Gastvortrag Marsilius-Vorlesung: Wie Erfahrungseffekte ökonomisches Handeln prägen

Pressemitteilung Nr. 128/2024
7. November 2024

Ulrike Malmendier spricht über die Auswirkungen persönlicher Erlebnisse auf die Entscheidungsfindung in wirtschaftlichen Fragen

Wie persönlich Erlebtes bei wirtschaftlichen Ereignissen – von den Auswirkungen der globalen Finanzkrise bis zum Verlust des Arbeitsplatzes auf individueller Ebene – die eigene ökonomische Entscheidungsfindung beeinflusst, ist Thema der aktuellen Marsilius-Vorlesung mit Prof. Dr. Dr. Ulrike Malmendier. Zu diesem Gastvortrag an der Universität Heidelberg lädt das Marsilius-Kolleg der Ruperto Carola ein. Um die Prozesse bei der Ausbildung von Überzeugungen und der Ausprägung von Risikobereitschaft besser zu verstehen, wird die Finanz- und Wirtschaftswissenschaftlerin von der University of California in Berkeley (USA) Erkenntnisse aus der modernen Hirnforschung heranziehen. Ihr Vortrag „Wie Erfahrungen uns prägen – langfristige Auswirkungen von Krisen und anderen Erfahrungen auf wirtschaftliche Erwartungen und Entscheidungen“ findet am Donnerstag, 14. November 2024, in der Aula der Alten Universität statt und beginnt um 16 Uhr.

Marsilius-Vorlesung: Plakat Ulrike Malmendier

Nach den Worten der Referentin zeigt die Forschung zu Erfahrungseffekten, dass Ereignisse der Vergangenheit unser Handeln maßgeblich prägen. Danach verhalten sich Menschen so, als ob sich Erlebtes mit hoher Wahrscheinlichkeit wiederholen wird – unabhängig von ihrem Wissen, wie wahrscheinlich eine Wiederholung tatsächlich ist. Ulrike Malmendier verweist dabei auf Erkenntnisse aus der neurowissenschaftlichen Forschung: Befunde zur neuronalen Plastizität zeigen, so die Wissenschaftlerin, dass persönliche Erfahrungen und Lernprozesse die Stärke neuronaler Verbindungen verändern und die Hirnstruktur an diese Erfahrungen aus der Vergangenheit anpassen. In ihrem Vortrag wird Prof. Malmendier erläutern, dass Erfahrungseffekte zum Verständnis von Überzeugungsbildung und Entscheidungsfindung in einem breiten Spektrum ökonomischer Anwendungen beitragen, seien es Börseninvestitionen, Immobilienkäufe, Hypothekenentscheidungen oder Konsumausgaben. In diesem Zusammenhang wird die Wissenschaftlerin Ausblicke auf zukünftige Forschungsfelder geben, insbesondere in den Bereichen Bildung, Gesundheit und Geschlechterökonomie.

Ulrike Malmendier studierte Volkswirtschaftslehre und Jura an der Universität Bonn, an der sie in den Rechtswissenschaften promoviert wurde. Eine weitere Promotion in den Wirtschaftswissenschaften erwarb sie an der Harvard Business School in Boston (USA) über ein Thema im Bereich Verhaltensökonomik. Seit 2005 lehrt sie an der University of California in Berkeley, nachdem sie zuvor Assistant Professor an der Stanford University war. Zu ihren Forschungsschwerpunkten gehören Unternehmensfinanzierung, Verhaltensökonomie, Behavioral Finance, Organisationsökonomie und Vertragstheorie. Im August 2022 berief die deutsche Bundesregierung Prof. Malmendier in den Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung.

Das Marsilius-Kolleg der Universität Heidelberg ist darauf ausgerichtet, ausgewählte Forscherinnen und Forscher aus verschiedenen Wissenschaftskulturen zusammenzuführen und damit den forschungsbezogenen Dialog zwischen Geistes-, Rechts- und Sozialwissenschaften einerseits und den Natur-, Ingenieur- und Lebenswissenschaften andererseits zu fördern.

Porträt Ulrike Malmendier

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