Palimpsest – Wiederverwendung für Michaelsbuch-Umschlag
Papyrussammlung
Das hier gezeigte Pergamentblatt bildete den Umschlag eines lange verschollenen und erst 2010 wiedergewonnenen magischen Büchleins, des sogenannten Michaelsbuchs. Es bestand aus insgesamt sieben auf diese Weise gefertigten Doppelblättern.
Pergament wird aus Tierhaut gewonnen. Es zeichnet sich insbesondere dadurch aus, dass es abgekratzt und mehrfach verwendet werden kann. Daher auch die Bezeichnung "Palimpsest", was von den griechischen Wörtern palin für „zurück“ und psestos für „geschabt“ stammt. Auch dieses Doppelblatt wurde, bevor es mit Zaubersprüchen zur Krankenheilung und Dämonenabwehr beschrieben wurde, schon einmal verwendet: als repräsentativer Codex mit Lesungen aus den Paulusbriefen. Ursprünglich waren die Blätter mehr als 30 cm hoch, sorgfältig liniierten und in zwei Spalten unterteilt, die mit einer gepflegten koptischen Buchschrift des 9. Jahrhunderts beschrieben waren. Schon ein gutes Jahrhundert später allerdings wurde das Pergament abgeschabt, um es für einen anderen Inhalte nutzen zu können – vielleicht weil die Liturgieordnung jetzt eine andere war. Solche Formen der Nachnutzung bezeugen, dass Schreibmaterial keineswegs überall und immer in wünschenswertem Umfang verfügbar war (und ist).
Pergament, Doppelseite: Höhe 21,1 cm, Breite 26,9 cm, 9. bzw. späteres 10. Jh. v. u. Z., Inventarnummer Kopt. 686, S. 2 u. 19 (Doppelseite), Papyrussammlung des Instituts für Papyrologie, Universität Heidelberg
© Elke Fuchs, Institut für Papyrologie