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Chancen, aber auch Herausforderungen

Studierende organisierten in Kooperation mit dem Institut für Gerontologie ein „Offenes Forum: Flüchtlinge und Integration“

Offenes Forum

Foto: Harmeet Dawan

Heidelberger Bürger, Geflüchtete, Vertreter von Institutionen und Ehrenamtliche kamen miteinander ins Gespräch.

„Danke Deutschland für alles!“ Den jungen Syrern Jan Mustafa und Mohammed Alibrahim war es offensichtlich ein großes Anliegen, den Anwesenden in der voll besetzten Aula der Neuen Universität stellvertretend für das Land zu danken, das sie aufgenommen hat. Immer wieder wiesen die beiden Kriegsflüchtlinge darauf hin, wie dankbar sie für die Hilfe und den Respekt seien, die sie in Deutschland erführen.

Die Podiumsdiskussion, auf der die beiden Anfang Februar über ihre Erfahrungen berichteten, war Teil des „Offenen Forums: Flüchtlinge und Integration“, in dessen Rahmen sich auch Initiativen der Flüchtlingshilfe vorstellten und zur Mitarbeit einluden. Die Organisatoren der Veranstaltung – Studierende und Stipendiaten der Stiftung der Deutschen Wirtschaft (sdw), die vom Institut für Gerontologie (IfG) unterstützt wurden – wollten damit einen „nachhaltigen Beitrag“ zu der Herausforderung leisten, vor der Deutschland steht: der erfolgreichen Integration einer großen Zahl von Flüchtlingen.

Die Idee war bereits im Herbst 2014 entstanden, als die aktuelle Situation noch gar nicht absehbar war – der sdw-Vorsitzende Dr. Sven Murmann lobte daher das vorausschauende Handeln der Studierenden. „Wir wollten mit einer Veranstaltung ein soziales Thema mit einer nachhaltigen Perspektive aufgreifen“, erklärt der Student Ruben Drews aus dem Kreis der Organisatoren. „Uns ist aufgefallen, dass es zwar viele Gespräche über Flüchtlinge gab, aber meistens ohne die Flüchtlinge selbst.“ So entstand die Idee, Heidelberger Bürger, Geflüchtete, Vertreter von Institutionen und Ehrenamtliche miteinander ins Gespräch zu bringen. Dank der tatkräftigen Unterstützung des Heidelberger Gerontologen Prof. Dr. Andreas Kruse, der die Schirmherrschaft übernahm und anlässlich seines 60. Geburtstags einen Spendenfonds für die Veranstaltung einrichtete, konnten die Studierenden ein Programm auf die Beine stellen, das zahlreiche, vor allem junge Besucher anzog.

Offenes Forum

Foto: Harmeet Dawan

Die Veranstaltung „Offenes Forum: Flüchtlinge und Integration“ fand in der Aula der Neuen Universität statt.

Die Teilnehmer der von der Organisationsberaterin und sdw-Alumna Dr. Friederike Bornträger geleiteten Podiumsdiskussion zum Thema „Flüchtlinge und Integration“ beantworteten Fragen aus dem Plenum und konnten dabei die unterschiedlichen Aspekte des Themas mit ihren Erfahrungen veranschaulichen: So berichtete die Leiterin der Heidelberger Geschwister-Scholl-Schule, Sabine Horn, von der alltäglichen Arbeit mit Flüchtlingsklassen. Jana Ermakova, die sich bei der Hochschulgruppe von Amnesty International engagiert, schilderte die Erfahrungen, die sie selbst als junger jüdischer Kontingentflüchtling aus Russland in Deutschland machte. Sie konnte aber auch aus dem Blickwinkel der ehrenamtlichen Helferin darüber berichten, welche Probleme das gerade beschlossene Asylpaket II mit sich bringt.

Die Freiburger Medienpädagogin und Filmemacherin Barbara Davids, die seit vielen Jahren mit jungen Flüchtlingen arbeitet, schilderte, welche Probleme junge Flüchtlinge haben, die bereits volljährig sind: Denn die Unterstützung, die ihnen bis zum Erreichen der Volljährigkeit zustehe, falle danach weg, obwohl sie genauso nötig sei. Die Gründungsdirektorin des IfG und frühere Bundesfamilienministerin Prof. Dr. Ursula Lehr lenkte den Blick auf die langfristigen Folgen, die die Aufnahme der Flüchtlinge für Deutschland hat: Sie verwies auf die Chancen, die mit Blick auf die demographische Entwicklung entstehen – mahnte aber auch, dass dafür die Herausforderungen bei der Integration gemeistert werden müssten.

Immer wieder richtete sich das Interesse der Fragenden auf die beiden aus Syrien geflüchteten jungen Männer und deren Erlebnisse. So berichtete Jan Mustafa, dessen Flucht zwei Jahre dauerte, von seinen schlechten Erfahrungen mit der Polizei in Syrien, der Türkei, Griechenland und Italien – nur in Deutschland habe er keine Angst vor der Polizei. Mohammed Alibrahim, der in Syrien BWL studierte, denkt sogar an eine Ausbildung bei der Polizei, falls er sein Studium nicht fortsetzen kann. Er appellierte an alle, den Krieg in seinem Heimatland zu stoppen, „denn viele Syrer wollen wieder zurück“. Wichtig war ihm aber auch zu erklären, dass die Übergriffe auf Frauen in der Silvesternacht nicht typisch für muslimische Männer und „nicht zu entschuldigen“ seien. „Wir alle müssen aufpassen, dass so etwas nicht mehr passiert“, betonte Mohammed Alibrahim.

Im Anschluss an die Podiumsdiskussion konnten sich die Besucher auf einem „Markt der Möglichkeiten“ über eine mögliche Mitarbeit bei 16 verschiedenen Organisationen und Einrichtungen informieren, die Flüchtlingen helfen.

Schirmherr Andreas Kruse dankte den jungen Organisatoren ausdrücklich „für ihr Engagement, für ihr kluges, solidarisches, vorausschauendes Tun“. Er verwies auf eine Gerontologen-Studie zum Holocaust, die gezeigt habe, dass Erinnerungen an erlittene Traumata mit zunehmendem Alter intensiver würden. „Gleichzeitig haben wir aber auch festgestellt, wenn die Gesellschaft, die die Trauma-Opfer aufnimmt, sich offen, mitfühlend und unterstützend verhält, erinnert man sich im Alter auch daran.“ Mit ihrem Engagement leisteten die Studierenden einen wertvollen Beitrag zu einer solchen Entwicklung.

Offenes Forum

Foto: Harmeet Dawan

Schirmherr Andreas Kruse dankte den jungen Organisatoren ausdrücklich „für ihr Engagement, für ihr kluges, solidarisches, vorausschauendes Tun“.
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Letzte Änderung: 02.03.2016
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