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„Heroen“ der Chemie

Sammlung von historischen Geräten und Schriftstücken der Fakultät für Chemie und Geowissenschaften

Bunsenbrenner

Alle Fotos: Fink

Gasflächenbrenner, eine Variante des Bunsenbrenners

Kurzbeschreibung:

Einblicke ins Chemielabor vom 19. Jahrhundert bis in die 1970er-Jahre gibt die Sammlung von historischen Geräten und Schriftstücken der Fakultät für Chemie und Geowissenschaften. Fünf Vitrinen im Hörsaalzentrum Chemie sowie zwei weitere im dazugehörigen Institut präsentieren Laborwerkzeuge und Präparate, Mess- und Analysegeräte, in Heidelberg entwickelte Apparate sowie Kopien und Abschriften von Briefen bekannter Heidelberger Chemiker. Robert Bunsen, Gustav Kirchhoff und Theodor Curtius zählt Dr. Thomas Oeser, Ansprechpartner für die Sammlung, zu den „Heroen“. Vor allem das Wirken Bunsens ist reich dokumentiert: Neben Originalpräparaten von Rubidium und Cäsium in Glasgefäßen – zwei von Bunsen entdeckte Elemente – sind Bunsenbrenner in verschiedenen Ausführungen sowie eine von ihm entwickelte Chromsäurebatterie zu sehen. Spektroskope, wie sie von Bunsen und Kirchhoff bei der Entdeckung der Spektralanalyse verwendet wurden, sind ebenfalls Teil der Sammlung. Auch Bunsens Totenmaske wird gezeigt. Zu den jüngsten Exponaten zählen Apparate zum Zonenschmelzen und zur Kolonnenkristallisation – zwei Verfahren zur Trennung von Stoffen, die der Heidelberger Chemiker Hermann Schildknecht in den 1960er- und 70er- Jahren entwickelt hat. Ergänzt werden diese „wegweisenden Instrumente“ durch Standardlaborgeräte: Rührmotoren, Retorten und ähnliche Gefäße, Trichter, Reibeschalen und Schmelztiegel, Spatel, Polarimeter, Strom- und Spannungsmesser. Nicht zuletzt wird auch die Arbeit der Nobelpreisträger Richard Kuhn, Karl Ziegler und Georg Wittig, die als Chemie-Professoren in Heidelberg tätig waren, kurz vorgestellt. Eine chronologische oder thematische Ordnung der Sammlung gibt es kaum, ausgestellt sind vor allem schöne und gut erhaltene Objekte. Weitere Teile des Bestands, darunter viele reparaturbedürftige Geräte, werden in verschiedenen Lagerräumen und Schränken der Chemischen Institute aufbewahrt.

Bunsenbrenner
Bunsenbrenner

Umfang der Sammlung:

Die Objekte der Sammlung sind nicht erfasst und katalogisiert, daher lässt sich ihre Anzahl nicht beziffern. In den verschiedenen Vitrinen sind mehrere hundert Exponate ausgestellt, nach Schätzung von Thomas Oeser entspricht das etwas der Hälfte des Bestands. Die übrigen Objekte sind eingelagert.

Existiert seit:

Seit wann man von einer „Sammlung“ sprechen kann, ist unklar. Als selbstständiges Fach wurde die Chemie in Heidelberg 1817 etabliert, seitdem wurden immer wieder bemerkenswerte Objekte aufbewahrt.

Nutzung in Forschung und Lehre:

Die Sammlung ist eine reine Schausammlung und wird in Forschung und Lehre nicht genutzt.

Nutzung als Museum:

Die Sammlung ist kein Museum im eigentlichen Sinne. Mit dem Hörsaalzentrum Chemie sind einige Vitrinen jedoch in einem öffentlich zugänglichen Gebäude untergebracht, so dass man sie innerhalb der Gebäudeöffnungszeiten besichtigen kann. Das Chemische Institut selbst, das weitere Vitrinen beherbergt, ist aus Sicherheitsgründen in der Regel nur für befugte Besucher, d.h. Institutsangehörige und Studierende, zugänglich.

Das sagt der Ansprechpartner für die Sammlung, Dr. Thomas Oeser:

„Die Sammlung spiegelt einzelne Meilensteine der Chemie in Heidelberg wider, natürlich auch solche, die Relevanz für das Fach weit über die Universität hinaus haben. Die bekanntesten Persönlichkeiten werden hier mit ihren Aushängeschildern präsentiert. Der letzte, der sich eingehend um die Sammlung gekümmert hat, war Prof. Dr. Klaus Maas. Er hat beispielsweise Nachlässe erschlossen und mit Unterstützung durch Michael Lautenschläger, einen ehemaligen Chemotechniker am Organisch-Chemischen Institut, für die Beschriftungen der Objekte in den Vitrinen gesorgt. Seit dem Tod von Prof. Maas 2011 fehlt uns jemand, der sich mit Engagement der Sammlung und ihrer wissenschaftlichen Aufarbeitung widmet. Zudem bekommen wir bald ein Platzproblem: Die Chemischen Institute werden derzeit nach und nach renoviert, Lagerräume sind in der neuen Raumplanung nicht mehr vorgesehen. Wenn im Zuge der Renovierung immer mehr Lagerfläche wegfällt, müssen wir irgendwann anfangen, uns von machen Dingen zu trennen. Alles, was historisch wertvoll ist, soll aber auf jeden Fall aufbewahrt werden. Die Vitrinen wollen wir auf die verschiedenen Institutseingänge verteilen, um sie an frequentierten Stellen zugänglich zu machen.“

Das besondere Objekt:

Bunsenthermostat
Bunsenthermostat (zum Vergrößern klicken)

Eine erste Bekanntschaft mit dem Bunsenbrenner macht man in der Regel im Schulunterricht. Das in einer Vitrine ausgestellte metallene Bunsen-Thermostat hat in seinem Aussehen allerdings nur wenig Ähnlichkeit mit dem „klassischen“ Gasbrenner. Die Bezeichnung Thermostat weist auf die Anwendung dieser von Robert Bunsen ersonnenen und gebauten Brenner-Konstruktion hin: Zweck dieser außergewöhnlichen Apparatur ist es, die Temperatur des in der Mitte angebrachten Gefäßes genau regulieren zu können. Jede nach unten zeigende Röhre bildet die Gaszufuhr für einen einzelnen Gasbrenner, dessen Flamme unter einer lampenschirmartigen „Haube“ brennt. Das Gefäß ist an beiden Seiten von je drei Brennern umgeben, zwei sind an der Vorderseite, einer dahinter angebracht. Jeder Brenner ist auf zwei dünnen Stäben montiert, auf denen man ihn hin- und herschieben und den Abstand zum Gefäß in der Mitte genau regeln kann – und damit auch die Temperatur, die dort herrscht. An der Vorderseite hat das Gefäß einige Löcher, die wahrscheinlich dem Druckausgleich während des Erhitzens dienen, eventuell ließen sich darüber aber auch Werkzeuge oder Stoffe ins Innere einführen. Wie genau die Temperatur dort bestimmt wurde und wofür der Apparat letztlich verwendet wurde, bedarf allerdings noch der wissenschaftlichen Aufarbeitung.

Der nach ihm benannte Brenner ist keine ursprüngliche Erfindung Robert Bunsens, Gasbrenner gab es auch schon vor seiner Zeit. Bunsens Verdienst besteht in der Optimierung der Geräte für eine rußfreie Verbrennung und verschiedene Anwendungsfälle, wodurch ein breites Formenspektrum von Bunsenbrennern entstanden ist. In der Sammlung sind verschiedene Techniken zur Regulierung der Sauerstoffzufuhr ebenso zu sehen wie Brenner zur punktgenauen oder flächigen Erhitzung.

Tina Schäfer

Dieser Artikel ist in einer gekürzten Fassung im UNISPIEGEL 1/2015 erschienen.
E-Mail: Seitenbearbeiter
Letzte Änderung: 19.05.2015
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