„Ein gutes Jahr mehr für jeden Bürger“ - Gesundheitsstrategien für die Stadt der Zukunft
Referent: Prof. Dr. Joachim E. Fischer, Public Health, Universität Heidelberg
Respondentin: Dr. Christina West, Urban Office, Universität Heidelberg
Vortrag am 28. Mai 2018
Psychische und körperliche Gesundheit und Lebensqualität hängen nicht nur von der genetischen Disposition oder dem persönlichen Verhalten ab. Entscheidende Determinanten sind die Lebenswelten, ob für kleine Kinder die unmittelbare Familie und Nachbarschaft, für etwas ältere Kinder die Kindertagesstätten und Schulen, für Erwachsene die Arbeitswelt und für Ältere die Lebensbedingungen im Quartier. Gesundheitsbezogene Lebensqualität ist nicht einfach nur die Abwesenheit von Krankheit. Sie ist vielmehr eingebettet in den kommunalen oder städtischen Gestaltungsraum und damit Teil der sektorübergreifenden politischen Agenda.
Foto: Carsten Büll
Joachim E. Fischer ist seit Herbst 2006 Ordinarius für Public Health, Sozial- und Präventivmedizin an der Medizinischen Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg und leitet das gleichnamige Institut. Nach dem Studium der Humanmedizin in Freiburg, Neuseeland und Heidelberg und Facharztausbildung zum Kinderarzt in Tübingen und Witten-Herdecke arbeitete von 1992 bis 2001 als Oberarzt auf der Intensivmedizin an der Universitätskinderklinik Zürich. Von 1997 bis 1999 studierte er berufsbegleitend an der Harvard School of Public Health, Boston Epidemiologie und baute anschließend an der ETH Zürich eine Forschungsgruppe auf zum Arbeitsgebiet "Stress, Stressphysiologie und biologische Folgen von psychosozialen Belastungen bei der Arbeit". Ferner war er vor seiner Berufung an die Universität Heidelberg als Forschungsmethodologe am Horten-Institut der Universität Zürich für evidenzbasierte Medizin und praxisorientierte Forschung sowie an der Abteilung für Wachstum und Entwicklung der Universitätskinderklinik Zürich tätig.
Im Laufe seiner Tätigkeit am MIPH hat für Prof. Fischer neben der reinen Forschungstätigkeit die Frage nach der Umsetzung von wissenschaftlichen Erkenntnissen in Projekte von gesellschaftlichem Nutzen stetig an Wichtigkeit gewonnen. In Zusammenhang mit der Gesundheitsstrategie des Landes Baden-Württemberg wurde dabei die Bedeutung der Städte und Gemeinden als Orte gesundheitsförderlicher Gestaltung von Lebensräumen deutlich. Derzeit wird im Rahmen des vom Wissenschaftsministerium in Stuttgart geförderten Projekts "Ein gutes Jahr mehr für jeden Bürger" in Zusammenarbeit mit der Stadt Gaggenau erforscht, wie wissenschaftliche Evidenz in der Gestaltung der kommunalen Gesundheitspolitik nutzbar gemacht werden kann.
Christina West ist seit April 2015 als wissenschaftliche Koordinatorin und Geschäftsführerin des Reallabors "Urban Office - Nachhaltige Stadtentwicklung in der Wissensgesellschaft" sowie als Projektleiterin und Mitglied des Direktoriums des Reallabors "Asylsuchenden in der Rhein-Neckar-Region" am Geographischen Institut der Universität Heidelberg tätig. Zuvor war sie neben vielen weiteren Tätigkeiten Senior Researcher und wissenschaftliche Assistentin am Lehrstuhl für Wirtschaftsgeographie der Universität Mannheim, vertrat die Professur für Geographiedidaktik der Universität Koblenz-Landau, war Stipendiatin und Forschungsleiterin im Programm "Urban Innovation" an der Hong Kong Baptist University sowie Gastwissenschaftlerin am Institute for Cultural Industries der Shenzhen University, Volksrepublik China. Christina West studierte Geographie und Deutsche Philologie an der Universität Mannheim und promovierte zum Thema "Dimensionen des individuellen und gesellschaftlichen Wandels: die grundlegenden Orientierungen ‚geschlossen-offen' und ‚konkret-abstrakt' als Determinanten der Stadtentwicklung in Barcelona (1986-2005)". Derzeit arbeitet sie zu ihrem Forschungsansatz "Transversale Stadt - Transversale Gesellschaft". Sie hat zahlreiche Artikel in internationalen und nationalen Fachzeitschriften sowie Fachbüchern veröffentlicht, und verfügt über umfassende internationale und nationale Vortrags-, wissenschaftliche Beirats-, Gutachterinnen- und Moderationstätigkeiten.