SPIRITUS MUSICAE –
2. Heidelberger Summer School zu Musik und Religion
28. BIS 30. JUNI 2013
„Höre meine Stimme“ – Psalmen als Hilfe zum Leben
Bilder: v.l.n.r. Georges de la Tour: Maria Magdalena, Leon Bonnat: Hiob, Peter Paul Rubens: David
Vom 28.06. bis 30.06.2013 findet unter dem Titel "SPIRITUS MUSICAE" die 2. Heidelberger Summer School zu Musik und Religion statt. Es handelt sich um ein Kooperationsprojekt der Hochschule für Kirchenmusik mit der Theologischen und Musikwissenschaftliche Fakultät der Universität Heidelberg.
Freitag, 28. Juni 2013
Hochschule für Kirchenmusik, Hildastraße 8, Raum C
10.00 Uhr |
Prof. Dr. Dr. h.c. Andreas Kruse (Universität Heidelberg) In Lebenskrisen und Grenzsituationen Halt finden – Bereicherung durch Wort und Musik
Es liegen mittlerweile zahlreiche musikpsychologische und - therapeutische Befunde vor, die auf die kognitiv und emotional bereichernde Bedeutung von Wort und Musik in Lebenskrisen und Grenzsituationen deuten. Als Beispiel ist die Musiktherapie bei schwerkranken und sterbenden Menschen oder nach Partnerverlust zu nennen. Entsprechende Befunde lassen sich aber auch für die Begleitung demenzkranker Menschen in den verschiedenen Phasen der Demenz anführen. Die kognitive und emotionale Bereicherung liegt zum einen darin, dass Wort und Musik eine identitätsfördernde Funktion besitzen oder an biografisch bedeutsame Stationen und Erlebnisse erinnern. Sie liegt zum anderen darin, dass Wort und Musik helfen, Gedanken und Emotionen auszudrücken und besser zu verstehen. Im Vortrag wird vor allem auf die Arbeit mit körperlich und psychisch schwerkranken sowie sterbenden Menschen Bezug genommen. Wort- und Klangbeispiele werden vorgetragen. |
11.00 Uhr |
Dr. Joachim Vette (Ökumenisches Bildungszentrum sanctclara Mannheim)
Zwischen Vertrauen und Verständnislosigkeit –
»Höre meine Stimme!« So fordert es der Psalmist in Psalm 130. Die vielfältigen Stimmen, die im Psalter hörbar werden und die unsere Lieder und Gebetssprache bis heute beeinflussen, bringen die gesamte Bandbreite menschlicher Existenz zum Ausdruck: Stimmen in wütender Klage und Anklage, in Trauer und Schmerz, mit Fragen nach dem eigenen Sein, oder in überschäumender Freude, Hoffnung und Dankbarkeit. Dabei steht das Vertrauen auf Gottes gute Ordnung oftmals in Spannung zur unmittelbaren Erfahrung der Psalmisten. In diesem Spannungsfeld ringen sie intensiv um eine Gottesbeziehung, aus der heraus das Bekenntnis zu einem gerechten Schöpfergott glaubwürdig verkündet werden kann. |
12.00 Uhr |
KMD Prof. Bernd Stegmann (Hochschule für Kirchenmusik Heidelberg)
Gesänge der Nacht
Der 130. Psalm »Aus der Tiefe« zieht sich mit der bekannten gleichnamigen Kantate von Johann Sebastian Bach, der großen spätromantischen Komposition von Arnold Mendelssohn über diesen Text sowie den »De profundis«-Vertonungen von Thomas Morley und Arvo Pärt durch das Programm. Kontrastiert, konkretisiert oder ergänzt werden diese Chorwerke durch die »Todesfuge« des Berliner Komponisten Helmut Barbe nach dem bekannten Gedicht von Paul Celan, die Stücke »Nacht« und »Morgen« von György Ligeti sowie die beiden Kyrie-Sätze aus der Messe h-Moll von Johann Sebastian Bach. Im Mittelpunkt der Werkeinführung werden die Kompositonen von Helmut Barbe und Arnold Mendelssohn sowie die Kantate von Johann Sebastian Bach stehen. |
15.00 Uhr |
Dr. Dr. Elsabé Kloppers (Universität von Südafrika)
»Uit dieptes gans verlore...« –
Die gesungenen Psalmen waren wichtig im Leben der weißen Reformierten in Südafrika. Geprägt vom Calvinismus haben sie die 150 Psalmen als corpus in die Gesangbücher in Afrikaans aufgenommen, obwohl nur einige dieser Psalmen wirklich gesungen wurden. Psalm 130 war jedoch einer der beliebtesten. Als Ruf ›aus der Tiefe‹ hatte dieser Psalm eine starke Wirkung im Leben eines Volkes, das sich einerseits durch das Britische Empire bedroht fühlte, andererseits durch die schwarze Bevölkerung. Psalm 130 (wie auch manche andere Psalmen) diente hier nicht nur dem Ausdruck religiöser Erfahrungen, sondern auch als Mittel zur Stärkung des kollektiven kulturellen Gedächtnisses und zur Stabilisierung nationaler Identität. |
16.00 Uhr |
Prof. Dr. Susanne Rupp (Universität Hamburg)
Von der Schönheit des Schmerzes –
Wie kaum ein anderer Autor bestimmte und verkörperte Oscar Wilde den Ästhetizismus englischer Prägung im ausgehenden 19. Jahrhundert. Er begleitete diese Kultur in poetologischen Texten, präsentierte sie auf der Theaterbühne und agierte sie in der gelebten Praxis des Dandys aus. Die Fallhöhe war beträchtlich, als er 1895 aufgrund seiner homoerotischen Beziehung zu Lord Alfred Douglas vor Gericht gebracht und zu zwei Jahren Gefängnis und Zwangsarbeit verurteilt wurde. Er verlor seine Familie, musste seinen Bankrott erklären, erlebte ein ungeahntes Ausmaß an Demütigung, und sein Name – vormals mit einer glänzenden Karriere und einer ebensolchen gesellschaftlichen Position verbunden – wurde zum Synonym für Skandal. |
Samstag, 29. Juni 2013
Musikwissenschaftliches Seminar, Augustinergasse 7, Hörsaal
10.00 Uhr |
Dr. Inga Behrendt (Hochschule für Kirchenmusik Heidelberg) Psalmengesang als Taktgeber des Tages
Vier bis fünf Stunden tägliches Singen, vornehmlich von Psalmtexten und anderen Texten der Bibel - ist und war dies eine langweilige Beschäftigung? Der Vortrag bietet mit Abbildungen von mittelalterlichen Notenhandschriften sowie dem Evangelischen Tagzeitenbuch der Michaelsbruderschaft Einblick in das Stundengebet. Dabei wird einerseits die komplexe Struktur, andererseits der Reichtum an Inhalten im Stundengebet ersichtlich. |
11.00 Uhr |
Prof. Dr. Silke Leopold (Musikwissenschaftliches Seminar der Universität Heidelberg)
Für Kirche, Konzertsaal oder Opernbühne –
Der 130. Psalm ist im Lauf der Musikgeschichte in unterschiedlichen Kontexten verwendet worden. Der Vortrag stellt einige davon vor – von liturgischen Psalmvertonungen der Renaissance über Giuseppe Verdis Oper »Die sizilianische Vesper« bis hin zu Sofia Gubaidulinas Akkordeon-Solo. |
12.00 Uhr |
Dr. Martin-Christian Mautner (Hochschule für Kirchenmusik Heidelberg)
Gottvertrauen in schwerer Zeit – |
Samstag, 29. Juni 2013
Peterskirche Heidelberg, Plöck 70
20.00 Uhr |
Konzert
Gesänge der Nacht – mit Werken von Thomas Morley, Henry Purcell, Johann Sebastian Bach, Arnold Mendelssohn, Györgi Ligeti, Sven-David Sandström, Helmut Barbe, Kazuo Fukushima und Arvo Pärt
Sebastian Hübner – Tenor
Heidelberger Kantorei
Leitung: Bernd Stegmann |
Sonntag, 30. Juni 2013
Peterskirche Heidelberg
10.00 Uhr |
Universitätsgottesdienst
mit Aufführung der Kantate
Heidelberger Kantorei Leitung: Bernd Stegmann Liturgie und Predigt: Helmut Schwier |