Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

Nicht nur Digitalisate kostbarer Handschriften

Von Oliver Fink

Die Zahlen sind bemerkenswert: Während die klassischen Buchausleihen seit Jahren rückläufig sind, steigen die Zugriffe auf elektronische Dienstleistungen der Universitätsbibliothek Heidelberg (Foto: Werschak) in überproportionalem Maße. Großer Nachfrage erfreuen sich hierbei nicht nur Digitalisate – wie jene der kostbaren Handschriften aus den historischen Sammlungen. Die UB bietet seit längerem auch aktuelle wissenschaftliche Publikationen kostenfrei im Internet an. Das Spektrum reicht von Aufsätzen, Tagungsberichten und Dissertationen, die auf dem Dokumentenserver „heiDOK“ abrufbar sind, bis zu Zeitschriften, Monografien und Sammelbänden renommierter Autorinnen und Autoren, die online und optional auch in einer Printversion im Wissenschaftsverlag Heidelberg University Publishing (heiUP) veröffentlicht werden. Verknüpft sind die verschiedenen Portale wiederum mit dem „heiDATA“-Server, auf dem Wissenschaftler ihre Forschungsdaten zitierfähig archivieren können.

„Mittlerweile müssen wir kaum mehr Überzeugungsarbeit leisten; das war vor fünf Jahren noch ganz anders“, betont Dr. Maria Effinger, die Open-Access-Beauftragte der Ruperto Carola. Viele Wissenschaftler hätten mittlerweile erkannt, dass es sinnvoll sei, wissenschaftliche Beiträge uneingeschränkt zugänglich zu machen, um für eine größere Sichtbarkeit zu sorgen. Dafür stehen in Heidelberg verschiedene Publikationsplattformen zur Verfügung (siehe Ende des Artikels). Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der UB beraten die Forscher dabei nicht nur in technischen Angelegenheiten sondern auch bei Fragen des Urheberrechts. „Unser Kerngeschäft sind vor allem elektronische Zeitschriften und Bücher“, erklärt Maria Effinger. So seien in den vergangenen drei Jahren mehr als 200 verlegerisch betreute E-Books von der Universitätsbibliothek herausgebracht worden.

Mit solchen Publikationsdienstleistungen sieht der Direktor der UB, Dr. Veit Probst, die Einrichtung deutschlandweit in einer Vorreiterrolle – er spricht auch vom „Heidelberger Modell“. Das zeige sich nicht zuletzt in den Aktivitäten der von Heidelberg verantworteten und von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Fachinformationsdienste in den Bereichen Asien, Altertumswissenschaften und Kunst, die Wissenschaftlern einen schnellen und direkten Zugriff auf Spezialliteratur und forschungsrelevante Informationen gewähren und die alten Sondersammelgebiete abgelöst haben. Probst: „Auch hier kaprizieren wir uns auf digitale Publikationsdienste. Unsere schon weit entwickelten und ausdifferenzierten Verlagsstrukturen kommen uns dabei sehr zugute.“

Freie Verfügbarkeit und hohe Nutzerzahlen – so gab es zuletzt rund 1,4 Millionen Downloads auf die fast 100 gehosteten Online-Journale im Jahr – sprechen für sich. Hinzu komme, so Maria Effinger, ein qualitativer Mehrwert digitaler Publikationen. Beispiel: eine jüngst in „heiUP“ erschienene Dissertation zur Verfilmung eines Werks von Marcel Proust, in deren Online-Version sich die thematisierten Filmsequenzen direkt abrufen lassen. Mittlerweile hat die Universitätsbibliothek auch die technische und verlegerische Betreuung von Online-Editionen der Heidelberger Akademie der Wissenschaften übernommen. Und die Entwicklung neuer Formate schreitet voran, etwa in Gestalt einer neuen Gattung sogenannter „Enhanced E-Books“, bei denen interaktive Elemente eine große Rolle spielen werden. Wie Veit Probst versichert, ist die UB – auch dank Einbindung in die internationale Software-Entwicklergemeinschaft „Public Knowledge Project“ – hier in vorderster Reihe beteiligt.

Publikationsplattformen der Ruperto Carola

„heiUP“ (Heidelberg University Publishing): Der Universitätsverlag ist ein Publikationsforum für Spitzenforschung. Die Qualitätssicherung erfolgt über einen wissenschaftlichen Beirat, Peer-Review-Verfahren und ein hochwertiges Lektorat.
http://heiup.uni-heidelberg.de

„heiBOOKS“: Die Plattform bietet Wissenschaftlern der Universität eine zeitnahe Publikationsmöglichkeit für wissenschaftliche E-Books. Die Qualitätssicherung wird, etwa bei Dissertationen, durch die Empfehlung der Gutachter oder, bei wissenschaftlichen Reihen, durch die Herausgeber sichergestellt.
http://books.ub.uni-heidelberg.de

„heiJOURNALS“: Wissenschaftler erhalten in der UB die Möglichkeit, E-Journals kostenfrei zu publizieren. Die Universitätsbibliothek stellt hierfür die Software Open Journal Systems (OJS) zur Verfügung. Sie unterstützt bei der Neueinrichtung und sichert die Nachhaltigkeit der veröffentlichten Inhalte.
http://journals.ub.uni-heidelberg.de

„heiDOK“: Auf dem bereits seit 1999 existierenden Dokumentenserver können Mitglieder der Universität wissenschaftliche Publikationen in elektronischer Form veröffentlichen, auch solche, die zuvor bereits in gedruckter Form erschienen sind.
http://archiv.ub.uni-heidelberg.de

Fachinformationsdienste: Auch die Plattformen der von der UB betriebenen Fachinformationsdienste für die Bereiche Kunst, Altertumswissenschaften und Asien bieten zahlreiche Möglichkeiten zur Veröffentlichung von Aufsätzen, Rezensionen, E-Books und -Journals.
www.arthistoricum.net, www.propylaeum.de, https://crossasia.org

Siehe auch: Neu bei CrossAsia-eBooks“

Siehe auch: 100 Datenpublikationen auf heiDATA“

Siehe auch: Neu bei heiUP: Schriftenreihen der Heidelberger Akademie“