Wie Muskeln zucken und Nerven leiten
Sammlung des Instituts für Physiologie und Pathophysiologie
Foto: Institut für Physiologie und Pathophysiologie
Kurzbeschreibung
Die Sammlung ermöglicht Einblicke in grundlegende physiologische Methoden. Sie umfasst historische Apparaturen vornehmlich aus dem 19. und 20. Jahrhundert, mit denen neue Erkenntnisse über grundlegende Mechanismen der Funktionsweise des menschlichen Körpers gewonnen werden konnten. So ermöglichte beispielsweise die Erzeugung definierter elektrischer Reize die Stimulation von Nerven- und Muskelzellen und damit die Untersuchung von Muskelkontraktion und Nervenleitung. Mithilfe der Instrumente der Sammlung lassen sich bedeutende Entwicklungen in der Forschungsgeschichte des Fachgebiets Physiologie und Pathophysiologie nachzeichnen. Wichtige Impulse bei der Entwicklung solcher Apparate ergaben sich dabei immer wieder aus dem Zusammenspiel verschiedener wissenschaftlicher Disziplinen. So finden sich in der Sammlung mehrere Instrumente, die auf Hermann von Helmholtz zurückgehen, der von 1858 bis 1870 eine Professur für Physiologie an der Universität Heidelberg innehatte, sich aber vor allem auch als Physiker einen Namen gemacht hat.
Umfang der Sammlung
Rund hundert Exponate sind Bestandteil der Sammlung.
Existiert seit
Die einzelnen Objekte befanden sich lange Zeit ungeordnet in verschiedenen Lagerräumen und Schränken des Instituts. Eine Zusammenführung und erste Sortierung erfolgte im Jahr 2013.
Nutzung in Forschung und Lehre
Die Sammlung ist eine reine Schausammlung und wird in Forschung und Lehre nicht genutzt.
Nutzung als Museum
Die Sammlung ist kein Museum im eigentlichen Sinne. Im ersten Stock des Instituts für Physiologie und Pathophysiologie, Im Neuenheimer Feld 326, befinden sich jedoch vier Vitrinen, in denen ausgewählte Stücke der Sammlung ausgestellt sind. Sie können während der Öffnungszeiten des Instituts besichtigt werden.
Foto: Institut für Physiologie und Pathophysiologie
Das sagt der Ansprechpartner für die Sammlung, Dr. Stefan Titz:
„Unsere Sammlung befindet sich noch im Aufbau. In einem ersten Schritt haben wir alle Objekte gesichtet und katalogisiert. Nun versuchen wir nach und nach mehr über die Geräte herauszufinden und Beschreibungen der Herkunft und Funktion zu erstellen. Über entsprechende Hinweise von außen sind wir dabei sehr dankbar.“
Das besondere Objekt:
Emil Du Bois-Reymond (1818 bis 1896) gilt als Begründer der Elektrophysiologie, wie sie uns heute in klinischen Methoden wie dem Elektrokardiogramm (EKG) zur Aufzeichnung elektrischer Aktivitäten der Herzmuskelfasern oder in der Elektroenzephalografie (EEG) zur Messung von elektrischen Strömen im Gehirn begegnet. Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelte der Berliner Wissenschaftler das sogenannte Schlitteninduktorium. Mit Hilfe solcher Geräte konnten Wechselspannungen generiert werden, die zur Erzeugung elektrischer Muskel- und Nervenreize in der Medizin und Physiologie genutzt wurden. Dabei wird eine Sekundärspule ganz oder teilweise mittels einer Schlittenführung über eine Primärspule geschoben. Das ermöglicht eine Änderung der magnetischen Kopplung und damit der Größe der Induktionsspannung. Durch das Einschieben eines aus dünnen Eisendrähten bestehenden Kerns in die Höhlung der Primärspule kann der Induktionsfluss durch diese Spule vergrößert und die induzierende Wirkung auf die Sekundärspule bedeutend verstärkt werden. Emil Du Bois-Reymond untersuchte mit diesem Gerät bioelektrische Phänomene der Muskelkontraktion. Mit seinen Experimenten trug er zusammen mit dem mit ihm befreundeten Hermann von Helmholtz maßgeblich zur Entwicklung einer naturwissenschaftlich orientierten Medizin bei, innerhalb derer die Physiologie zur Leitwissenschaft wurde.