Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

Zweifelnde Erstsemester

Von Oliver Fink (Text und Foto)

Studierende in der Studieneingangsphase noch besser zu unterstützen, ist das Bestreben des Projekts „heiSTART“ an der Universität Heidelberg. Gefördert vom baden-württembergischen Wissenschaftsministerium, steht den Studentinnen und Studenten unter dem Dach des Projekts eine Vielzahl an Angeboten offen. Das Ziel: Die Hochschüler sollen besser informiert ins Studium starten, sich im Fach und an der Universität aktiv orientieren und grundlegendes Handwerkszeug für nachhaltiges und erfolgreiches Studieren erwerben. Wie das konkret ausgestaltet wird, darüber geben Dr. Verena Schultz-Coulon (Bildmitte), die Leiterin des Dezernats Studium und Lehre an der Ruperto Carola, sowie die beiden Studienberaterinnen Hedi Blumer (links) und Anna Sandmeir (rechts) im Interview Auskunft:

Unterstützungsangebote für neue Studierende gibt es bereits seit langer Zeit. Was war der Grund für die Einführung von „heiSTART“?

Schultz-Coulon: „Tatsächlich gibt es viele Angebote, die wir seit Längerem erfolgreich anbieten, um denen, die ein Studium in Heidelberg beginnen, einen optimalen Einstieg zu ermöglichen. Das Förderprogramm des Ministeriums zielte darauf, die Studienabbrecherquote im Land zu verringern. ‚heiSTART‘ wurde aus einem Vorläufer-Projekt namens ‚quoVADIS‘ entwickelt, mit dem wir den Gründen für Studienabbrüche in Heidelberg nachgegangen sind. Auch wenn die Auswertungen noch laufen, liegen einige Ergebnisse bereits vor. Und dieses Wissen, mit welchen Problemen und Zweifeln gerade auch Erstsemester zu kämpfen haben, haben wir für die Entwicklung von ‚heiSTART‘ genutzt.“

Sandmeir: „Generell geht es uns darum, dass die Studierenden besser informiert ins Studium starten, sich im Fach und an der Universität aktiv orientieren und ein grundlegendes Handwerkszeug für nachhaltiges und erfolgreiches Studieren erwerben. Mit ‚heiSTART‘ können wir neue Angebote schaffen und bisherige Angebote verbessern.“

Was bieten Sie den Studierenden konkret an?

Schultz-Coulon: „Unsere Unterstützung umfasst zum einen zentrale Angebote, zum anderen haben wir mit einzelnen Fächern individuell zugeschnittene Konzepte entwickelt. Da geht es zunächst einmal in Kursen oder Tutorien um die Vermittlung von fachübergreifenden Kompetenzen wie Lernstrategien, wissenschaftliches Arbeiten, Rhetorik oder Zeitmanagement. Wir bieten auch zu Beginn jedes Semesters spezielle Einführungsworkshops an. Ein weiterer Punkt ist die individuelle Beratung, die wir noch verstärken wollen. So haben wir kürzlich eine zusätzliche Anlaufstelle in der Zentralmensa auf dem Campus im Neuenheimer Feld geschaffen. Ganz wichtig ist auch die Berufsorientierung.“

Blumer: „Das war eine der zentralen Erkenntnisse aus dem ‚quoVADIS‘-Projekt: Je klarer die Vorstellung davon ist, wohin das Studium einen führen kann, desto höher ist die Motivation. Deshalb bieten wir jetzt in unserem Career Service in Kooperation mit den Fächern noch mehr berufsorientierende Veranstaltungen an als bislang. Jetzt im Dezember etwa findet wieder unsere Start-up-Messe statt, auf der sich junge Unternehmen aus der Region präsentieren. Das ist durchaus auch für Studienanfänger interessant. Dort können sie spannende Kontakte – etwa auch im Hinblick auf zukünftige Praktika – knüpfen.“

Schultz-Coulon: „Einen Teil der von uns entwickelten Elemente wollen wir zudem auf E-Learning-Module umstellen. Damit können manche Dinge noch zielgerichteter angeboten werden – und wir erreichen noch mehr Leute.“

„heiSTART“ läuft seit einem Jahr. Gibt es bereits ein Feedback seitens der Studierenden?

Sandmeir: „Unsere Angebote werden sehr gut angenommen. Für neue Veranstaltungen, die wir entwickelt haben und die demnächst anlaufen, bemerken wir bereits jetzt ein großes Interesse. In vereinzelten Fächern – so in der Physik oder in der Politikwissenschaft, in denen bereits seit längerer Zeit derartige Angebote existieren – haben wir das Feedback erhalten, dass diese tatsächlich die Studieneingangsphase verbessert haben.“

Was empfehlen Sie den neuen Studierenden in Heidelberg?

Blumer: „Die Studienanfänger sollten unbedingt die Angebote ihrer Fächer in diesem Bereich wahrnehmen. Das ist die beste Voraussetzung für ein gutes Ankommen.“

Schultz-Coulon: „Wir wissen, dass bei manchen Studierenden in der ersten Zeit auch Zweifel an der Wahl des Studienfachs auftreten, und zwar nicht unbedingt wegen schlechter Prüfungsleistungen. Da spielen generelle Unsicherheiten eine Rolle oder das Fremdeln in der neuen Umgebung. Ein Kurs, den wir daher im ersten Semester anbieten, ist gedacht als Standortbestimmung. Dort können sich Studierende untereinander zur Frage ‚Was läuft gut, was läuft weniger gut?‘ austauschen. Vor allem dieser Dialog mit anderen, auch mit den Tutoren, ist sehr hilfreich für die Orientierung in der Studieneingangsphase. Auch diesen wollen wir mit ‚heiSTART‘ unterstützen.“

www.uni-heidelberg.de/studium/heistart.html