Fast 30 000 Studierende sind im laufenden Wintersemester an der Universität Heidelberg eingeschrieben. Mit Redaktionsschluss zählte die Ruperto Carola 29 666 Studierende, mehr als die Hälfte davon Frauen. Erfreulich ist auch der hohe Anteil ausländischer Hochschüler von fast 19 Prozent. In gleicher Größenordnung fällt in diesem Wintersemester die Zahl der Neuimmatrikulierten mit 5763 aus – 3414 darunter sind sogenannte Erstimmatrikulierte, also Studierende, die erstmals an einer deutschen Hochschule eingeschrieben sind. Im vergangenen Wintersemester hatten rund 6100 Studentinnen und Studenten an der Universität Heidelberg ihre Hochschulausbildung aufgenommen, 4500 von diesen waren Erstimmatrikulierte. Die Gesamtstudierendenzahl betrug seinerzeit knapp 31 000.
Wie in jedem Jahr wurden die neu Eingeschriebenen auch zu Anfang dieses Semesters offiziell begrüßt (Foto: Rothe). Der Rektor der Ruperto Carola, Prof. Dr. Bernhard Eitel, ermutigte die Studentinnen und Studenten, Angebote außerhalb der eigenen Fakultät wahrzunehmen; der Erste Bürgermeister der Stadt Heidelberg, Jürgen Odszuck, und Eva Gruse als Vertreterin des Studierendenrats sprachen Grußworte, und der stellvertretende Intendant des Heidelberger Theaters, Florian Werkmeister, stellte das Programm der aktuellen Spielzeit vor. Dazu gab es ein künstlerisches Intermezzo von Mitgliedern des Theaters und musikalische Unterhaltung durch das Bläserensemble des Collegium Musicum, des Universitätsorchesters, und Mitglieder der Capella Carolina, der Chöre des Internationalen Studienzentrums. Begleitet wurde die Erstsemesterbegrüßung im Hörsaalzentrum Chemie von einer Studienauftaktmesse, auf der sich im Foyer der Zentralmensa des Studierendenwerks Heidelberg im Neuenheimer Feld eine Vielzahl von Ansprechpartnern, Einrichtungen und studentischen Initiativen präsentierten.
Bundesweit hat die Studierendenzahl ein neues Rekordhoch erreicht: Im aktuellen Wintersemester sind laut Statistischem Bundesamt 2 847 800 Studentinnen und Studenten eingeschrieben – 40 800 mehr als im vergangenen Jahr. Obschon die Anzahl der Studienanfänger ganz leicht gesunken ist, haben immer noch rekordverdächtige 509 400 eine Hochschulausbildung aufgenommen; im Verhältnis besonders viele Studienanfänger verzeichneten die Verwaltungsfachhochschulen mit einem Zuwachs von fast 25 Prozent. Zurzeit studieren beinahe 63 Prozent der angehenden Akademikerinnen und Akademiker an einer Universität, Pädagogischen oder Theologischen Hochschule.
Angesichts der anhaltenden Begeisterung für ein Studium mahnten die Hochschulrektorenkonferenz (HRK), der „freie zusammenschluss von studentInnenschaften“ (fzs) und das Deutsche Studentenwerk (DSW) eine auskömmliche finanzielle Ausstattung nicht nur der Hochschulen an. Nötig seien auch Investitionen in die soziale Infrastruktur wie den Wohnheimbau.
www.uni-heidelberg.de/universitaet/statistik
Campus-Report-Interview zur Studierendenzahl mit Rektor Prof. Bernhard Eitel vom Herbst (mp3)
Gleich mit neun Wissenschaftlern ist die Universität Heidelberg in einer jetzt veröffentlichten Liste der „Highly Cited Researchers“ vertreten. Die internationale Auswertung benennt Forscherinnen und Forscher, deren Publikationen in den Natur- und den Sozialwissenschaften sowie in der Medizin weltweit am häufigsten zitiert wurden. Die Ruperto Carola ist mit ihren neun Forscherinnen und Forschern nicht nur hervorragend positioniert sondern auch die erfolgreichste Universität in Deutschland.
Zu den meist zitierten Wissenschaftlern weltweit in seinem Fachgebiet gehört Prof. Dr. Ralf Bartenschlager (Mikrobiologie), der damit zum fünften Mal hintereinander auf der Liste der „Highly Cited Researchers“ steht. Zum vierten Mal nacheinander verzeichnet sind Prof. Dr. A. Stephen K. Hashmi (Chemie), Prof. Dr. Hugo A. Katus (Medizin), Prof. Dr. Andreas Meyer-Lindenberg (Neuro- und Verhaltenswissenschaften) und Prof. Dr. Volker Springel (Astronomie), der eine Professur an der Ruperto Carola innehat und am Heidelberger Institut für Theoretische Studien tätig ist.
Zum dritten Mal ist Prof. Dr. Andreas von Deimling (Neuro- und Verhaltenswissenschaften) auf der Liste zu finden. Wie im vergangenen Jahr werden auch Prof. Dr. Marcella Rietschel (Psychiatrie/Psychologie) und Prof. Dr. Karin Schumacher (Entwicklungsbiologie) zu den Forscherinnen und Forschern mit den meisten Zitationen gerechnet. Erneut als einer der „Highly Cited Researchers“ ausgewiesen ist außerdem Prof. Dr. Werner Hacke (Neuro- und Verhaltenswissenschaften).
Die Zitierhäufigkeit bemisst, wie oft eine Veröffentlichung in den Publikationen von Kollegen angeführt wird. Sie gilt damit als wichtiges Indiz für den wissenschaftlichen Einfluss einer Veröffentlichung. Für die aktuelle Liste der „Highly Cited Researchers“, die von Clarivate Analytics herausgegeben wurde, kamen Publikationen aus den Jahren 2005 bis 2015 in die Wertung (Symbolbild: DKFZ/Schuster). Als „highly cited“ werden Schriften bewertet, wenn sie zu den „Top 1 Prozent“ der meist zitierten Veröffentlichungen in der jeweiligen Fachdisziplin und in ihrem jeweiligen Veröffentlichungsjahr zählen. Die Liste besteht seit 2001; sie wurde 2014 erstmals überarbeitet und erscheint seitdem jährlich. Aktuell umfasst sie rund 3400 Forscherinnen und Forscher aus 21 Wissenschaftsgebieten.
Pressemitteilung des Zentralinstituts für Seelische Gesundheit
Siehe auch DKFZ: „Erfolgreich beim ‚Laborjournal‘-Publikationsvergleich“
800 Millionen Euro: Auf diese Summe beziffert die Universität Heidelberg den Sanierungsstau bei ihren Hochschulgebäuden, ohne Kliniken. Angesichts dessen forderte der Rektor der Ruperto Carola, Prof. Dr. Bernhard Eitel, nachdrücklich Bauherreneigenschaft und Bauherrenrechte in seiner Ansprache zur Jahresfeier ein. Eitel verwies darauf, dass Verwaltungswege, Genehmigungsverfahren und Strukturen in Baden-Württemberg extrem bürokratisiert und langwierig seien, wie eine unabhängige Expertenkommission festgestellt habe. Der Sanierungsstau an der Universität sei an sich ein großes Problem – zum „Skandalon“ werde dieser Zustand aber durch die Tatsache, dass „man uns bis heute, neuerlich in der anstehenden Novellierung des Landeshochschulgesetzes, die Bauherreneigenschaft versagt; und dies auch für kleinere Sanierungs- und Baumaßnahmen oder für Vorhaben, für die wir unser eigenes Geld einsetzen“, so der Rektor auf der festlichen Veranstaltung zum Auftakt des neuen akademischen Jahres (Foto: Rothe). Für den musikalischen Rahmen in der Aula der Alten Universität sorgten Sängerinnen und Sänger der Capella Carolina sowie Mitglieder des Collegium Musicum. Die Moderation der Jahresfeier hatte der Assyriologe Prof. Dr. Stefan Maul übernommen.
In seinem Rückblick auf das vergangene akademische Jahr sprach der Rektor von einer sich dynamisch weiterentwickelnden Universität. Sie gehöre, wie Rankings und Vergleichszahlen zeigten, „stets zu den drei besten Forschungsuniversitäten Deutschlands“. Dennoch dürfe nicht übersehen werden, dass die Ruperto Carola bei der Vorauswahl der Clusterinitiativen für die Exzellenzstrategie nicht so erfolgreich abgeschnitten habe, wie erwartet und erhofft. Nun sollten alle Kräfte darauf konzentriert werden, die verbleibenden drei Initiativen zum Erfolg zu führen, ohne jedoch andere Bereiche in ihren Möglichkeiten zu beschneiden. Die Erfahrungen und Herausforderungen des Exzellenzwettbewerbs waren auch Gegenstand des von FAZ-Redakteurin Heike Schmoll moderierten Wissenschaftsgesprächs. Sie diskutierte mit der Psychologin Prof. Dr. Sabina Pauen, dem Astrophysiker Prof. Dr. Matthias Bartelmann und dem Biologen Prof. Dr. Thomas Rausch, die im Zuge der Exzellenzinitiative aktiv in Projekten und Gremien mitwirken, und Patrik Dahl vom Referat für Politische Bildung des Studierendenrats.
Als eine besondere Auszeichnung, mit der „wir sparsam umgehen, die wir aber zelebrieren“, bezeichnete Rektor Bernhard Eitel die Ernennung zum Ehrensenator der Ruperto Carola. Und konnte mit Gerda Tschira eine Ehrensenatorin in den erlauchten Kreis aufnehmen. In seiner Laudatio zur Verleihung würdigte er sie als besondere Persönlichkeit und eine Frau, die das Herz auf dem rechten Fleck habe. „Sie passen wunderbar zu unserer Universität“, sagte Eitel, ehe er die Urkunde überreichte. Gerda Tschira, Gründerin und langjährige Direktorin des Carl Bosch Museums, sei es mit ihrem kreativen und unermüdlichen Eintreten für die Vermittlung der Naturwissenschaften an Kinder und Jugendliche immer wieder gelungen, Begeisterung zu wecken und damit die Grundlagen für die kommenden Generationen von Studierenden und Wissenschaftlern zu bereiten. „An der Seite ihres Mannes und in Fortsetzung des Wirkens von Klaus Tschira verdankt die Universität Heidelberg ihr und der Tschira-Stiftung wertvolle Impulse und die bedeutsame Förderung ihrer wissenschaftlichen Weiterentwicklung insbesondere auf dem naturwissenschaftlichen Campus im Neuenheimer Feld“, lautete die offizielle Begründung der Ehrung.
Nicht zuletzt wurde auf der Jahresfeier der Klaus-Georg und Sigrid Hengstberger-Preis für den wissenschaftlichen Nachwuchs verliehen: Drei mit jeweils 12 500 Euro dotierte Auszeichnungen gingen an junge Forscher und Forscherteams der Ruperto Carola. Ausgezeichnet wurden Dr. Diederik Kruijssen vom Astronomischen Rechen-Institut und Dr. Jan Rummel vom Psychologischen Institut sowie Dr. Claudia Backes und Dr. Thomas Higgins vom Physikalisch-Chemischen Institut als Team. Mit dem Preis erhalten sie die Möglichkeit, ein eigenes Symposium im Internationalen Wissenschaftsforum Heidelberg (IWH) auszurichten. Die Laudatio in Anwesenheit des Preisstifters Dr. Klaus-Georg Hengstberger hielt der Direktor des IWH, der Chemiker Prof. Dr. Peter Comba.
Die Ansprache des Rektors als PDF
Siehe auch: „Stimmung an Hochschulen bleibt positiv“
Zu Lebzeiten dürfte es bis zu drei Meter gemessen haben: Den Schädel eines prähistorischen Riesenfaultiers aus der Spätphase der letzten Eiszeit hat ein deutsch-mexikanisches Forscherteam unter der Leitung von Prof. Dr. Wolfgang Stinnesbeck untersucht und als eine neue Gattung und Art von Faultieren beschrieben. Demnach war das Urtier ein am Boden lebendes Faultier aus der Familie der Megalonychidae, zu der auch das heute noch existierende Zweifingerfaultier zählt. Allerdings unterscheidet sich das fossile Exemplar aus Mexiko deutlich von allen bisher bekannten Bodenfaultieren, einschließlich derjenigen von den Großen Antillen und aus Südamerika, wie der Geowissenschaftler der Universität Heidelberg erläutert.
Entdeckt wurde der Schädel in den Unterwasserhöhlen der mexikanischen Halbinsel Yukatan. Das mit Wasser geflutete Höhlensystem im Nordosten der Landzunge enthält eine artenreiche Ansammlung fossiler Großsäugetiere vom Übergang der letzten Eiszeit in die Jetztzeit, dem Holozän. Bisher wurden dort schon Rüsseltiere, Säbelzahnkatzen, Höhlenbären, Nabelschweine, Tapire und Riesenfaultiere mit einem Alter von über 10 000 Jahren nachgewiesen. Die Überreste des späteiszeitlichen Faultiers, die die Forscher um Wolfgang Stinnesbeck unter die Lupe nahmen, wurden 2009 in der Doline El Zapote auf Yukatan gefunden, einem Karstsee in der Nähe des Ortes Puerto Morelos (Foto: Vicente Fito Dahne).
Die neue Art hat den Namen Xibalbaonyx oviceps erhalten; der Gattungsbegriff setzt sich aus dem Maya-Wort Xibalba für die Unterwelt und dem griechischen Wort Onyx für Klaue zusammen. Wie Stinnesbeck ausführt, ist der Fund außergewöhnlich gut erhalten, ähnlich den Knochen anderer Tiere der Eiszeit, die in den Höhlen dieser Region entdeckt wurden. „Dennoch ist Mexiko“, so der Heidelberger Wissenschaftler, „was diese eigenartigen Großsäugetiere angeht, immer noch ein unbekannter Fleck auf der wissenschaftlichen Landkarte.“
In Stinnesbecks deutsch-mexikanischem Team kooperieren Forscher verschiedener Institutionen beider Länder. Neben dem Institut für Geowissenschaften der Universität Heidelberg gehören dazu das Staatliche Museum für Naturkunde Karlsruhe sowie das Museo del Desierto in Saltillo, das Instituto Nacional de Antropología e Historia in Tulúm und das Instituto de la Prehistoria de América in Playa del Carmen. Die Wissenschaftler verbindet nach den Worten von Wolfgang Stinnesbeck eine langjährige erfolgreiche Zusammenarbeit. Publiziert wurden die Forschungsergebnisse zum späteiszeitlichen Riesenfaultier in der „Paläontologischen Zeitschrift“.