Historiker aus den USA zeichnen Sinologin Barbara Mittler aus
12. November 2013
Die Heidelberger Sinologin Prof. Dr. Barbara Mittler wird von der American Historical Association (AHA) mit dem „John K. Fairbank Prize in East Asian History“ ausgezeichnet. Die Wissenschaftlerin vom Institut für Sinologie der Ruperto Carola erhält den Preis für ihre Studie „A Continuous Revolution: Making Sense of Cultural Revolution Culture“, die sich mit der Entstehung von Propagandakunst aus der Zeit der Kulturrevolution und mit ihrem Einfluss auf das heutige China beschäftigt. Die Auszeichnung wird Prof. Mittler, Geschäftsführende Direktorin des Exzellenzclusters „Asien und Europa im globalen Kontext“ der Universität Heidelberg, Anfang Januar 2014 während der Jahrestagung der AHA in Washington D.C. verliehen.
Die Zeit der „Großen Proletarischen Kulturrevolution“ (1966 bis 1976) unter Mao Zedong wird oft als eine politische, ökonomische und soziale Katastrophe für China und als eine Zeit kultureller Stagnation und Zerstörung dargestellt. „Dennoch erfreut sich die Propagandakunst dieser Zeit bis heute großer Beliebtheit in vielen Bereichen der chinesischen Gesellschaft“, sagt Prof. Mittler. „Die damaligen Revolutionslieder tauchen in Karaoke-Bars oder in Homevideos immer wieder auf. Bilder wie zum Beispiel das Mao-Portrait hängen an den Spiegeln von Taxiautos, sie sind auch auf T-Shirts und Accessoires aufgedruckt.“ In ihrer Publikation gibt die Heidelberger Sinologin Antworten auf die Frage, weshalb die Propagandaprodukte ausgerechnet dieser Periode, deren radikale Politik China für zehn Jahre bestimmte und die vielen Menschen, vor allem aber den Intellektuellen, großes Leid und Unglück zufügte, immer noch so beliebt sind. Die Studie von Prof. Mittler ist Ende vergangenen Jahres bei Harvard University Press erschienen.
Die 1884 gegründete American Historical Association ist mit rund 14.000 Mitgliedern die größte wissenschaftliche Fachgesellschaft für Historiker in den USA. Der Fairbank-Preis ist nach dem einflussreichen Historiker und Sinologen John K. Fairbank (1907 bis 1991) benannt, der 1968 auch das Präsidentenamt der AHA innehatte. Die Auszeichnung wird jährlich für ein herausragendes Buch aus dem Bereich der ostasiatischen Geschichte vergeben.