Zur Geschichte der Erde und zur Evolution des Menschen
Museum des Instituts für Geowissenschaften
Kurzbeschreibung
Das Museum dient der öffentlichen Präsentation der Geologisch-Paläontologischen und Mineralogischen Sammlung des Instituts für Geowissenschaften. Im geologischen Teil ist die Entwicklung der Erde der letzten 4,5 Milliarden Jahre vom Präkambrium bis heute dargestellt. Der paläontologische Teil widmet sich verschiedenen Fossilfunden entsprechender Epochen. Thematisiert wird in diesem Zusammenhang auch die Evolution des Menschen. Das bekannteste Stück der Sammlung ist der 1907 in einer Sandgrube bei Mauer entdeckte Unterkiefer des Homo heidelbergensis. Zu den Nachkommen dieser Menschen-Art, die vor 600.000 bis 200.000 Jahre in unseren Breiten gelebt hat, zählt der Neandertaler. In der Ausstellung ist dieser Unterkiefer als Kopie zu sehen, das wertvolle Original lagert in einem Tresor. Einen dritten Schwerpunkt des Museums bilden Minerale und Gesteine im mineralogischen Teil des Museums.
Umfang der Sammlung
Eine genaue Zahl existiert nicht, da die Exponate bislang nicht katalogisiert wurden. Den Gesamtbestand in Ausstellung und Magazin schätzt Prof. Dr. Wolfgang Stinnesbeck vom Institut für Geowissenschaften auf mehrere zehntausend Stücke.
Foto: Museum für Geowissenschaften
Existiert seit
Die Gründung der Sammlung erfolgte im frühen 19. Jahrhundert im Zuge der Einrichtung eines Lehrstuhls für Mineralogie und Geognosie. 1823 wurde im Haus zum Riesen in der Heidelberger Altstadt – Hauptstraße Nr. 52 – mit dem Aufbau der Sammlung begonnen. Sie beherbergte zunächst Buntsandstein- und Muschelkalk-Funde aus der Heidelberger Umgebung und wurde nach und nach erweitert. Im Zuge des Instituts-Umzugs 1971 ins Neuenheimer Feld wurde das Museum zur öffentlichen Präsentation ausgewählter Stücke der Sammlung eingerichtet.
Nutzung in der Lehre
Die Sammlung wird intensiv in der Lehre genutzt. In Vorlesungen und Seminaren wird immer wieder auf Exponate verwiesen, die im Museum besichtigt werden können. Ausgewählte Stücke werden aber auch in die Lehrveranstaltungen mitgenommen, um direkt am Objekt den Studierenden bestimmte Dinge zu demonstrieren.
Nutzung in der Forschung
Vor allem in Zusammenarbeit mit dem Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig wird derzeit die Mauer-Sammlung näher untersucht und aufgearbeitet. Neben dem Unterkiefer wurde Anfang des 20. Jahrhunderts in der Nähe dieser Gemeinde südlich von Heidelberg fast 6.000 Fossilien von Wirbeltieren aus der Warmzeit entdeckt. Dabei handelt es sich um einzelne Knochen von Nashörnern, Elefanten, Löwen, Flusspferden, Bären und Hirschen. Im Rahmen einer Isotopenuntersuchung sollen unter anderem Rückschlüsse auf die genaue Herkunft dieser Tiere gewonnen werden.
Nutzung als Museum
Das Museum ist Teil des Nationalen GeoParks Bergstraße-Odenwald. Die Ausstellung im Gebäude des Instituts für Geowissenschaften kann montags bis freitags von 9 bis 17 Uhr besucht werden; der Eintritt ist frei. Angeboten wird auch ein museumspädagogisches Programm, insbesondere für Kinder und Jugendliche.
Das sagt der Sammlungsbeauftragte, Prof. Dr. Wolfgang Stinnesbeck
„Unser Museum wird sehr oft von Schulklassen besucht. Wir sind gerade dabei, die Zusammenarbeit mit den Schulen auszubauen. Dabei wollen wir uns noch stärker an die Lehrpläne anpassen und dementsprechende Führungen und weitere Aktivitäten anbieten.“
Foto: Fink
Das besondere Objekt
Das Museum für Geowissenschaften verfügt nicht nur über kostbare Originale, sondern auch über einige Objekte, die einem spektakulären Fälschungsskandal des 18. Jahrhunderts entstammen – die sogenannten Würzburger Lügensteine. Der Naturforscher Johann Beringer (1667 bis 1738) hatte mehr als zweitausend dieser Steine von Jugendlichen erworben, die behauptet hatten, sie bei Ausgrabungen in der Umgebung gefunden zu haben. Die Objekte zeigen unter anderem Pflanzen und angeblich versteinerte Tiere, aber beispielsweise auch Schriftzeichen oder kosmologische Darstellungen. Der Würzburger Professor brachte die Stücke mit der aus der Antike stammenden Theorie der „vis plastica“ in Verbindung. Demnach seien alle Lebewesen in Stein präfiguriert, Fossilien wurden in diesem Zusammenhang als unvollendete Versuche der Natur angesehen, denen der göttliche Funke der Belebung nicht zuteil geworden war.
1726 veröffentlichte Johann Beringer unter dem Titel „Lithographiae Wirceburgensis: specimen primum“ eine umfangreiche, mit detailgenauen Zeichnungen versehene Studie. Erst ein paar Jahre später kam ans Licht, dass es sich bei den vermeintlichen Fossilien um eine groß angelegte Fälschungsaktion gehandelt habe. Beringer vernichtete daraufhin einen großen Teil der Steine und versuchte zudem, die Restauflage seines Buches zurückzukaufen. In der Folgezeit wurden die Lügensteine dennoch zu begehrten Sammlerobjekten, die sogar ihrerseits wieder gefälscht wurden. Heute sind die erhaltenen Steine in verschiedenen naturkundlichen Sammlungen zu finden, darunter auch im Museum für Geowissenschaften der Universität Heidelberg.