Eine am Oberrhein bewährte Methode zur Stechmückenbekämpfung kann in Afrika helfen, die durch Moskitos übertragene Tropenkrankheit Malaria einzudämmen. Das ist die Bilanz des Projekts „Ecologic Malaria Reduction for Africa“ (EMIRA) am Institut für Public Health des Universitätsklinikums Heidelberg. Die Manfred Lautenschläger-Stiftung hatte das EMIRA-Projekt im westafrikanischen Burkina Faso mit rund 450 000 Euro gefördert. Seit 2013 haben Wissenschaftler dabei in Zusammenarbeit mit der Kommunalen Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage (KABS) e.V. aus Speyer und dem örtlichen Gesundheitsministerium ein biologisches Mittel im Nordwesten des afrikanischen Landes getestet, das Mückenlarven in den Brutgewässern abtötet und so die Ausbreitung der Überträger verhindert (Foto: Dr. Peter Dambach, Institut für Public Health, Universitätsklinikum Heidelberg).
„In Afrika ist Malaria eine der Haupttodesursachen“, betonte Dr. Ali Sié, Direktor des Gesundheitsforschungszentrums Nouna des Gesundheitsministeriums von Burkina Faso, bei einer Pressekonferenz am Heidelberger Klinikum. Insbesondere bei Kleinkindern kann die Krankheit rasch zu Koma und Tod führen. Ali Sié: „Wenn es uns gelingt, die Zahl der Mücken zu reduzieren, können wir auch die Malaria zurückdrängen.“„Der Transfer der Stechmückenbekämpfung vom Oberrhein nach Burkina Faso ist hervorragend geglückt“, erklärte Projektleiter Prof. Dr. Rainer Sauerborn vom Institut für Public Health des Universitätsklinikums: „Die Anzahl der Stechmücken in den Dörfern ging deutlich zurück.“ Das verwendete Larvenvernichtungsmittel „Bti“, ein Eiweiß aus dem Bodenbakterium „Bacillus thuringiensis israelensis“, wird am Oberrhein bereits seit mehr als 30 Jahren erfolgreich verwendet. Wichtig für den Einsatz in Afrika: Das Mittel ist leicht zu handhaben. Das pulverförmige Larvizid wird in Wasser gelöst und von den Uferbereichen in die Gewässer gespritzt. „Die Methode ist sicher, sie wirkt zuverlässig nur gegen Mückenlarven und ist unbedenklich für Menschen, andere Tiere oder Pflanzen“, machte Prof. Dr. Norbert Becker, Wissenschaftlicher Direktor der KABS, deutlich.
Die Anzahl der Überträgermücken in den Dörfern haben die Wissenschaftler mithilfe von Lichtfallen gemessen. Die Geräte locken die Insekten aus einem relativ kleinen Umkreis an und setzen sie in einem Netzzylinder fest. „Im Labor werden die Mücken gezählt und es wird Art und Geschlecht bestimmt“, so Sauerborn, denn nur die Mückengattung „Anopheles“ und hierunter nur die weiblichen Tiere übertragen Malaria. „Die Anzahl der weiblichen Anopheles ist ein guter Indikator für das Übertragungsrisiko. Weniger Tiere bedeuten ein geringeres Infektionsrisiko.“
Da eine flächendeckende Behandlung aller stehenden Gewässer und Tümpel in ländlichen Regionen zu teuer für arme westafrikanische Länder wäre, haben die Wissenschaftler eine neue selektive Anwendung erprobt: Ein Team des Instituts für Public Health entwickelte gemeinsam mit Spezialisten für Fernerkundungen des französischen Raumforschungszentrums Centre national d'études spatiales (CNES) ein Verfahren, anhand von Satellitenbildern die von Moskitos bevorzugten Brutstätten ausfindig zu machen. Die Malaria-Mücken stellen nämlich bestimmte Ansprüche an Ufervegetation, Lage und Wassertiefe. Anhand dieser Risikokarten wurden die Gewässer gezielt mit dem biologischen Larvenvernichter behandelt. Projektleiter Sauerborn: „Die selektive Anwendung des Larvengifts ist ein Novum in der Malariabekämpfung.“ Im Modelldistrikt konnten die Forscher zeigen, dass die Methode effektiv die Mücken eindämmt.
Markus Lautenschläger, Geschäftsführer der Manfred Lautenschläger-Stiftung, freute sich: „Damit wird die Behandlung mit weniger als einem Dollar pro Einwohner und Jahr relativ günstig und auch für Länder wie Burkina Faso erschwinglich. Wir hoffen, dass wir mit dem Projekt einen weiteren Stein im Kampf gegen Malaria ins Rollen gebracht haben.“
Online-Pressemappe: „Vom Rhein nach Westafrika: Biologische Mückenbekämpfung hilft gegen Malaria“
Campus-TV: „Biologische Mückenbekämpfung hilft gegen Malaria“
Siehe auch: „Wie Sauerstoffradikale vor schwerer Malaria schützen können“