Siegel der Universität Heidelberg
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Editorial

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

in diesen Tagen nehmen zwei neue Graduiertenkollegs an unserer Universität ihre Arbeit auf: das Kolleg "Wirkung fluider Phasen auf Locker- und Festgestein" unter der Leitung von Prof. Bechstädt, Fakultät für Geowissenschaften, und das Kolleg "Klinische Emotionsforschung" unter der Leitung von Prof. Fiedler, Fakultät für Sozial- und Verhaltenswissenschaften. Mit dem im Januar begonnenen Graduiertenkolleg "Molekulare Zellbiologie" aus dem ZMBH, dessen Sprecher Prof. Dobberstein ist, sind damit an der Heidelberger Universität gegenwärtig 13 Kollegs mit insgesamt 169 mit Stipendien geförderte Doktoranden und 20 Postdoktoranden aktiv. Heidelberg steht damit an der Spitze der deutschen Hochschulen. In Deutschland werden zur Zeit 2 600 Stipendiaten in 229 Kollegs gefördert. Den 13 Heidelberger Graduiertenkollegs stehen jährlich mehr als 4,5 Millionen Mark zur Verfügung, die zu 65 Prozent von der Deutschen Forschungsgemeinschaft, DFG, und zu 35 Prozent vom Land Baden-Württemberg übernommen werden.

Ein Blick auf die Verteilung nach Fachgruppen verrät, daß es der gute "Mix" ausmacht, der Heidelberg in diese Position bringt: Mit vier Kollegs in den Geistes- und Sozialwissenschaften, vier in den Biowissenschaften und fünf in den Naturwissenschaften liegt Heidelberg in allen Bereichen in der Spitzengruppe, ohne dort die Liste jeweils anzuführen. Die homogene Verteilung zeugt von einer breiten Nachwuchsarbeit und unterstreicht den Anspruch der Heidelberger Universität, mit der vollständigen Repräsentanz aller Wissenschaften kompetenter Partner in Fragen wissenschaftsfundierter Entwicklung im Rhein-Neckar-Dreieck zu sein.

Mit den erst im Jahr 1990 angelaufenen Graduiertenkollegs hat sich ein junges Nachwuchsförderungsprogramm der DFG bereits so etabliert, daß es innerhalb der Förderinstrumente zu einem festen Indikator und Statussymbol für die Leistungsfähigkeit einer Universität gleich nach den Sonderforschungsbereichen avanciert ist. Der Reiz der Graduiertenkollegs liegt in dem meist fachübergreifenden Studienprogramm und in der Integration der Doktoranden in die gemeinsame Forschungsarbeit aller beteiligten wissenschaftlichen Einrichtungen.

Die Heidelberger Erfahrungen zeigen, daß diese Ziele keineswegs nur Wunschvorstellungen der Väter des Programms sind. In Heidelberg sind sie Realität. In allen Kollegs ist ein ausgeprägter Gruppengeist unter den Kollegiaten zu konstatieren, der sich stimulierend auf die Leistung auswirkt. Das gilt auch für die Professoren, hervorgerufen durch die in der Regel interdisziplinäre Ausrichtung des gemeinsamen Forschungs- und Studienprogramms. So agieren Physiker im medizinischen Graduiertenkolleg gleichberechtigt mit Klinikern, und auf Empfehlung der Gutachterkommission kommen künftig auch Biologen hinzu. Für die Professoren ist die Doktorandenbetreuung im Kolleg zwar zeitaufwendiger, doch wird diese Mehrbelastung durch die gegenseitige interdisziplinäre Befruchtung kompensiert, vor allem dadurch, daß die Graduiertenkollegs das einzigartige wissenschaftliche Umfeld Heidelbergs geschickt nutzen. Die gegenseitige Stimulierung bewirkt, daß sich vielfach die besten unserer Professoren in diesem Nachwuchsförderprogramm engagieren und wiederum die besten Nachwuchswissenschaftler anziehen - ein unschätzbarer Vorteil für die Ruperto Carola in Zeiten eines härter werdenden Wettbewerbs um Studenten und Hochschulen und wohl das eigentliche Geheimnis für die erfolgreiche Nachwuchsarbeit an unserer Universität.

Manche dieser hochqualifizierten Akademiker sind dann allerdings leider nicht mehr an der Universität zu halten, denn auch der Industrie bleibt die gute Ausbildung nicht verborgen. Andererseits ist das wiederum ein Beitrag zum vielzitierten Technologietransfer. Ähnliches gilt für den medizinischen Nachwuchs mit dem Doktorgrad des "sc. hum.". Sofern sich in Heidelberg Professoren wie Studenten weiterhin so engagieren wie bisher, kann man gelassen in die Zukunft blicken. Wie man hört, soll dieser Tage das 14. Graduiertenkolleg genehmigt worden sein.


Dr. Christoph Kronabel
Forschungsdezernent der Universität Heidelberg

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