Auszeichnung Europäische Gaia-Kollaboration erhält Berkeley-Preis 2023

13. Januar 2023

Wissenschaftler und Softwareingenieure der Universität Heidelberg federführend beteiligt

Für die Erstellung einer multidimensionalen „Karte“ der Milchstraße ist die europäische Gaia-Kollaboration ausgezeichnet worden. Sie hat den Lancelot M. Berkeley – New York Community Trust Prize for Meritorious Work in Astronomy erhalten. Die Auszeichnung wird jährlich von der American Astronomical Society für herausragende Arbeiten in der Astronomie verliehen. Federführend an der Kollaboration beteiligt ist ein Team von Wissenschaftlern und Softwareingenieuren des Astronomischen Rechen-Instituts, das zum Zentrum für Astronomie der Universität Heidelberg gehört. Seit 2014 misst der Forschungssatellit Gaia die Entfernungen, Bewegungen und Eigenschaften unzähliger Sterne der Milchstraße und weiterer astronomischer Quellen. Ziel dieser Mission der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) ist es, den bislang umfangreichsten und präzisesten Katalog von Sterndaten zu erstellen.

Dr. Michael Biermann, Leiter der astrometrischen Datenauswertung und Wissenschaftler am Astronomischen Rechen-Institut

Fast zwei Milliarden Sterne hat das Weltraumteleskop von Gaia mittlerweile erfasst; sie wurden in bislang drei Datenveröffentlichungen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Diese Sternenkataloge der Gaia-Kollaboration seien als bedeutende Fortschritte in der Geschichte der Astronomie anzusehen, heißt es in der Begründung zur Vergabe des Berkeley-Preises. Sie hätten eine globale wissenschaftliche Zusammenarbeit bewirkt, um den Ursprung, die Struktur und das Schicksal unserer Heimatgalaxie besser zu verstehen. Dem europäischen Konsortium zum Betrieb des Forschungssatelliten – dem Data Processing and Analysis Consortium (DPAC) – gehören Forscherinnen und Forscher aus über 20 Staaten an.

„Wir sind sehr stolz darauf, diese besondere Auszeichnung als Anerkennung für die Leistungen des gesamten Gaia-Teams zu erhalten. Dieser Erfolg ist auch das Ergebnis unserer Arbeit in Heidelberg, die bereits 20 Jahre vor dem Start des Forschungssatelliten im Jahr 2013 begonnen hat“, betont Dr. Michael Biermann, Leiter der astrometrischen Datenauswertung und Wissenschaftler am Astronomischen Rechen-Institut. Das Team an der Universität Heidelberg hat unter anderem eine hochkomplexe Software entwickelt, die täglich das korrekte Funktionieren aller Systeme von Gaia sowie die Qualität der wissenschaftlichen Rohdaten überwacht. Am Zentrum für Astronomie der Ruperto Carola ist zudem eines der sechs Gaia-Datenzentren angesiedelt. Hier wird auch das „Gaia Ground Based Optical Tracking“ koordiniert. Damit wird die Position des Forschungssatelliten am Himmel auf 30 Meter genau überwacht und seine Geschwindigkeit mit einer Genauigkeit von 2,5 Millimetern pro Sekunde gemessen – eine der Voraussetzungen für ultrapräzise Astrometrie, wie Dr. Biermann erläutert.

Die American Astronomical Society (AAS) – die Amerikanische Astronomische Gesellschaft – vergibt den Berkeley-Preis seit 2011, unterstützt vom New York Community Trust, einer Stiftung für New York City. Mit der Auszeichnung verbunden ist neben einem Geldpreis eine Einladung, den abschließenden Plenarvortrag auf der Wintertagung der AAS zu halten. Den Preis für die Gaia-Kollaboration nahm der Vorsitzende des Gaia-Konsortiums, Prof. Dr. Anthony Brown von der Sternwarte Leiden (Niederlande), am 12. Januar 2023 während der diesjährigen Tagung in Seattle entgegen.