Bild des Monats, Juli 2017
Pfalzgraf Ruprecht I. erteilt am 1. Oktober 1386 allgemeine Bestimmungen über die Einrichtung einer Universität in Heidelberg (UAH, XII,1 Nr. 2)
Wie in dem von Papst Urban VI. am 23. Oktober 1385 gewährten Privileg zur Gründung eines Heidelberger Studiums vorgeschrieben, legte Pfalzgraf Ruprecht I. in seiner sog. ‚Gründungsurkunde‘ fest, dass seine neue Universität so geführt, geordnet und reguliert werde, wie dies in Paris üblich sei. Entsprechend wurden mit der Theologie, dem kanonischen und bürgerlichen Recht, der Medizin und den Artes liberales vier Fakultäten sowie eine Aufteilung in vier Nationen eingerichtet. Der Rektor sollte nach Pariser Vorbild viermal im Jahr (am 10.10., 16.12., 24.3. und 23.6.) aus den Reihen der Artisten gewählt werden. Auch die Kleidung war nach Pariser Vorbild zu tragen. Magister und Doktoren hatten einen Eid auf die Universität zu leisten und waren dem Rektor zum Gehorsam verpflichtet - bei Zuwiderhandlung drohte mit der Relegation der zwangsweise Ausschluss aus der universitären Gemeinschaft. Zu dieser gehörten neben den Magistern und Scholaren auch alle Diener der Universität, welchen gleichermaßen Immunitäten und Freiheiten zugesprochen wurden. Die anhängenden Siegel Ruprechts I., Ruprechts II., Ruprechts III. und der Stadt Heidelberg bekundeten das Einverständnis aller Beteiligten mit den gewährten Privilegien, die nur den Rahmen der Verfassung bestimmten und die Universität auch dazu berechtigten, sich selbst Statuten zu geben. Neben diesen grundsätzlichen Bestimmungen regelten vier weitere, seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs verschollene Urkunden des Pfalzgrafen nähere Einzelheiten im Verhältnis der Universität mit ihrem städtischen, landesherrlichen und kirchlichen Umfeld.
Die Gründungsurkunde der Universität Heidelberg ist noch bis Ende Juli in der Sonderausstellung "Heidelberg und der Heilige Stuhl" im Kurpfälzischen Museum zu sehen. Im Rahmen des Begleitprogramms spricht Prof. Dr. Jörg Peltzer (Heidelberg) am 12. Juli 2017 um 19 Uhr im Kurpfälzischen Museum über "Die Pfalzgrafschaft bei Rhein und Heidelberg im Spätmittelalter"