Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

Literaturförderpreis für „Milchgesicht“

Für seinen Erzählband „Milchgesicht. Ein Bestiarium der Liebe“ (Klett-Cotta Verlag, 2016) hat Jan Snela (Foto: Sebastian Marincolo) den mit 10 000 Euro dotierten Clemens-Brentano-Preis für Literatur der Stadt Heidelberg erhalten. Deutschlandweit einmalig macht den Preis, dass die Jury nicht nur mit professionellen Literaturkritikerinnen und -kritikern besetzt ist, sondern auch mit Studierenden des Germanistischen Seminars der Universität Heidelberg. Der Schriftsteller bekam die Auszeichnung Mitte Juli bei einer Konzert-Lesung von Kulturbürgermeister Dr. Joachim Gerner im Heidelberger Palais Prinz Carl verliehen.

Die Jury hatte Snela als „Meister der Sprache und Fabulierkunst“ charakterisiert. In der Begründung für die Entscheidung heißt es: „In ‚Milchgesicht. Ein Bestiarium der Liebe‘ schafft er artifizielle Worträume aus Sprachspiel und Sprachwitz. In dieser rhythmischen Wirklichkeit voller Wortkaskaden und Neuschöpfungen verflüchtigt sich für die Figuren zunehmend die Realität. Snelas verlorenen Helden bleibt nur, sich an Sprache aufzurichten und festzuhalten.“ Laudatorin Dagmar Leupold, die Snela seit seinen ersten schriftstellerischen Gehversuchen begleitet hat, hob dessen „unbändige, unerschrockene Sprachlust“ hervor. In allen Texten sei sie das Treibmittel, das vor nichts Halt mache. „Den Snela’schen Texten wohnt eine organische Qualität inne, sie wuchern, sprießen und schlagen aus“, sagte sie.

Kulturbürgermeister Joachim Gerner verwies auf die Besonderheit des Heidelberger Literaturförderpreises, dessen Alleinstellungsmerkmal es sei, dass in der Jury professionelle Literaturkritiker und Studierende des Germanistischen Seminars auf Augenhöhe als gleichberechtigte Mitglieder miteinander diskutierten: „Es ist diese Mischung aus unterschiedlichen Generationen, unterschiedlichem bisherigen Werdegang und die damit auch verbundenen Präferenzen des Geschmacks, die die Entscheidungsfindung so spannend und interessant macht, weil sich dadurch neue Perspektiven auf das Werk der Autorinnen und Autoren ergeben.“ Der Preis sei ein weiteres Merkmal der engen Bindung von Stadt und Universität Heidelberg, gerade auch im Sinne der UNESCO-Literaturstadt.

Preisträger Jan Snela wurde 1980 in München geboren und studierte Komparatistik, Slawistik und Rhetorik in München und Tübingen, wo er heute noch lebt. Seine Texte erschienen in zahlreichen Anthologien und Literaturzeitschriften und wurden bereits mehrfach ausgezeichnet – so gewann er den Open-Mike-Wettbewerb für junge Literatur. „Milchgesicht“ ist sein Debüt.

Der Clemens-Brentano-Preis der Stadt Heidelberg wird seit 1993 jährlich im Wechsel in den Gattungen Lyrik, Erzählung, Essay und Roman an deutschsprachige Autorinnen und Autoren vergeben, die mit ihren Erstlingswerken bereits die Aufmerksamkeit der Kritiker und des Publikums auf sich gelenkt haben. Der Jury gehörten in diesem Jahr an die Literaturkritikerin und Kulturjournalistin Claudia Kramatschek, die SWR-Redakteurin Annette Lennartz, der Heidelberger Literaturwissenschaftler und Editionsphilologe Prof. Dr. Roland Reuß, der Leiter des Hauses für Poesie in Berlin, Dr. Thomas Wohlfahrt, sowie die Germanistik-Studierenden der Ruperto Carola Sophia Henninger, Eric Sasse und Karin Schlagbauer.

Erhalten haben den Clemens-Brentano-Preis bisher Thilo Krause, Saskia Hennig von Lange, Maximilian Probst, Philipp Schönthaler, Alexander Gumz, Wolfgang Herrndorf, Sven Hillenkamp, Andreas Stichmann, Felicia Zeller, Ann Cotten, Clemens Meyer, Stefan Weidner, Anna Katharina Hahn, Raphael Urweider, Andreas Maier, Doron Rabinovici, Sabine Peters, Hendrik Rost, Oswald Egger, Norbert Niemann, Benjamin Korn, Daniel Zahno, Jörg Schieke, Barbara Köhler, Gabriele Kögl und Günter Coufal.

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