Sesterz des Traian und Denar des Herennius – Münzen aus der Römischen Kaiserzeit
Münzsammlung
Hier abgebildet sind zwei Münzen, die aus der Römischen Kaiserzeit stammen: Ein Denar und ein Sesterz.
Die obere Münze zeigt die Vorder- und Rückseite eines Denars. Der Denar ist eine Werteinheit (Nominal), die seit spätestens 211 v. u. Z. bis ins 3. Jahrhundert n. u. Z. das bedeutendste Silbernominal der römischen Antike darstellte. Die vorliegende Münze wurde von dem Münzmeister Marcus Herennius geprägt, dessen Namen auf der Rückseite zu lesen ist. Ursprünglich wurde der Denar im Wert von 10 bronzenen Assen, der kleinsten römischen Geldeinheit, herausgegeben. Um 140 v. u. Z. änderte sich dies und der Wert eines Denars betrug nun 16 Asse. Nur sehr selten wurde auf antike Münzen ihr Nennwert geprägt, da dieser durch das Material und/oder das Münzbild meist direkt zu erkennen waren. Dieser Denar weist nun eine Besonderheit auf: Auf die freie Fläche rechts der vorderseitig dargestellten Pietas wurde das Wertzeichen XVI (= 16) eingeritzt. Solche Ritzungen, die sich auf Münzen aus fast allen Epochen und geographischen Kontexten finden lassen, heißen »Graffito«. Sie können schlichte Markierungen oder sehr persönliche Schriftzeugnisse sein. In diesem Fall wollte die einritzende Person den Wert bzw. Umrechnungskurs der Münze (16:1) offensichtlich genau festhalten.
Bei der unteren Abbildung handelt es sich um die Vorder- und Rückseite eines Sesterzes aus Bronze, der die Providentia Augusti, die weise Voraussicht des Kaisers darstellt, was auch der Umschrift auf der Rückseite (Legende) zu entnehmen ist. Besonders interessant ist die Legende der Vorderseite, die in der Hohen Kaiserzeit auf ungefähr 7 Uhr (wenn man die Münze als Ziffernblatt »liest«) beginnt. Sie lautet: IMP CAES NER TRAIANO OPTIMO AVG GER DAC PARTHICO P M TR P COS VI P P. Manche Bestandteile sind auf diesem Exemplar nicht gut zu lesen, da sie aber vielfach quasi »genormt« sind, sind sie für den Profi leicht zu rekonstruieren. Diese Legende, hier im Dativ zu lesen, setzt sich aus verschiedenen Teilen zusammen: 1. Name (Nerva, Traianus) 2. Titel (Imperator, Caesar, Augustus, Optimus, Pater Patriae) 3. Ämter (Pontifex Maximus, Tribunicia Potestas, Consul) sowie 4. Siegerbeinamen (Germanicus, Dacicus, Parthicus). Die Ämter wurden teils jährlich vergeben und sind somit eindeutig datierbar. Ebenso sind die Zeitpunkte, an denen der Kaiser mit Siegerbeinamen geehrt wurde, meist sehr genau überliefert. Auf diese Weise kann eine römische Münze häufig jahresgenau datiert werden.
Bronze, Durchmesser 33,7 mm, 24,20 g, 114–117 n. u. Z., Stempelstellung 6 h, Rom, Inventarnummer N21532, Münzsammlung, Heidelberg Center for Cultural Heritage
Denar: Silber, Durchmesser 19,8 mm, 3,90 g, 108–107 v. u. Z., Stempelstellung 11 h, Rom, Inventarnummer N10088, Münzsammlung, Heidelberg Center for Cultural Heritage
© Susanne Börner