Forschung Kein Platz für den Klimawandel
Pressemitteilung Nr. 50/2020
25. Juni 2020
Geographen untersuchen am Beispiel Heidelbergs die Hitzebelastung öffentlicher Räume in der Stadt
Welchen Einfluss haben steigende Temperaturen und die zunehmende Zahl heißer Tage auf Städte, insbesondere auf die Hitzebelastung öffentlicher Plätze? Und welche Anpassungsmaßnahmen müssen im Zuge des Klimawandels ergriffen werden? Das haben Geographen der Universität Heidelberg in einem Projekt unter der Leitung von Dr. Kathrin Foshag am Beispiel Heidelbergs untersucht. Sie erfassten lokale Klimadaten und simulierten mit Methoden der Geoinformatik verschiedene Möglichkeiten der Beschattung. Zudem wurden Nutzerwünsche erhoben und Fragen der Gestaltung mit lokalen Experten diskutiert. Sollen solche öffentlichen Aufenthaltsräume auch zukünftig nutzbar bleiben, müssen sie vor allem grüner und vielfältiger gestaltet sein, so das Ergebnis der interdisziplinären Studie. Sie wurde im Fachmagazin „Sustainable Cities and Society“ veröffentlicht.
Die Frage nach Hitzebelastung und Anpassungsmaßnahmen haben die Forscherinnen und Forscher anhand des Heidelberger Universitätsplatzes in der historischen Altstadt sowie der „Schwetzinger Terrasse“ im neu errichteten Passivhaus-Stadtteil Bahnstadt untersucht. Zur Analyse des Ist-Zustandes wurden im Sommer 2018 zunächst meteorologische Parameter wie Temperatur, Windgeschwindigkeit und Luftfeuchtigkeit erfasst. Besonders die „Schwetzinger Terrasse“ ist von sehr hohen Temperaturen betroffen, wie die Datenerhebung gezeigt hat. „Dabei spielen die Oberflächenfarbe und die Oberflächentextur dieser Orte eine entscheidende Rolle. Grünflächen sorgen zwar grundsätzlich für einen Temperaturausgleich, allerdings nur im vitalen Zustand“, erläutert Dr. Foshag, auf deren Promotion an der Heidelberg School of Education und am Geographischen Institut der Universität Heidelberg die Studie basiert. In einem weiteren Schritt modellierten die Wissenschaftler mit Methoden der Geoinformatik die Sonneneinstrahlung auf die Plätze. Damit konnten sie simulieren, welche Wirkung verschiedene Beschattungsmaßnahmen mit Bäumen oder Sonnensegeln haben, um das kleinräumige Klima dort positiv zu beeinflussen.
„Während der Messungen in den Sommermonaten haben wir festgestellt, dass nur wenige Menschen die beiden Plätze zum Aufenthalt nutzen. Auf Basis von Fragebögen und sogenannten Mental Maps haben wir Passanten und Bewohner nach den Gründen befragt“, berichtet Kathrin Foshag. „Dabei hat sich gezeigt, dass der Wunsch nach Anpassung an die Hitze in der Stadt verbunden ist mit dem Bedürfnis nach ansprechender und funktionaler Gestaltung, Begrünung und Vielfalt auf den öffentlichen Plätzen.“ Aus diesen Erkenntnissen konnten die Forscherinnen und Forscher schließlich in Zusammenarbeit mit lokalen Experten, darunter dem Heidelberger Amt für Umweltschutz, Gewerbeaufsicht und Energie, Lösungsansätze für die Umsetzbarkeit entsprechender Maßnahmen für eine bessere Aufenthaltsqualität entwickeln.
Dr. Kathrin Foshag arbeitet derzeit als Postdoktorandin am „TdLab Geographie“, das 2018 von Dr. Nicole Aeschbach am Geographischen Institut der Universität Heidelberg etabliert wurde. Mit einem transdisziplinären Ansatz, der natur- und sozialwissenschaftliche Perspektiven verbindet, werden dort Fragestellungen zum Klimawandel in Forschung, Lehre und Kommunikation in den Blick genommen. Analysen, Konzepte und Lösungsansätze werden dabei in Zusammenarbeit mit Experten aus der Praxis entwickelt.
Originalpublikation
K. Foshag, N. Aeschbach, B. Höfle, R. Winkler, A. Siegmund, W. Aeschbach: Viability of public spaces in cities under increasing heat: A transdisciplinary approach. In: Sustainable Cities and Society.