Geschichtswissenschaft Förderung für neuen Schwerpunkt in der Forschung zu globaler Krankheitsgeschichte

1. September 2023

VolkswagenStiftung fördert Heidelberger Historikerin Stefanie Gänger im Rahmen der Momentum-Initiative

Schwerpunktsetzung in der Medizin- und Umweltgeschichte: Für die inhaltliche Weiterentwicklung ihrer Professur erhält Prof. Dr. Stefanie Gänger eine Förderung der VolkswagenStiftung. Die Wissenschaftlerin will insbesondere ihre bisherigen Forschungen zur globalen Krankheitsgeschichte des sogenannten „langen 19. Jahrhunderts“ vertiefen und um naturwissenschaftliche sowie umwelthistorische Aspekte ergänzen. Stefanie Gänger lehrt und forscht als Professorin für Neuere Geschichte am Historischen Seminar der Universität Heidelberg. Für den Aufbau medizin- und krankheitshistorischer Expertise, die Sichtung von Quellenmaterial und die Überführung der Ergebnisse in Publikationen stehen Fördermittel von bis zu 295.000 Euro im Rahmen der Momentum-Initiative für einen Zeitraum von vier Jahren zur Verfügung.

Porträt: Prof. Dr. Stefanie Gänger

Im „langen 19. Jahrhundert“ – in der Geschichtswissenschaft wird damit der Zeitraum von den 1770er bis in die 1920er Jahre bezeichnet – traten Krankheiten wie Gelbfieber zum ersten Mal auf allen bewohnten Kontinenten auf. „Krankheit, Schmerz und körperliches Leid waren allgegenwärtig und prägten die Erfahrungs- und Lebenswelt von Männern, Frauen und Kindern nachhaltig“, betont Prof. Gänger. „Umso erstaunlicher ist es, dass die Geschichte von Krankheit und Krankheiten in der ‚allgemeinen‘ Geschichtswissenschaft bislang eine eher untergeordnete Rolle spielt.“ In diesem Zusammenhang wird Stefanie Gänger ihre Arbeiten zur Krankheitsgeschichte in Westeuropa und dem südamerikanischen Andenraum erweitern und mit der strategischen Weiterentwicklung ihrer Professur auf eine globalhistorische Geschichte der Medizin, des Körpers und der Krankheit ausrichten. Dazu will die Wissenschaftlerin insbesondere das Zusammenspiel von Umwelteinflüssen und dem Auftreten von Seuchen untersuchen und dabei das geschichtswissenschaftliche Instrumentarium um naturwissenschaftliche Ansätze, etwa Antikörpertests und DNA-Analysen von menschlichen Überresten, ergänzen. Im Mittelpunkt ihrer Forschung sollen neben individuellen Erfahrungen von Krankheit insbesondere auch Krankheitskonzepte, Heilmittel sowie die Spät- und Langzeitfolgen bestimmter Leiden – beispielsweise Fieberkrankheiten – aus einer übergreifenden Perspektive stehen.

Stefanie Gänger studierte Geschichte in Augsburg, Sevilla (Spanien) und an der Universität Cambridge (Großbritannien), an der sie 2011 auf dem Gebiet der World History promoviert wurde. Sie hat an Universitäten in Berlin, Konstanz und Köln gelehrt, Forschungsaufenthalte und Gastprofessuren führten sie an das Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte in Berlin, die University of Pennsylvania (USA) und die Sciences Po, das Institut d’études politiques de Paris in Frankreich. Im Jahr 2019 folgte Stefanie Gänger einem Ruf auf die Professur für Neuere Geschichte an der Universität Heidelberg. Sie ist Ko-Direktorin des Balzan-FRIAS Projektes „Rethinking Global History“ in Freiburg. Für ihren interdisziplinären, globalhistorischen Forschungsansatz wurde Stefanie Gänger 2019 mit dem Heinz Maier-Leibnitz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft ausgezeichnet, dem wichtigsten Preis für den wissenschaftlichen Nachwuchs in Deutschland. 2023 erhielt sie für ein Forschungsvorhaben zur Geschichte des Fiebers einen ERC Consolidator Grant des Europäischen Forschungsrates.

Die Fördermittel für Stefanie Gänger sind Teil der Momentum-Initiative, mit der die VolkswagenStiftung Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in einer frühen Phase Möglichkeiten zur inhaltlichen und strategischen Weiterentwicklung ihrer Professur eröffnen will.

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