Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

Variable WG-Wände

Von Oliver Fink

Günstigen Wohnraum soll es bieten, selbstverwaltet sein – und zugleich ein kulturelles Zentrum werden: Seit 2013 arbeitet eine 20-köpfige Projektgruppe ehrenamtlich daran, in Heidelberg auf dem Gelände des früheren US-Hospitals im Stadtteil Rohrbach ein neues Studierendenwohnheim mit Modellcharakter zu schaffen. Wenn alles gut läuft, werden demnächst dort mehr als 200 junge Menschen Raum zum Leben und Lernen finden.

„Unsere Tür steht allen offen.“ Mit diesem Satz wirbt die Projektgruppe, der vor allem Studierende und Doktoranden der Universität Heidelberg angehören, für ihr Vorhaben (Foto: Linnenschmidt). Mit dem geplanten Wohnheim wollen sie Studentinnen und Studenten nicht nur ein bezahlbares Dach über dem Kopf bieten. Der Name „Collegium Academicum“ verweist auch auf den Anspruch, zugleich einen Ort der Bildung zu etablieren. Denn zum Konzept des selbstverwalteten Wohnheims gehören Themen wie selbstbestimmtes Lernen und interdisziplinärer Austausch. Veranstaltungen und Seminare sind vorgesehen, ebenso eine Orientierungsphase, in der jährlich etwa 50 junge Menschen zwischen Schule und Studium ein fächerübergreifendes Vorbereitungsstudium durchlaufen. Kunst und Kultur stehen ebenfalls weit oben auf der Agenda.

Entstehen soll das neue Wohnheim auf dem ehemaligen „US-Hospital“-Gelände in Heidelberg-Rohrbach – einer Fläche, die nach dem Abzug der amerikanischen Streitkräfte als sogenannte Konversionsfläche zur Verfügung steht. Die Finanzierung zum Erwerb des Grundstücks und zum Bau des Gebäudes ruht auf mehreren Säulen: zum einen auf Direktkrediten von Privatleuten, die damit ihre Verbundenheit mit dem Projekt zum Ausdruck bringen können, zum anderen auf Spenden, öffentlichen Fördermitteln sowie Eigenleistungen, zu denen die Bepflanzung der Grünflächen im Außenbereich zählt. Später sollen die Mieten für regelmäßige Einnahmen sorgen.

Das Gebäudeensemble besteht aus einem sanierten Altbau, einem Neubau sowie einem kleinen Verwaltungs- und Cafégebäude. Der vom Frankfurter Büro der Architekten Drexler Guinand Jauslin entworfene Neubau wird im Sinne eines umfassenden Nachhaltigkeitsgedankens in Holzbauweise erstellt, die – nach den Worten der Planer – „sowohl hohe ökologische als auch ästhetische Ansprüche erfüllt“. Die Größen der einzelnen Zimmer für Wohngemeinschaften sollen dank flexibler Wände variabel sein, womit eine Anpassung an individuelle Bedürfnisse möglich ist.

Unterstützt wird das Vorhaben auch von der Universität und der Stadt Heidelberg. Im Frühjahr 2015 wurde es zudem zum Projekt der Internationalen Bauausstellung (IBA) ernannt, die als Format der Stadtentwicklung über einen Zeitraum von zehn Jahren in Heidelberg angelegt ist. Unter dem Motto „Wissen | schafft | Stadt“ werden von der IBA Prozesse und Bauvorhaben initiiert und gefördert, die sich der „Wissensgesellschaft“ widmen. Für die Projektgruppe des Collegium Academicum wird es nach der intensiven Planungsphase nun langsam ernst: Bis spätestens Anfang 2018 soll die Baugenehmigung vorliegen.

https://collegiumacademicum.de