Auszeichnung Caroline-Herschel-Medaille für Heidelberger Astrophysikerin
8. April 2022
Prof. Dr. Eva Grebel erhält als erste Preisträgerin die gemeinsame neue Auszeichnung der Royal Astronomical Society und der Astronomischen Gesellschaft
In Anerkennung ihrer herausragenden wissenschaftlichen Beiträge zum Verständnis der Entwicklung von Galaxien und der galaktischen Archäologie erhält Prof. Dr. Eva Grebel, Astrophysikerin an der Universität Heidelberg, die Caroline-Herschel-Medaille. Die Direktorin des Astronomischen Rechen-Instituts ist die erste Preisträgerin der neuen gemeinsamen Auszeichnung der Royal Astronomical Society und der Astronomischen Gesellschaft, die im vergangenen Jahr von der britischen Regierung zu Ehren der ehemaligen Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel eingeführt wurde. Als Vorbild, hervorragende Mentorin und Führungspersönlichkeit inspiriere Eva Grebel ebenso Studierende wie junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. „Sie ist damit die ideale Preisträgerin der ersten Caroline-Herschel-Medaille“, so die Begründung der beiden Fachgesellschaften zur Verleihung der Auszeichnung.
Im Mittelpunkt der Forschungsarbeiten von Eva Grebel steht die Frage, wie sich Galaxien bilden und entwickeln. Mit Methoden der galaktischen Archäologie untersucht sie dazu die Überreste von Sternenpopulationen. Die Wissenschaftlerin gilt als Pionierin der sogenannten Nahfeld-Kosmologie, die die Entstehungsgeschichte naher Galaxien nutzt, um die Entwicklung des Universums als Ganzes zu verstehen. Mit ihrer Forschungsgruppe entdeckte sie eine neue Klasse von Galaxien, die nun als „Ultralichtschwache Zwerggalaxien“ bekannt sind. Mit der Untersuchung dieser Galaxien und der Erforschung weiterer Zwerggalaxien in der Umlaufbahn um die Andromedagalaxie erbrachte sie Belege für die Rolle, die die nicht-sichtbare Dunkle Materie bei der Galaxienbildung spielt. Außerdem leistete Prof. Grebel Pionierarbeit bei der Verwendung von pulsierenden veränderlichen Sternen, um die dreidimensionale Struktur der Milchstraße und ihrer Nachbargalaxien zu verstehen.
Eva Grebel studierte Astronomie an der Universität Bonn, an der sie 1995 promoviert wurde. Anschließend arbeitete sie als Postdoktorandin an der Universität Würzburg sowie an mehreren US-amerikanischen Universitäten, ehe sie im Jahr 2000 nach Europa zurückkehrte. Zunächst war sie als Forschungsgruppenleiterin am Max-Planck-Institut für Astronomie in Heidelberg tätig, 2003 wechselte sie als Professorin an die Universität Basel (Schweiz). Seit 2007 lehrt und forscht Prof. Grebel am Zentrum für Astronomie der Universität Heidelberg, zu dem das Astronomische Rechen-Institut gehört. Sie ist Sprecherin des Sonderforschungsbereichs 881 „Das Milchstraßensystem“. Für ihre Forschungsarbeiten erhielt sie zahlreiche Preise und Ehrungen, darunter den Forschungspreis der Manfred-Lautenschläger-Stiftung und den Wissenschaftspreis der Hector-Stiftung. Eva Grebel ist Mitglied der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina sowie der Heidelberger Akademie der Wissenschaften und der Hector Fellow Academy.
Die neue Auszeichnung ist benannt nach Caroline Herschel (1750 bis 1848), einer bedeutenden Astronomin des späten 18. und frühen 19. Jahrhunderts. Geboren in Hannover, zog sie später mit ihrem Bruder William, dem ersten Präsidenten der Royal Astronomical Society, nach Großbritannien. Sie entdeckte acht Kometen, zudem bearbeitete und verbesserte sie Kataloge von Sternen, Sternhaufen und Nebeln. Die neue Medaille würdigt ihr Werk und zugleich die intensive und langjährige wissenschaftliche Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Großbritannien. Prof. Grebel wird die erste Caroline-Herschel-Medaille während der Jahrestagung der Astronomischen Gesellschaft im September in Bremen entgegennehmen.