Auszeichnung Neurobiologin Hannah Monyer erhält Lautenschläger-Forschungspreis

Pressemitteilung Nr. 109/2020
4. Dezember 2020

Auszeichnung ist mit 250.000 Euro dotiert – Nachwuchsforscherpreis für Felix Joos in der Theoretischen Informatik

Die Heidelberger Neurobiologin Prof. Dr. Hannah Monyer, international renommierte Expertin auf dem Gebiet der Hirnforschung, wird mit dem Lautenschläger-Forschungspreis 2020 geehrt. Mit der Auszeichnung ist ein Preisgeld von 250.000 Euro verbunden. Der Stifter des Preises und Ehrensenator der Ruperto Carola, Dr. h.c. Manfred Lautenschläger, vergibt außerdem einen Preis für herausragende Nachwuchsforscher. Diese mit 25.000 Euro dotierte Auszeichnung geht an Juniorprofessor Dr. Felix Joos, der an der Universität Heidelberg zu richtungsweisenden Fragestellungen der Theoretischen Informatik forscht. Die festliche Verleihung des höchstdotierten Forschungspreises eines privaten Stifters in Deutschland, die für Anfang Dezember 2020 vorgesehen war, muss aufgrund der Corona-Bestimmungen verschoben werden und wird am 7. Mai des kommenden Jahres an der Ruperto Carola stattfinden.

Der Schwerpunkt von Prof. Monyers Forschung liegt auf den molekularen Mechanismen, die zu synchronen neuronalen Netzwerkaktivitäten führen und somit auch kognitive Prozesse wie Lernen und Erinnern ermöglichen. „Hannah Monyer verbindet auf diesem Gebiet intelligente Fragestellungen mit hochinnovativen experimentellen Ansätzen und scheut sich nicht, den Blick über die Grenzen ihrer eigenen Disziplin hinaus zu weiten, um den Geheimnissen der neuronalen Netzwerke auf den Grund zu gehen. Sie kann zu Recht als Pionierin einer modernen, in der Molekularbiologie verankerten systemischen Neuro- und Verhaltenswissenschaft bezeichnet werden“, würdigt Manfred Lautenschläger die diesjährige Preisträgerin. Die Wissenschaftlerin war federführend an mehreren bahnbrechenden und international weithin sichtbaren Entdeckungen beteiligt, insbesondere zu den sogenannten hemmenden Inter- und Projektionsneuronen – den „Taktgebern“ des Gehirns. In jüngerer Zeit gilt ihr Forschungsinteresse insbesondere der Funktion spezifischer hemmender Interneurone in neuronalen „Schaltkreisen“, die bis hin zur Verhaltensebene Wirkung entfalten.

Prof. Monyer ist seit 1999 Ärztliche Direktorin der Abteilung für Klinische Neurobiologie am Universitätsklinikum Heidelberg – einer Brückenabteilung, die an der Medizinischen Fakultät Heidelberg, der Universität Heidelberg und dem Deutschen Krebsforschungszentrum angesiedelt ist. Sie studierte Medizin an der Universität Heidelberg, an der sie auch promoviert wurde. Nach ihrer Approbation arbeitete sie zunächst als Assistenzärztin in der Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie des Zentralinstituts für Seelische Gesundheit in Mannheim, anschließend in der Abteilung Neuropädiatrie der Universitätskinderklinik in Lübeck. Von 1986 an forschte Hannah Monyer als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Stanford University (USA) und wechselte drei Jahre später an das Zentrum für Molekulare Biologie der Universität Heidelberg. Dort erhielt sie 1993 ihre Lehrbefugnis für Biochemie, wurde im darauffolgenden Jahr Stiftungsprofessorin und baute ihre eigene Forschungsgruppe auf. Für ihre wissenschaftlichen Leistungen erhielt Prof. Monyer – neben weiteren hochrangigen Auszeichnungen – im Jahr 2004 den Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft.

Hannah Monyer

Der diesjährige Preis für den wissenschaftlichen Nachwuchs geht an einen, so der Stifter Manfred Lautenschläger, „enorm produktiven jungen Forscher, der mit Kreativität, Eigenständigkeit und technischer Flexibilität maßgebliche Fragen der Theoretischen Informatik an der Schnittstelle zur diskreten Mathematik, zur Graphentheorie und zur Kombinatorik bearbeitet“. Insbesondere mit seiner Lösung des „Oberwolfach-Problems“ (2018) und einer Arbeit zur „Kusszahl“ (2019) hat er in jüngerer Vergangenheit auf sich aufmerksam gemacht. Felix Joos studierte Mathematik an der Universität Ulm, an der er auch seine Dissertation vorlegte. Nach Stationen an der University of Birmingham (Großbritannien) und der Universität Hamburg wechselte er im März dieses Jahres als Juniorprofessor an das Institut für Informatik der Universität Heidelberg. Seit 2019 leitet Prof. Joos eine Forschungsgruppe, die auch im Rahmen des Emmy-Noether-Programms von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert wird. Er hat bereits eine Vielzahl von Publikationen mit Kooperationspartnern in aller Welt veröffentlicht.

Der Lautenschläger-Forschungspreis wird alle zwei Jahre für besondere Leistungen in der Spitzenforschung vergeben. Die Auszeichnung wendet sich an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Heidelberg sowie an Forscher aus dem In- und Ausland, die der Ruperto Carola durch Wissenschaftskooperationen in besonderer Weise verbunden sind. Der Unternehmer Manfred Lautenschläger hat den Preis 2001 ins Leben gerufen, um herausragende, im Erkenntnisprozess aktive Forscherinnen und Forscher zu fördern. 2018 wurde erstmals auch der Preis für den wissenschaftlichen Nachwuchs verliehen, um exzellente junge Forscherinnen und Forscher in ihrer persönlichen wissenschaftlichen Entwicklung und ihrer Forschungstätigkeit zu unterstützen. Ein interdisziplinär zusammengesetztes Kuratorium weltweit vernetzter Wissenschaftler entscheidet über die Auswahl der Preisträger, die aus allen Disziplinen für den Lautenschläger-Forschungspreis nominiert werden können.

Felix Joos