HAInews 2023/02 80. Geburtstag: In Erinnerung an Alumnus Hans-Peter Kaul
80 Jahre wäre der 2014 verstorbene Heidelberger Alumnus Hans-Peter Kaul am 25. Juli 2023 geworden. Der Internationale Strafgerichtshof (IStGH) in Den Haag kann als Lebenswerk des Völkerrechtlers und Diplomaten gelten: Als Verhandlungsführer der deutschen Delegation stritt er von 1996 bis 2002 leidenschaftlich für die Einrichtung des Gerichts, an dem er schließlich als erster Deutscher Richter wurde.
Hans-Peter Kaul hatte an der Ruperto Carola Jura studiert und beide Staatsexamina abgelegt. Der Jurist, der selbst mitten im Zweiten Weltkrieg geboren worden war, nannte als Antrieb für seinen unermüdlichen Einsatz für die Errichtung eines Weltstrafgerichts „die Erlebnisse der unglaublichen, ich betone das ausdrücklich, der unglaublichen faktischen und moralischen Katastrophe, die Deutschland über die Welt und über sich selbst gebracht hat“.
Bevor Hans-Peter Kaul Richter in Den Haag wurde, hatte er jahrzehntelang als Diplomat gearbeitet: Im Auswärtigen Amt kümmerte er sich um die Vereinten Nationen, später war er in den deutschen Botschaften in Israel, Norwegen und Washington sowie in der deutschen Vertretung der Vereinten Nationen in New York tätig. 2002 wurde er zum Botschafter des Auswärtigen Amts für den IStGH ernannt, an dem er ein Jahr später Richter wurde. Von 2004 bis 2009 wirkte Hans-Peter Kaul als Vizepräsident des Gerichts, 2006 wurde er für eine zweite Amtszeit bis 2015 wiedergewählt. Im Juli 2014 starb er jedoch nach kurzer, schwerer Krankheit vier Tage vor seinem 71. Geburtstag. Geprägt von seinen Erfahrungen sagte der Hauptmann der Reserve kurz vor seinem Tod, er sei zum Pazifisten geworden, der nur in absolut äußersten Notfällen den Einsatz bewaffneter militärischer Gewalt tolerieren könne: „Denn sie führt fast automatisch zu Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen. Es gibt keinen Militäreinsatz ohne Verbrechen.“