Siegel der Universität Heidelberg
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Editorial

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

vor wenigen Wochen hat das Wissenschaftsministerium unseres Landes der Gründung des Zentrums für Biochemie zugestimmt. Damit ist der Weg frei für die Errichtung des Zentrums, das aus den vorhandenen Ressourcen der Medizinischen Fakultät Heidelberg sowie der Fakultäten für Chemie und für Biologie gebildet werden soll. Es ist zu hoffen, daß die ersten beiden der insgesamt vorgesehenen sechs Lehrstühle noch vor Jahresende ausgeschrieben und im Laufe des Jahres 1997 besetzt werden können.

Mit dem Biochemie-Zentrum wird die Universität über insgesamt vier zentrale wissenschaftliche Einrichtungen verfügen: das Südasien-Institut, seit 1962, das Zentrum für Molekulare Biologie, seit 1982, sowie das Interdisziplinäre Zentrum für Wissenschaftliches Rechnen, seit 1985. Diese Einrichtungen haben ihre Feuertaufe seit langem bestanden, und man kann sagen, daß sich die Organisationsform der Zentren als zentrale wissenschaftliche Einrichtungen bestens bewährt hat. Insbesondere das ZMBH und das IWR haben sich zu einem Aushängeschild für die Forschung der Ruperto Carola etabliert und sind zu Einrichtungen der Universität mit starker überregionaler Ausstrahlung avanciert. Aber auch das SAI ist – nach seiner grundlegenden Reorganisation seit 1992 – auf gutem Wege.

Dieser Erfolg ist in erster Linie den in den Einrichtungen wirkenden Wissenschaftlern zu danken. Er beruht aber auch auf der Attraktivität der für die Zentren maßgebenden Organisationsstruktur. Sie bringt vor allem in zukunftsträchtigen Feldern viele Vorteile mit sich. Durch die Einrichtung von Zentren können überregional ausstrahlende Schwerpunkte gebildet werden, die an Fakultäten mit einer herkömmlichen Personalstruktur und -ausstattung in der erforderlichen thematischen Konzentration und interdisziplinären Bearbeitung keine vergleichbare Entwicklungschance hätten. Auch verfügen die Fakultäten als Korporationen unterschiedlichster Fachrichtungen meist nicht über das erforderliche Potential, um aus sich heraus entsprechende Schwerpunkte zu bilden. Demgegenüber führt die Schaffung eines kreativen Arbeitsklimas unter Überschreitung der Fakultätsgrenzen und Bereitstellung neuer, für Forschung und Lehre förderlicher Strukturen zu einer wesentlichen Verbesserung der Arbeitsbedingungen. Die Zentren bilden neben den Sonderforschungsbereichen gleichsam institutionelle Forschungsschwerpunkte, die unter interdisziplinären Gesichtspunkten und unter Einbeziehung von Graduiertenkollegs auch der Lehre zugute kommen. Die durch die Bündelung von Forschungs- und Lehraktivitäten in den Zentren freigesetzten Synergie-Effekte tragen zu einer deutlichen Profilbildung der Universität bei. Schließlich soll auch nicht unerwähnt bleiben, daß sich durch Konzentration der Ressourcen in den Zentren ein Spareffekt erzielen läßt und ein besonders verantwortungsbewußter Umgang mit Haushaltsmitteln zu beobachten ist. Die Universität Heidelberg erhofft sich von ihrem jüngsten Zentrums-Kind jedenfalls eine ähnliche Erfolgsgeschichte wie bei den bisherigen Zentren und unterstützt die Einrichtung nach Kräften.

Der Zentrumsgedanke hat sich inzwischen auch im Wissenschaftsministerium durchgesetzt. Der Landesforschungsbeirat hat sich in Anlehnung an eine Empfehlung des Wissenschaftsrates zur Einrichtung geisteswissenschaftlicher Zentren dafür ausgesprochen, in Baden-Württemberg derartige Zentren an ausgewählten Universitäten zu etablieren. Das Ministerium hat diese Anregung aufgenommen und einen entsprechenden Wettbewerb ausgeschrieben. Angesichts der an unserer Universität gemachten guten Erfahrungen wird sich die Ruperto Carola an diesem bis Jahresende laufenden Concours aller Voraussicht nach gleich mit zwei Anträgen beteiligen. 

Peter Ulmer, Rektor

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