Manfred Lautenschläger-Forschungspreis Christine Selhuber-Unkel und Victoria Ingham als innovative Forscherinnen ausgezeichnet

27. Juni 2023

Manfred Lautenschläger-Forschungspreis und Preis für den wissenschaftlichen Nachwuchs vergeben

„Dieser Preis ist besonders wertvoll, besonders vorbildlich und besonders wirksam“, sagte der Rektor der Universität Heidelberg, Prof. Dr. Bernhard Eitel – bietet der mit 250.000 Euro dotierte Manfred Lautenschläger-Forschungspreis den damit ausgezeichneten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern doch die Möglichkeit, mit Mut und Risiko Fragestellungen in der Forschung nachzugehen, die auf „normalen“ Wegen nicht gefördert werden. In diesem Jahr wurde die Auszeichnung an die Physikerin Prof. Dr. Christine Selhuber-Unkel vergeben. Geehrt wurde sie als international herausragende Vertreterin des hochgradig innovativen Forschungsfeldes „Molecular Systems Engineering“. Ein zweiter von Ehrensenator Dr. h.c. Manfred Lautenschläger gestifteter Preis wendet sich an den wissenschaftlichen Nachwuchs. Diese Auszeichnung, die mit einem Preisgeld von 25.000 Euro verbunden ist, konnte die Biologin Dr. Victoria Ingham entgegennehmen.

Christine Selhuber-Unkel, seit 2020 an der Universität Heidelberg tätig, ist Mitglied der Fakultät für Ingenieurwissenschaften und Gründungsdirektorin des Institute for Molecular Systems Engineering and Advanced Materials (IMSEAM). An der Schnittstelle von Materialwissenschaften und Biophysik forscht sie an biohybriden lebensinspirierten Mikrosystemen. Mit ihren Forschungsarbeiten verfolgt Prof. Selhuber-Unkel das Ziel, synthetische Systeme aus molekularen Bausteinen mit lebenden Zellen zu verknüpfen. Gelingt es, dass die Zellen ihre Bewegungsimpulse an die künstlichen Strukturen übertragen, können daraus „lebende Materialien“ erwachsen, die unabhängig wären von externen Energiequellen. Vision der Wissenschaftlerin ist die Entwicklung von selbstregulierenden Bio-Tech-Hybriden, deren Funktionalität weit über die heute existierenden, rein technischen Systeme hinausreicht. Die Universität Heidelberg sei „ein toller Inkubator“, um solche Ideen zu entwickeln, betonte die Trägerin des Manfred Lautenschläger-Preises 2023.

Der Preis für den wissenschaftlichen Nachwuchs ging mit Victoria Ingham an eine junge Forscherin, die in einem dynamischen Forschungsfeld wissenschaftliches Neuland betritt. Am Zentrum für Infektiologie des Universitätsklinikums Heidelberg geht sie in der Abteilung Parasitologie der Frage nach, wie sich die Ausbringung von Insektiziden zur Malaria-Kontrolle und eine sich ausbreitende Resistenz gegen solche Chemikalien auf die Anopheles-Mücke auswirken – den häufigsten Wirt des Malaria-Erregers. Dabei untersucht sie insbesondere den Einfluss auf die Fähigkeit, den Parasiten auf den Menschen zu übertragen. Dr. Ingham leitet seit 2021 an der Medizinischen Fakultät Heidelberg der Universität Heidelberg und am Deutschen Zentrum für Infektionsforschung die Nachwuchsgruppe „Translationale Malaria-Forschung“.

Über ihre Forschungsarbeiten berichteten die beiden Wissenschaftlerinnen im Gespräch mit Moderator und Journalist Markus Brock, begleitet von Prof. Dr. Peer Fischer (Molecular Systems Engineering), Prof. Dr. Michael Lanzer (Parasitologie) und Prof. Dr. Ulrich Schwarz (Theoretische Physik). Von innovativen Forschungsfeldern, die sich in „atemberaubender Geschwindigkeit an unserer Universität entwickeln“, hatte zuvor der Rektor in seiner Begrüßung zum Auftakt der Preisverleihung gesprochen. Wie wichtig es dabei ist, auch „risikoreiche“ Forschung mit ungewissem Ausgang zu betreiben, unterstrich neben Prof. Selhuber-Unkel auch die Neurobiologin Prof. Dr. Hannah Monyer. Ausgezeichnet mit dem Manfred Lautenschläger-Forschungspreis 2020/2021 stellte sie sich den Fragen von Markus Brock zusammen mit Juniorprofessor Dr. Felix Joos, der für seine Arbeiten auf dem Gebiet der Theoretischen Informatik den Nachwuchspreis erhalten hatte.

Die Vielfältigkeit fördernd und regional verwurzelt seien die Preise vor allem aber „zukunftsgerichtet“, betonte Markus Lautenschläger. Den vor mehr als 20 Jahren ins Leben gerufene Forschungspreis für ausgewiesene Forscherpersönlichkeiten 2018 um einen Preis für junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu erweitern, sei eine sinnvolle Ergänzung. „Wir sind auf den wissenschaftlichen Nachwuchs angewiesen“, betonte der Geschäftsführer der Manfred Lautenschläger-Stiftung, der mit einer kurzen Ansprache die Festveranstaltung in der Alten Aula beschloss.

Lautenschläger-Forschungspreis

Der Lautenschläger-Forschungspreis wird alle zwei Jahre für besondere Leistungen in der Spitzenforschung vergeben. Die Auszeichnung wendet sich an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Heidelberg sowie an Forscher aus dem In- und Ausland, die der Ruperto Carola durch Wissenschaftskooperationen in besonderer Weise verbunden sind. Der Unternehmer Manfred Lautenschläger hat den Preis 2001 ins Leben gerufen, um herausragende, im Erkenntnisprozess aktive Forscherinnen und Forscher zu fördern. Ein interdisziplinär zusammengesetztes Kuratorium weltweit vernetzter Wissenschaftler entscheidet über die Auswahl der Preisträger, die aus allen Disziplinen für den Lautenschläger-Forschungspreis nominiert werden können.

Lautenschläger-Forschungspreis für den wissenschaftlichen Nachwuchs

Im Jahr 2018 wurde erstmals der Preis für den wissenschaftlichen Nachwuchs verliehen. Ausgezeichnet werden können Habilitanden, Nachwuchsgruppenleiter oder Juniorprofessoren, die herausragende wissenschaftliche Leistungen und besonders innovative Forschungsansätze vorweisen können. Das Preisgeld dient dazu, die jungen Forscherinnen und Forscher in ihrer persönlichen wissenschaftlichen Entwicklung zu fördern und sie in ihrer Forschungstätigkeit zu unterstützen.