Von Jana Gutendorf
Bereits während des Studiums aktiv in der Forschung mitzuwirken – diesen Anspruch verfolgt der Heidelberger Physikstudent David Fischer (Foto: Fink). Unter Anleitung von Prof. Dr. Sandro Wimberger stellte er am Institut für Theoretische Physik auf der Grundlage seiner Bachelorarbeit erste Forschungsprojekte auf die Beine und veröffentlichte zwei Aufsätze, darunter einen in der Fachzeitschrift „Annalen der Physik“. In der haben seinerzeit schon Albert Einstein und Max Planck publiziert. Doch auch außerhalb von Hörsaal und Forschungslabor hat der Student vielseitige Interessen.
Dass er in seinem Studium nicht nur theoretische Konzepte erlernen sondern auch selbst forschen wollte, war David Fischer früh klar. „Als Student kann man sich nur schwer vorstellen, wie der Arbeitsalltag eines Wissenschaftlers aussieht“, erzählt der Physiker. „Zum Abschluss meines Bachelorstudiums eine reine Literaturarbeit zu schreiben kam für mich nie infrage.“ Die Möglichkeit, ein erstes eigenes Forschungsprojekt anzugehen, fand er über eine öffentliche Ausschreibung bei Sandro Wimberger. Der Wissenschaftler, der an der Ruperto Carola und zugleich an der Universität Parma in der Quantenphysik forscht, betreute nicht nur Fischers Bachelorarbeit sondern bot ihm auch die Möglichkeit, ein Projektpraktikum in Parma zu absolvieren – ein echter Glücksfall für den Studenten. Sechs Wochen wirkte er in der italienischen Arbeitsgruppe von Wimberger mit und arbeitete sich in das Thema seiner Abschlussarbeit ein: die Bewegung und Verteilung von Quanten auf Gittern.Bis aus den ersten Überlegungen im Zuge seiner Bachelorarbeit handfeste Ergebnisse und schließlich zwei wissenschaftliche Veröffentlichungen resultierten, verbrachte David Fischer viel Zeit mit dem Programmieren, dem Anfertigen von Berechnungen und dem Aufbereiten von Daten. Mit Abschluss der Auswertungen stand fest: In seiner Arbeit war es dem Physikstudenten nicht nur gelungen, offene Fragen zu beantworten, es war ihm auch geglückt, neue bedeutsame Fragen aufzuwerfen. Unterstützt von Sandro Wimberger intensivierte Fischer daher seine Forschung über die Bachelorarbeit hinaus und entwickelte gemeinsam mit seinem Betreuer ein Modellsystem zur Bewegung von ultrakalten Atomen in quantenphysikalischen Experimenten. Die Ergebnisse seiner Untersuchungen stellte er dieses Jahr der wissenschaftlichen Öffentlichkeit in zwei Forschungspublikationen und auf Fachtagungen der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG) vor.
Für die Chance, Studium und Forschung bereits so früh miteinander verbinden zu können, ist David Fischer sehr dankbar: „Ich habe das ganze Prozedere des wissenschaftlichen Publizierens kennengelernt – den Kontakt mit Verlagen, den Review-Prozess, den Umgang mit Kritik an der eigenen Arbeit. Diese Erfahrung wird mir in meinem weiteren Studium und darüber hinaus ganz sicher weiterhelfen.“ Sich als Student aktiv in die Forschung einzubringen und über den sprichwörtlichen Tellerrand der eigenen Vorlesungen hinauszuschauen, kann Fischer daher nur empfehlen. Angst vor dem Eintritt in die Wissenschafts-gemeinschaft müsse man nicht haben, meint er und versichert: „Auch als junger Student wird man sehr positiv aufgenommen. Die etablierten Forscherinnen und Forscher freuen sich über das Interesse an ihrem Fach und sehen über kleine Unsicherheiten gnädig hinweg.“
Neben dem Studium ist David Fischer ein begeisterter Sportler. Seit einiger Zeit betreibt er intensiv die Kampfsportart Brazilian Jiu-Jitsu. Bei seiner ersten Teilnahme an den Deutschen Hochschulmeisterschaften belegte er gleich den dritten Platz in der Kategorie „Newcomer“, bei der „Babenhausen Grappling Challenge“ im August sicherte er sich in der „Beginner“-Klasse zweimal Gold. Sich auch außerhalb von Campus und Hörsaal auszupowern, ist dem Physiker wichtig: „Das Jiu-Jitsu ist ein super Ausgleich und toller Sport, um fit zu bleiben, weil man jeden Muskel im Körper braucht.“
Schwimmen, Basketballspielen, Radfahren oder Klettern sind weitere Sportarten, die ihn begeistern. David Fischer braucht und schätzt die Vielfalt. Langeweile kenne er nicht, so sagt er. Im vergangenen Wintersemester hat er sich, parallel zum Masterstudium der Physik, für das Fach Mathematik eingeschrieben. Und er plant, weitere Programmiersprachen zu lernen, möchte seine Spanischkenntnisse erweitern und wäre auch dem Besuch der ein oder anderen Philosophie-Vorlesung nicht abgeneigt. „Zeitmangel ist da definitiv ein Problem“, räumt der Student schmunzelnd ein. „Wenn ich könnte, würde ich wohl mein Leben lang weiterstudieren und in verschiedene Fächer reinschauen.“ Doch er weiß auch: „Irgendwann muss man eine Entscheidung treffen.“ Und die für sein Physikstudium habe er nicht bereut.
Auch eine Entscheidung für seine nähere Zukunft hat David Fischer bereits getroffen: Im kommenden Jahr will er sein Masterstudium abschließen und anschließend eine Promotion beginnen. Das Thema seiner bisherigen Veröffentlichungen werde er aber auf seinem Weg in die Wissenschaft nicht weiter ausbauen. „Ich denke, ich werde noch einmal etwas ganz anderes machen.“ Zu dieser Offenheit und Neugierde rät er auch anderen Studierenden und appelliert: „Welches Fach einen am meisten interessiert, kann man anfangs oft noch gar nicht abschätzen. Wichtig ist, dass man irgendwo anfängt.“
Siehe auch: „Quantenphysikalisches Modellsystem“