Größere Sichtbarkeit, mehr Leser
Der neu gegründete Heidelberger Universitätsverlag heiUP setzt auf Open Access
Heidelberg University Publishing lautet der Name des neuen Verlags, den die Universität gegründet hat und der an der Universitätsbibliothek (UB) angesiedelt ist. Die Besonderheit: Im Vordergrund steht das Open-Access-Publizieren – »online first«, wie UB-Direktor und Verlagsleiter Dr. Veit Probst betont. Aber auch klassische Printversionen der veröffentlichten Bücher sind erhältlich.
Foto: Fink
An Universitäten gegründete Verlage haben vor allem in den anglo-amerikanischen Ländern eine große Tradition – Oxford University Press beispielsweise besteht bereits seit dem 16. Jahrhundert. »Solche Verlage haben uns nicht nur das Alter voraus, sondern sind mittlerweile auch große kommerzielle Unternehmen. Unser Ansatz ist ein anderer. Wir sind primär ein Online-Verlag mit Open-Access-Auftrag. Und wir setzen zugleich auf eine sehr strikte Qualitätskontrolle«, erläutert Veit Probst. Abheben möchte sich heiUP – so das Verlagskürzel – damit insbesondere von jenen Wissenschaftsverlagen, die lediglich den vom Autor eingereichten Text ohne großen Mehraufwand zwischen zwei Buchdeckel pressen und auf den Markt werfen. Anders bei Heidelberg University Publishing: Neben einem doppelten und anonymisierten Peer-Review-Verfahren bei der Auswahl kommt ein zur Publikation angenommenes Manuskript noch dazu in den Genuss eines umfassenden Lektorats. »Geleistet wird diese Arbeit wie auch Satz und Layout von erfahrenen Fachleuten aus der Verlagsbranche, die wir eigens dafür eingestellt haben«, betont Dr. Maria Effinger von der Universitätsbibliothek. Sie ist als Geschäftsführerin für das Tagesgeschäft des neuen Verlags zuständig.
Eine Zugehörigkeit zur Universität Heidelberg ist nicht unbedingt notwendig, um ein Buch in heiUP zu publizieren – aber die Qualität muss stimmen. Zum Verlagsprogramm gehören bislang vorrangig Monographien, Sammelbände und Lehrbücher. »Online first« und Open Access stehen für den freien Zugang. Das bedeutet, dass die Veröffentlichungen über die Homepage des Verlags kostenlos abgerufen werden können. Mithilfe des Print-on-Demand-Verfahrens sind sie darüber hinaus auch als gedruckte Bücher käuflich zu erwerben und lassen sich damit zum Buchhändler vor Ort oder direkt nach Hause liefern. »Auch wenn Open Access eine wesentlich höhere Sichtbarkeit bedeutet und eine größere Leserschaft verspricht, merken wir, dass viele Verfasser dem E-Book noch skeptisch gegenüberstehen. So konnten wir einen Teil unserer Autoren vor allem damit überzeugen, dass bei uns zusätzlich zur Online-Version auch eine Druckvariante, noch dazu in besserer Satzqualität als bei vielen Wissenschaftsverlagen, angeboten wird«, sagt Maria Effinger.
Zu den veröffentlichten Büchern gehören bislang ausschließlich Publikationen aus dem geistes- und sozialwissenschaftlichen Bereich – so beispielsweise eine Darstellung zum »Deutschlandbild der Deutschen in der Zeit der Weimarer Republik«, die der renommierte Hamburger Kunsthistoriker Prof. Dr. Wolfgang Kemp verfasst hat, oder eine juristische Studie zu »Rechtsfragen zeitgenössischer Fotokunst«. Und wie steht es um den Bereich der Natur- und Lebenswissenschaften? »Nicht so einfach«, gibt Veit Probst zu bedenken. »Dort spielt der Zeitschriftenaufsatz die entscheidende Rolle. Wir konkurrieren hier mit eingeführten Formaten, bei denen Impact-Faktoren, Prestige und Reputation entscheidend sind. Entsprechend schwer ist es, dort Fuß zu fassen«, erklärt der Direktor der Universitätsbibliothek. Gleichwohl, so verrät er, hat Heidelberg University Publishing auch in diesem Bereich etwas geplant, etwa die Entwicklung eines lebenswissenschaftlichen Journals. »Außerdem diskutieren wir über ein Format, naturwissenschaftliche und medizinische Vorlesungen ins Netz zu bringen. Die Online-Präsentation ist in diesem Fall ja auch mit dem Vorteil verbunden, Inhalte schnell und effizient, etwa aufgrund neuer Forschungsergebnisse, zu aktualisieren«, ergänzt Maria Effinger.
Ein weiteres Plus von Online-Publikationen stellt schließlich die multimediale Aufbereitung und die direkte Verknüpfung mit im Internet verfügbaren Dokumenten und Forschungsdaten dar. »Traditionelle Verlage tun sich mit den technischen Infrastrukturen noch schwer. Wir sind offen für neue elektronische Formate und profitieren dabei auch von unserer Einbindung in das ›Public Knowledge Project‹, eine internationale Software-Entwicklergemeinschaft, an der unter anderem auch die Universitäten Stanford und Vancouver beteiligt sind«, erklärt Veit Probst. Und auf einen weiteren, für die Wissenschaftler angenehmen Aspekt weist der Bibliotheksdirektor abschließend hin: »Es gibt einige Verlage, die ihren Autoren – nicht selten durch die Hintertür – weitgehende Rechte an ihrem Werk abluchsen. Das gibt es bei uns nicht. Wir beanspruchen im Gegensatz zu den meisten Verlagen keine exklusiven Rechte, sondern lassen uns vom Autor lediglich ein einfaches Nutzungsrecht übertragen. Der Autor kann also mit seinem Manuskript anschließend machen, was er will.«