Bild des Monats, Januar 2018
Der Wutpfarrer zu Egersheim
Eine Episode aus einer Urkunde des Klosters Weidas
In einem Anfall jähen Zorns zerriss der Pfarrer der Egersheimer Kirche den Stiftungsbrief des Katharinenaltars, nachdem er herausgefunden hatte, dass das Präsentationsrecht nicht ihm selbst, sondern dem Zisterzienserinnenkloster Weidas zustand. Auf solche Weise der schriftlichen Manifestation seiner Rechte beraubt beauftragte das Kloster den öffentlichen Notar Konrad Fabri von Lauterburg mit der Erstellung eines Notariatsinstruments. Darin sollte das Schicksal des alten Stiftungsbriefs beschrieben und dessen Inhalt festgehalten werden. Mit seinem Notariatszeichen (segnende Hand auf einer Pyramide aus gespaltenen Schilden, darunter Namensinitialen) bestätigte er am 23. März 1472 die geschilderten Vorgänge.
Dieses Schriftstück stammt aus dem Archiv des Klosters Weidas. Wie weitere geistliche Institutionen wurde es in der Mitte des 16. Jahrhunderts im Zuge der Säkularisation aufgehoben und der Universität Heidelberg inkorporiert. Folglich gelangten auch die Archive besagter Klöster in den Besitz der Hochschule und damit in das Universitätsarchiv. Dessen Urkunden waren bislang unzureichend erfasst gewesen. Nun werden sie in einem von der Stiftung Kulturgut Baden-Württemberg geförderten Urkundenprojekt digitalisiert und inhaltlich erfasst. Ende 2018 sollen sie der Forschung online zur Verfügung stehen.
Copyright: Universitätsarchiv Heidelberg
Signatur: UAH, XII,2 Nr. 396