reformieren. Zu den zentralen Schritten gehörten nach den Worten des Rektors eine neue, selbstverantwortete Ausgabenpolitik ebenso wie die in jüngerer Zeit eingeführten universitären Qualitätssicherungsprozesse.
Der Rede des Rektors folgte das von FAZ-Redakteurin Heike Schmoll moderierte Wissenschaftsgespräch mit dem Titel „Zukunft Europa“: Der Heidelberger Student Mahmud Abu-Odeh, der sich im Sozialreferat des „StudierendenRats“ engagiert, sieht vor allem die Hochschüler mit Kreativität und kritischem Geist in der Rolle „der treibenden Kraft“, eine tragfähige europäische Zukunft zu gestalten. Für den Historiker Prof. Dr. Thomas Maissen sind Universitäten eine „korrigierende Kraft“ für die Gesellschaft. „Europa bauen andere“, unterstrich der Wissenschaftler, der bis 2013 an der Ruperto Carola geforscht hat und aktuell Direktor des Deutschen Historischen Instituts Paris (Frankreich) ist. Prof. Dr. Hans-Christian Schultz-Coulon, Physiker in Heidelberg, würdigte vor allem die Vorbildfunktion großer und übergreifender Kollaborationen, wie sie etwa am CERN in Genf realisiert werden.
Die Jahresfeier schloss mit der Verleihung des Klaus-Georg und Sigrid Hengstberger-Preises 2016 für herausragende junge Wissenschaftler und Wissenschaftlerteams der Ruperto Carola. Den musikalischen Rahmen stellten Sängerinnen und Sänger der Capella Carolina sowie das Collegium Musicum der Universität, das mit Kammerchor und Instrumentalensemble vertreten war. Die Moderation der Festveranstaltung hatte der Romanist Prof. Dr. Christof Weiand übernommen.
Siehe auch: „Hengstberger-Preis für hervorragende Heidelberger Nachwuchswissenschaftler“
Wer in der Altstadt von Heidelberg ausgehen oder feiern will, muss sich wohl bald deutlich früher auf die Socken machen. Denn in der östlichen Altstadt mit ihren vielen Kneipen ist es einem neuen Lärmgutachten der Stadt zufolge nachts viel zu laut. Die Zahlen lassen aus Sicht des Rathauses nur einen Schluss zu: Die Gaststätten müssen hier zum Schutz der Anwohner wieder früher schließen – wochentags ab 1 Uhr (aktuell ab 3) und am Wochenende ab 3 Uhr (aktuell ab 5). Eine Ausnahmeregelung für Diskotheken soll es nicht geben.
In der Heidelberger Altstadt dürfen Lokale seit Januar vergangenen Jahres entsprechend der baden-württembergischen Landesregelung unter der Woche bis 3 Uhr, in den Nächten auf Samstag und Sonntag bis 5 Uhr öffnen. Diese Sperrzeiten würden in der Kernaltstadt am Wochenende gegenwärtig von 25 Betrieben voll ausgeschöpft, so die Stadt, und wochentags von neun. Bis 2014 hatte eine Sonderregelung gegolten, nach der Bars (Foto: Stadt Heidelberg/Diemer) spätestens um 2 Uhr und am Wochenende um 3 Uhr schließen mussten. Von der Einführung der liberaleren Landesregelung hatte sich eine Mehrheit des Gemeinderats versprochen, dass die Besucherströme nachts entzerrt würden und dadurch in den Altstadtgassen mehr Ruhe einkehrt.
Laut Stadtverwaltung ist das Gegenteil passiert. Die Ergebnisse des Lärmgutachtens zeigten gesundheits- und umweltschädliche Werte: Der zulässige Richtwert von 45 Dezibel würde in der Altstadt um 20 bis 25 Dezibel überschritten, an den Wochenenden sogar um 30 bis 43 Dezibel. Höchstwerte würden vor allem in der Unteren Straße und im zentralen Teil der Hauptstraße gemessen – vergleichbar dem Lärm vorbeifahrender Laster oder Motorsägen. Die Berichte des Kommunalen Ordnungsdienstes und der Polizei für die Jahre 2015 und 2016 erbrachten, dass Ruhestörungen und Ordnungswidrigkeiten zugenommen hätten. Durch die Sperrzeitverkürzung seien nun auch verstärkt zwischen 3 und 5 Uhr alkoholisierte Ruhestörer und sich lautstark unterhaltende Passanten in den Straßen und Gassen anzutreffen. Dabei sei häufig ein hohes Aggressions- und Gewaltpotenzial festzustellen. Darüber hinaus gebe es nach wie vor Probleme mit Vandalismus und Verunreinigungen, auch durch zerschmetterte Flaschen.
Jetzt haben sich die politischen Gremien des Themas angenommen – der Runde Tisch „Lärm in der Altstadt“, Bezirksbeirat und Jugendgemeinderat sowie der Haupt- und Finanzausschuss. Am 20. Dezember soll der Gemeinderat dann eine bindende Entscheidung treffen. Es ist zu erwarten, dass hernach die Gehsteige wieder deutlich früher hochgeklappt werden.