Günther Dohmen 75 Jahre Grundgesetz – mit studentischem Heidelberger „Geburtshelfer“

Seinen 75. Geburtstag feiert in diesem Jahr das Grundgesetz, dessen Inkrafttreten am 23. Mai 1949 auch die Geburtsstunde der Bundesrepublik Deutschland markierte. Bei der Ausarbeitung des Grundgesetzes im Parlamentarischen Rat war 1948/49 auch der damalige Heidelberger AStA-Vorsitzende Günther Dohmen dabei. Wie er studentischer Gast der Beratungen wurde, warum Rats-Präsident Konrad Adenauer gemeinsam mit ihm in der Heidelberger Marstall-Mensa aß, was er mit dem Recht auf Kriegsdienstverweigerung zu tun hatte und noch weitere spannende Anekdoten aus seinem bewegten Leben erzählte der mittlerweile verstorbene Günther Dohmen vor fünf Jahren als 92-Jähriger im Alumni-Interview.

"Reisekosten, Unterkunft und Verpflegung übernehmen wir, aber bitte Bettwäsche mitbringen!“, so stand es nach Günther Dohmens Erinnerung in Adenauers Telegramm. Der Präsident des Parlamentarischen Rats wollte auch Vertreter der jungen Generation bei den Beratungen dabeihaben, so dass der Ältestenrat des Rats den damals 22-Jährigen, der es als Heidelberger AStA-Vorsitzenden zu einer gewissen Bekanntheit gebracht hatte, einlud, als Vertreter der Studentenschaft ohne Stimmrecht an den Sitzungen teilzunehmen. Günther Dohmen sagte zu und war zu Beginn einer von zehn studentischen Gästen – aber das Interesse der anderen klang bald ab: „Die meisten wollten lieber schnell mit ihrem Studium fertig werden, da es damals wichtig war, rasch Geld verdienen zu können, um wieder auf die Beine zu kommen“, erinnerte sich der spätere Tübinger Pädagogik-Professor. 

Günther Dohmen dagegen interessierte sich sehr für die Arbeit des Parlamentarischen Rats und nahm an allen wichtigen Sitzungen teil. Da der junge Student es sich nicht nehmen ließ, sich während der Beratungen auch zu Wort zu melden, sprach Adenauer ihn eines Tages in der Kantine an. Der CDU-Politiker wollte wissen, warum die junge Generation sich so wenig für die Arbeit des Parlamentarischen Rats interessierte, und Günther Dohmens Ausführungen hatten zur Folge, dass Adenauer ihn zum Abendessen zu sich nach Hause einlud, wo sie weiter diskutierten. „Am Ende sagte Adenauer: Können Sie mir das alles nicht einmal aufschreiben und in mein Büro bringen – wenn möglich schon morgen früh? Ich habe das noch in der Nacht aufgeschrieben, und Adenauer hat es in einer Rede verwendet, die er für die neu gegründete Junge Union gehalten hat.“ Dohmen lud dann Adenauer wie auch Carlo Schmid, den Vorsitzenden des Hauptausschusses, nach Heidelberg ein, um dort mit den Studierenden über die Arbeit des Rats zu diskutieren – und beide folgten seiner Einladung, so dass zu den Gästen der Marstall-Mensa auch der erste Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland zählt.

Dohmen

In der neuen Verfassung war Günther Dohmen, der 1943 als 16-jähriger Luftwaffenhelfer eingesetzt wurde und als sehr junger Soldat die Schrecken des Kriegs miterlebte, vor allem das Recht auf Kriegsdienstverweigerung wichtig. „Als Gast konnte ich natürlich nicht selbst beantragen, dass dieses Recht Eingang in das Grundgesetz findet, aber Fritz Eberhard, der spätere Intendant des Süddeutschen Rundfunks, hat das Thema aufgegriffen und mich sehr unterstützt“, erinnerte er sich. „Die SPD-Abgeordnete Friederike Nadig hat dann offiziell den entsprechenden Antrag gestellt – aber es war meine Formulierung! Ich bin immer noch stolz, dass dieser Paragraph mit wenigen Gegenstimmen in das Grundgesetz aufgenommen wurde.“