Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

Studentische Studie

Von Eva Maria Wellnitz

„Das Projekt ist einzigartig, denn bisher ist in Deutschland noch nie eine Studie komplett selbstständig von Studierenden vorgenommen worden“, sagt Laura Pohl, die im fünften Semester Medizin an der Ruperto Carola studiert, bis zum Ersten Staatsexamen an der Mannheimer Fakultät, jetzt an der Medizinischen Fakultät in Heidelberg. Zusammen mit ihrer Kommilitonin Julia Gsenger ist sie in Mannheim als „Local Lead“ für die sogenannte PATRONUS-Studie (Multizentrische prospektive Kohortenstudie über Patient-reported Outcomes und Komplikationen nach onkologischen abdominellen Eingriffen) zuständig. Seit Anfang Februar schon erhebt ein Team von Studierenden eigenständig Daten im Zuge dieser klinischen Untersuchung.

PATRONUS ist eine nicht-interventionelle Beobachtungsstudie mit Patienten, die sich aufgrund einer Krebs-Diagnose einem chirurgischen Eingriff des Bauchraums unterziehen mussten. Die Untersuchung soll Aufschluss über mögliche postoperative Komplikationsraten geben. An der multizentrischen Studie sind neben den Medizinstudierenden aus Mannheim Hochschüler von weiteren 16 Universitätsklinika beteiligt. Die Studierenden in Mannheim werden von Privatdozent Dr. Florian Herrle angeleitet, Oberarzt an der Chirurgischen Klinik der Universitätsmedizin.
PD Dr. André Mihaljevic, Oberarzt am Universitätsklinikum Heidelberg und Studienleiter/Stellvertretender Sprecher des CHIR-Net Deutschlands, mit Studierenden beim Besprechen der erhobenen Daten.
Foto: SIGMA

Die Daten, die von den Studierenden gewonnen werden, dienen klassisch dem wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn. Gleichzeitig profitieren die angehenden Mediziner davon, sich frühzeitig in ihrer Ausbildung mit den wissenschaftlichen, klinischen, ethischen und chirurgischen Fragestellungen vertraut zu machen, die eine solche Studie mit sich bringt. Bei einem speziellen Wochenend-Prüfkurs wurden die Hochschüler gründlich vorbereitet – Kenntnisse zur Praxis wissenschaftlicher Studien, zum Datenmanagement und zur Patientenrekrutierung vermittelt. „Dabei haben wir uns gleichzeitig mit anderen an der Forschung und speziell der Chirurgie interessierten Studierenden aus ganz Deutschland vernetzt“, erzählt Laura Pohl.

Die PATRONUS-Studie ist von CHIR-Net angestoßen worden, einem seit 2006 bestehenden Zusammenschluss klinisch forschender Chirurgen und mit aktuell 16 Regionalzentren das größte chirurgische Studiennetzwerk in Deutschland. Um Medizinstudierenden bereits während der Ausbildung handfestes Wissen über die Planung und Ausführung klinischer Studien näherzubringen, gründete sich vom Universitätsklinikum Heidelberg aus die Projektgruppe SIGMA (Student-Initiated German Medical Audit) – das erste bundesweite, studentisch initiierte und geführte Studiennetzwerk in der Medizin. SIGMA ist an CHIR-Net angegliedert und PATRONUS das erste Projekt. Die „National Lead“-Gruppe – das Organisationsteam hat seinen Sitz in Heidelberg – ergänzen neben der Fachschaft auch am Heidelberger Uniklinikum angesiedelte Institute wie das IMBI.

https://www.sigma-studies.org/patronus.php