Lang-Becker: „Heidelberg ist meine Stadt, die Universität eine Heimat geworden, in der ich mit großer Freude in mehreren Bereichen aktiv war und noch immer bin: als Studentin, als Doktorandin sowie – nach meiner Zeit als Gymnasiallehrerin – als Dozentin am Musikwissenschaftlichen Seminar. Da ich mich seit langem in sozialen und künstlerischen Bereichen engagiere, habe ich nach Möglichkeiten gesucht, auch etwas für meine Universität zu tun. Am Deutschlandstipendium faszinierte mich sofort der Gedanke, junge Menschen auf direkte Weise fördern zu können. Ich sehe es als eine Aufgabe und als gesellschaftlichen Auftrag der älteren Generation an, die junge Generation zu unterstützen – gerade auch vor dem Hintergrund meiner eigenen Studienzeit, in der es solche Möglichkeiten noch nicht gab.“
Frau Haab, weshalb haben Sie sich für ein Deutschlandstipendium beworben?
Haab: „An dem Programm gefällt mir, dass nicht nur Studienleistungen sondern auch darüber hinaus gehendes Engagement berücksichtigt wird. Als ich erstmalig die Zusage zum Deutschlandstipendium erhielt, war ich, wenn ich ehrlich bin, gerade in einer sehr schwierigen Phase meines Studiums. Ich hatte Zweifel, ob ich mich wirklich richtig entschieden hatte, einen Master in Europäischer Kunstgeschichte zu machen. Dass ich die Auswahlkommission des Deutschlandstipendiums überzeugen konnte, hat mir neues Selbstvertrauen gegeben. Das Stipendium hat mich stärker mit meinem Studienfach und der Universität Heidelberg verbunden.“
Zu den Besonderheiten des Deutschlandstipendiums gehört die Möglichkeit des direkten Austauschs zwischen den Förderern und den Stipendiaten. Wie verhält sich das bei Ihnen?
Lang-Becker: „Die Auswahlkommission hatte in unserem Fall rein fachlich eine glückliche Entscheidung getroffen, indem sie eine Musikwissenschaftlerin mit einer Kunsthistorikerin zusammenführte, die ihre große Begeisterung für ihre Fächer teilen. Ich denke, ich kann für uns beide sagen, dass wir uns von der ersten Minute an mochten und dass sich inzwischen eine freundschaftliche Beziehung entwickelt hat. Wir stehen in regelmäßigem Kontakt und treffen uns zum Beispiel zu Gesprächen in unserem Stammcafé oder besuchen gemeinsam Konzerte und Ausstellungen. Natürlich ist es mir ein Anliegen, auch an ihrer wissenschaftlichen Arbeit Anteil zu nehmen.“
Haab: „Mit Frau Lang-Becker habe ich eine Mentorin und Ansprechpartnerin gewonnen, an die ich mich sowohl mit studienbezogenen wie auch persönlichen Fragen wenden kann. Ich habe zwar nicht die Aussicht auf ein Praktikum, wie es vielleicht bei einem Unternehmen als Förderer der Fall wäre, jedoch den Vorteil einer sehr viel stärkeren individuellen Begleitung meiner Person und meines Studiums.“
Lang-Becker: „Das stimmt. Die Förderung von privater Seite gestaltet sich wohl grundsätzlich anders als eine Förderung durch ein Unternehmen. Sie entfaltet sich mehr als persönliche Zuwendung, im Gespräch und in der Diskussion oder auch in der schnellen Erreichbarkeit des Partners.“
Frau Haab, sollten sich noch mehr Privatpersonen für ein Engagement entscheiden?
Haab: „Die meisten Unternehmen fördern Studierende der MINT-Fächer. Deshalb braucht es meiner Meinung nach vor allem die privaten Förderer, um gerade auch die Studierenden aus den kleineren und geisteswissenschaftlich ausgerichteten Studiengängen zu unterstützen. Unser Beispiel zeigt, dass beide Seiten davon profitieren.“
Das nationale Programm „Deutschlandstipendium“ bietet Unterstützung für Studierende aller Nationalitäten, die hervorragende Leistungen in Studium und Beruf erwarten lassen oder bereits erbracht haben und die sich durch gesellschaftliches oder soziales Engagement auszeichnen. Besondere biografische Hürden werden ebenfalls berücksichtigt. Die monatliche Förderung von 300 Euro pro Stipendium, die in der Regel für zunächst zwei Semester bewilligt wird, basiert zur Hälfte auf den von der Universität eingeworbenen privaten Stipendienmitteln – etwa durch Unternehmen, Stiftungen oder Privatpersonen. Die andere Hälfte der Gesamtsumme von 3600 Euro für ein Jahr steuert der Bund bei. Für Förderer heißt das, schon mit 150 Euro im Monat können sie einem Studierenden unter die Arme greifen; unterstützen lassen sich selbstverständlich aber auch mehrere Hochschüler. Entscheiden können sich Förderer zudem für die Vergabe eines freien Stipendiums oder für eines, das bestimmten Studiengängen oder Fachrichtungen zugeordnet ist. Die Auswahl der geeigneten Stipendiaten sowie das Bewerbungsverfahren liegen bei der Universität.
https://www.uni-heidelberg.de/universitaet/freunde/deutschlandstipendium_s.html