Life Sciences Bridge Award Auszeichnung für Tuberkulose-Forschung mit modernen Bioengineering-Technologien

4. November 2024

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Für seine Tuberkulose-Forschung mit modernen Bioengineering-Technologien hat Dr. Vivek Thacker den „Life Sciences Bridge Award“ der Aventis Foundation erhalten. Der Biophysiker arbeitet an der Aufklärung der Frage, wie das Tuberkulose-Bakterium sowohl der Immunabwehr als auch einer Antibiotika-Behandlung trotzen kann. Dr. Thacker ist Wissenschaftler an der Medizinischen Fakultät Heidelberg der Universität Heidelberg und leitet eine Forschungsgruppe am Zentrum für Infektiologie des Universitätsklinikums Heidelberg. Die mit 100.000 Euro dotierte Auszeichnung – einer der höchstdotierten lebenswissenschaftlichen Nachwuchspreise in Deutschland – soll die weiteren Forschungsarbeiten unterstützen und den Weg zu einer Professur ebnen. 

Portrait Vivek Thacker

Das Thacker-Labor forscht an der Schnittstelle von Infektionskrankheiten, Immunologie, Bioengineering und der Systembiologie multizellulärer Systeme. Das Team entwickelt und verwendet unter anderem künstlich hergestellte menschliche Organ-on-a-chip-Modelle – Organe in Miniaturformat. Dazu gehört das mit einer porösen und dehnbaren Membran ausgestattete Lung-on-a-Chip-System. Es bietet die Möglichkeit, das Geschehen an der Grenzfläche zwischen den Lungenbläschen und den sie umgebenden Kapillaren – den kleinsten Gefäßen – zu simulieren. Dr. Thacker ist es gelungen, diesen an der Harvard University in den USA entwickelten Biochip für die Tuberkulose-Forschung nutzbar zu machen. Die Arbeit auf diesem Gebiet hat bis heute zu selten Zugang zu solchen modernen Technologien, wie der Heidelberger Wissenschaftler betont.

Mit dem Lung-on-a-Chip-System konnte der Wissenschaftler die Interaktion von Tuberkulose-Bakterien mit den Zellen ihres Wirts während des Atmens räumlich und zeitlich nachvollziehen, also direkt die allerersten Momente einer Tuberkulose-Infektion beobachten. Mit den von ihnen gebildeten langen Strängen fesseln die Bakterien den Zellkern infizierter „Fresszellen“ des Immunsystems und unterdrücken ihre Immunantwort. So bleiben die Erreger versteckt im Körper und entziehen sich dem Zugriff von Immunsystem und Antibiotika. Dr. Thacker ist es zudem gelungen, die besondere Schutzfunktion von Surfactant zu bestätigen. Diese Substanz ist wichtig für eine funktionierende Atmung. Wie viel davon in spezialisierten Zellen der Lunge produziert wird, ist entscheidend dafür, wie gut das anfängliche Wachstum von Tuberkulose-Bakterien kontrolliert werden kann. 

Die Aventis Foundation würdigt Dr. Thackers interdisziplinär weiterentwickelte Technologie, mit der er dem Ursprung der Tuberkulose nachspürt. „Seine Forschung kann zu neuen therapeutischen Ansätzen gegen diese furchtbare Krankheit führen“, sagt Prof. Dr. Werner Müller-Esterl, Vorsitzender der Jury des „Life Sciences Bridge Award“. Die Aventis Foundation ist eine unabhängige, gemeinnützige Stiftung mit Sitz in Frankfurt (Main), die Kunst und Kultur sowie Wissenschaft, Forschung und Lehre fördert. Der „Life Sciences Bridge Award“ wird jährlich an bis zu drei Preisträgerinnen und Preisträger vergeben und dient der Förderung von Forschungstalenten an deutschen Universitäten. Damit soll der Preis zu einer Stärkung der Spitzenforschung in Deutschland beitragen. 

Vivek Thacker spezialisierte sich an der britischen University of Cambridge im Studiengang Natural Sciences Tripos auf Physik, um dies am Massachusetts Institute of Technology in den USA zu vertiefen. Zurück in Großbritannien wurde der Wissenschaftler in Cambridge mit einer Arbeit in der Biophysik promoviert und schloss sich anschließend einer Tuberkulose-Forschungsgruppe an der École Polytechnique Fédérale in Lausanne (Schweiz) an. Seit Oktober 2023 leitet Dr. Thacker seine eigene Gruppe in der Sektion Medizinische Mikrobiologie und Hygiene am Zentrum für Infektiologie des Universitätsklinikums Heidelberg.