Jahresfeier „Die Herausforderungen aktiv gestaltend meistern“

24. Oktober 2022

Jahresfeier der Universität Heidelberg zum Auftakt des neuen Akademischen Jahres

„Die Universität ist fest verwurzelt in ihrer langen Geschichte, aber sie ist auch prägender Faktor der Gegenwart. Ich sehe keine Verzagtheit, sondern Aufbruch.“ Das sagte der Rektor der Ruperto Carola, Prof. Dr. Bernhard Eitel, in seiner Ansprache zum Auftakt der Jahresfeier, mit der die Universität Heidelberg traditionell das neue Akademische Jahr eröffnet. Aller Krisen zum Trotz, von denen auch die Wissenschaft getroffen werde, halte die Universität Kurs, um „die Herausforderungen aktiv gestaltend zu meistern“, so der Rektor weiter. Zu der Jahresfeier hatten sich Universitätsangehörige sowie Freunde, Förderer und Ehemalige am 22. Oktober 2022 in der Aula der Neuen Universität versammelt, um mit der festlichen Veranstaltung den 636. Jahrestag des Bestehens der Universität zu begehen.

Trotz aller Zuversicht und der Freunde über ein neues Semester in Präsenz warnte der Rektor vor den Folgen der Energiekostenkrise: Die Universität werde prioritär mit Energie versorgt, brauche aber angesichts der Kostensteigerungen schnell finanzielle Verlässlichkeit. Dies gelte auch angesichts von Inflation und steigenden Vergütungen zum Beispiel für Drittmittelbeschäftigte. „Die Finanzmittel aus dem Hochschulfinanzierungsvertrag II schmelzen wie Schnee in der Frühjahrssonne“, sagte der Rektor. „Die Universitätsfinanzierung muss an die ,Zeitenwende‘ angepasst werden.“

In seinem Rückblick auf das vergangene Akademische Jahr verwies der Rektor neben den erfolgreich eingeworbenen Mitteln für die Fortsetzung der 4EU+ European University Alliance insbesondere auch auf den erfolgreichen Auf- und Ausbau neuer inneruniversitärer Strukturen. „Unser akademisches Qualitätsmanagement ist nun fast komplett“, so der Rektor. Das heiQUALITY-System umfasst die Akkreditierung aller Studiengänge, die Förderung von Doktoranden und wissenschaftlichem Nachwuchs im Rahmen von heiDOCS und heiTRACKS sowie das Weiterbildungs- und Qualifizierungsangebot des Sprachen- und Kompetenzzentrums heiSKILLS. Im Bereich Transfer, Ausgründungen und Patente scoutet und unterstützt die Transferagentur hei_INNOVATION innovative Ideen für die Gründung von Unternehmen, zusammen mit der vor zwei Jahren gegründeten ScienceValue Heidelberg GmbH ist eine „Pipeline“ entstanden, über die universitäre IP-Rechte effizient und gewinnbringend verwertet werden können, wie Prof. Eitel erläuterte.

„In der Forschung sehen wir die mit all diesen Maßnahmen flankierend geförderte Dynamik“, betonte der Rektor. „Wir sind dabei, mit neuen Infrastrukturmaßnahmen die Entwicklung langfristig zu begleiten.“ Eine besondere Bedeutung kommt nach den Worten von Prof. Eitel der Health + Life Science Alliance Heidelberg Mannheim zu. „Wir freuen uns, dass das Land den Innovationscampus nun tatkräftig unterstützt. Wir treiben dieses Thema voran“, sagte Prof. Eitel. Neben der Fusion der beiden Medizinischen Fakultäten bleibe die Zusammenführung der zwei Universitätsklinika eine Herausforderung. „Das muss nun endlich zügig vom Ministerpräsidenten entschieden werden.“

Mit Blick auf den Entschluss, seine dritte Amtszeit im kommenden Jahr vorzeitig zu beenden, sagte der Rektor: „Ich habe mich dafür entschieden, mein Amt zur Verfügung zu stellen, um zu ermöglichen, bereits jetzt einen neuen Kopf zu finden, der die Universität in die kommenden Jahre führen kann“, so Prof. Eitel. „Dies ist jetzt notwendig, weil der Exzellenzwettbewerb gegen Ende des Jahres wieder in seine heiße Phase einmündet. Strategische Entscheidungen, längerfristige Entwicklungen und gegebenenfalls universitäre Strukturänderungen einleiten, das kann nur von jenen vertreten und Gutachtern glaubwürdig vermittelt werden, die solche Pläne auch umsetzen werden.“

Wissenschaftsgespräch

Mit der Forderung nach Wahrung der institutionellen Autonomie von Universitäten und dem Schutz der Freiheit von Forschung und Lehre griff der Rektor in seiner Rede zwei Aspekte auf, die auch Thema des folgenden Wissenschaftsgesprächs sein sollten. Unter dem Titel „Wissenschaft – Freiheit – Verantwortung“ stellte sich der Heidelberger Rechtswissenschaftler und frühere Bundesverfassungsrichter Prof. Dr. Paul Kirchhof den Fragen von FAZ-Redakteurin Heike Schmoll. Angesichts aktueller Kontroversen etwa um Gendern, Cancel Culture und umstrittene Agitatoren forderte Prof. Kirchhof, dass grundlegende universitäre Prinzip von „Rede und Gegenrede“ zu wahren. Dies durch „ständige Arbeit an der Rationalität“ insbesondere auch den Studierenden zu vermitteln, müsse stete Aufgabe der Universitäten sein, so der Wissenschaftler.

Ehrensenatorwürde und Ehrendoktorwürde

Mit der Jahresfeier hat die Ruperto Carola ihre Tradition fortgesetzt, außerordentliches Engagement für die Universität und die Förderung der Wissenschaften zu würdigen: Mit der Verleihung der Ehrensenatorwürde an Bettina Hornbach, Dr. Tilman Krauch und Markwart von Pentz wurden drei Persönlichkeiten ausgezeichnet, die sich in vielfältiger Weise um die Ruperto Carola verdient gemacht haben, wie der Rektor betonte. „Sie sind wichtige Begleiter der Universität und der Entwicklung unserer Universität“, so Prof. Eitel. Mit den Worten „Du bist uns zur guten Freundin geworden“ wandte sich der Rektor an Prof. Dr. Louise Gunning-Schepers. Die international renommierte niederländische Wissenschaftlerin mit zahlreichen öffentlichen Funktionen gehört seit 2013 dem Academic Advisory Council der Universität an. Für ihren außerordentlichen Einsatz in diesem höchsten Beratungsgremium der Ruperto Carola zeichnete sie der Rektor mit der Würde eines Doktors ehrenhalber aus, um damit Prof. Gunning-Schepers in den Kreis der Heidelberger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aufzunehmen.

Hengstberger-Preise

Während der Jahresfeier wurde zudem der Klaus-Georg und Sigrid Hengstberger-Preis 2022 für den wissenschaftlichen Nachwuchs verliehen. Die drei mit jeweils 12.500 Euro dotierten Auszeichnungen gingen an Dr. Elisa Fresta und Dr. Yan Huang vom Physikalisch-Chemischen Institut, Dr. Andreas Sander vom Astronomischen Rechen-Institut sowie Dr. Philipp Uhl und Dr. Florian Umstätter, die in der Radiopharmazeutischen Chemie am Universitätsklinikum Heidelberg tätig sind. Mit der Auszeichnung erhalten die Preisträger und Preisträgerteams die Möglichkeit, ein eigenes wissenschaftliches Symposium am Internationalen Wissenschaftsforum Heidelberg (IWH) durchzuführen. Die Laudationes auf die fünf ausgezeichneten jungen Forscherinnen und Forscher hielt der Direktor des IWH, der Chemiker Prof. Dr. A. Stephen K. Hashmi. Die Urkunden überreichte anschließend Preisstifter Dr. Klaus-Georg Hengstberger.

Für den musikalischen Rahmen der Jahresfeier sorgten Mitglieder des Collegium Musicum – des Universitätsorchesters und Universitätschores unter der Leitung von Universitätsmusikdirektor Michael Sekulla – sowie die Capella Carolina. Der von Prof. Franz Wassermann geleitete Chor des Internationalen Studienzentrums der Universität sang zum Auftakt der Veranstaltung die Universitäts-Hymne. Durch die Jahresfeier als Moderator führte der Romanist Prof. Dr. Christof Weiand.