Auszeichnung Frank Winkler erhält weltweit größten Preis auf dem Gebiet der Hirnforschung
5. März 2025
Der Neurowissenschaftler und Neurologe wird mit dem Brain Prize 2025 der dänischen Lundbeck Foundation ausgezeichnet
Der Neurowissenschaftler und Neurologe Prof. Dr. Frank Winkler wird mit dem weltweit größten Preis auf dem Gebiet der Hirnforschung ausgezeichnet: Er erhält den von der Lundbeck Foundation vergebenen Brain Prize 2025, wie die Stiftung am Mittwoch (5. März) bekanntgegeben hat. Gewürdigt wird damit seine Forschung zur Interaktion von Hirntumorzellen und Nervensystem, die einen Grundstein für den Forschungsbereich Cancer Neuroscience gelegt hat und Ansatzpunkte für neue Therapiestrategien bei Glioblastomen – bösartigen Tumoren des Gehirns – bietet. Frank Winkler forscht an der Medizinischen Fakultät Heidelberg der Universität Heidelberg und am Deutschen Krebsforschungszentrum; als Mediziner ist er am Universitätsklinikum Heidelberg tätig. Die Auszeichnung ist mit zehn Millionen Dänischen Kronen (rund 1,3 Millionen Euro) dotiert und geht zu gleichen Teilen an den Heidelberger Wissenschaftler und an eine US-amerikanische Kollegin. Die Preisverleihung mit König Frederik X. von Dänemark wird in Kopenhagen stattfinden.


Die Rektorin der Universität Heidelberg, Prof. Dr. Frauke Melchior, betont: „Die wegweisenden Arbeiten von Frank Winkler verbinden in hervorragender Weise patientenbezogene Forschung und klinische Praxis. Dieses enge Zusammenspiel, das für Erfolge im Gesundheitswesen so wesentlich ist, wird in unserem Innovationscampus, der Health + Life Science Alliance Heidelberg Mannheim, besonders gefördert. In der Allianz arbeiten Mitglieder von Universität, Universitätsklinika und außeruniversitären Einrichtungen in engen Kollaborationen, um in der Verbindung von Forschung, Klinik und Medizintechnik neue wissenschaftliche Erkenntnisse möglichst schnell in die medizinische Versorgung einzubringen. Wir gratulieren Frank Winkler ganz herzlich zu dieser herausragenden Auszeichnung.“
Die Forschungserkenntnisse von Prof. Winkler bieten grundlegend neue Einblicke in das Wachstum der bislang unheilbaren Glioblastome – hochgradig aggressiven Hirntumoren. So gehen die Tumorzellen Kontakte mit gesunden Nervenzellen ein und empfangen von ihnen Signale, was das invasive Wachstum der Tumoren befeuert. Zudem entwickeln sich einige Tumorzellen zu „Taktgebern“, die zusammen mit den Erregungssignalen der Nervenzellen die Ausbildung eines pilzartigen Tumor-Geflechts im Gehirn vorantreiben. „Das Netzwerk ermöglicht den Tumorzellen eine komplexe Kommunikation und verleiht ihnen enorme Widerstandskraft gegen gängige Therapien“, so Prof. Winkler. Das funktionelle Verständnis dieser Zell-Zell-Kontakte eröffnet nun jedoch Ansatzpunkte für neue Behandlungsstrategien, die derzeit in klinischen Studien geprüft werden.
Der Heidelberger Wissenschaftler teilt sich die Auszeichnung mit Prof. Dr. Michelle Monje, die als Neurowissenschaftlerin und Neuroonkologin an der Stanford University (USA) inoperable Hirntumoren bei Kindern erforscht. Prof. Winkler und Prof. Monje haben – so die Lundbeck Foundation – unabhängig voneinander die intensiven Interaktionen zwischen Gliomzellen und Nervenzellen des Gehirns entdeckt und das Verständnis der Biologie dieser neurologischen Krebsarten grundlegend verändert. Damit verbunden sei ein „Paradigmenwechsel“, indem die beiden Forscher die Neurowissenschaften in die Krebsforschung einbezogen haben.
„Der Forschungsbereich Cancer Neuroscience wird zukünftig noch an Bedeutung gewinnen. Denn es zeichnet sich mehr und mehr ab, dass das Nervensystem bei Entstehung und Fortschreiten von Krebserkrankungen, auch denen außerhalb des Gehirns, eine wichtige Rolle spielt. In Heidelberg haben wir einige der weltweit führenden Forschungsgruppen auf diesem Gebiet und wollen mit unseren Partnern auf dem Campus und in der Region diese Entwicklung führend mitgestalten und noch weiter ausbauen“, sagt Prof. Dr. Michael Boutros, Dekan der Medizinischen Fakultät Heidelberg der Universität Heidelberg.
Frank Winkler studierte Humanmedizin in Hamburg, Freiburg, London (Großbritannien) und Kapstadt (Südafrika) mit der Promotion an der Universität Freiburg. Nach einem Forschungsaufenthalt 2003/2004 an der Harvard University (USA) folgte im Jahr 2010 die Habilitation im Fach Neurologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Im Jahr 2012 wurde er auf er eine Professur für Neuroonkologie an die Universität Heidelberg berufen. Prof. Winkler ist Geschäftsführender Oberarzt der Neurologischen Klinik am Universitätsklinikum Heidelberg und Leiter der Arbeitsgruppe Experimentelle Neuroonkologie, die zur Klinischen Kooperationseinheit Neuroonkologie am Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg gehört. Seine Forschungsarbeiten sind auch Teil des Sonderforschungsbereichs „UNITE GLIOBLASTOMA – Überwindung der Therapieresistenz von Glioblastomen“, der an der Medizinischen Fakultät Heidelberg der Universität Heidelberg koordiniert wird. Sprecher des SFB 1389 ist Prof. Dr. Wolfgang Wick, der Geschäftsführender Direktor der Neurologischen Klinik ist und auch die Klinische Kooperationseinheit leitet.
Der von der Lundbeck Foundation ausgelobte Brain Prize ist der weltweit größte Forschungspreis auf dem Gebiet der Neurowissenschaften und der Neuromedizin. Er würdigt besonders innovative und weitreichende Fortschritte in allen Bereichen der Hirnforschung, von der neurowissenschaftlichen Grundlagenforschung bis zur angewandten klinischen Forschung. Seit 2011 wird die Auszeichnung jährlich verliehen, bisher an insgesamt 47 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus elf Ländern. Die Stiftung mit Sitz in Kopenhagen fördert Forschung im Bereich der Gesundheitswissenschaften, vor allem mit dem Schwerpunkt Gehirn. Als Schirmherr wird der dänische König den diesjährigen Preis in einer Feierstunde am 28. Mai in Kopenhagen überreichen.