hei_ONLINE Otto Meyerhof – Ein Wissenschaftlerleben zwischen Ruhm und Vertreibung
Pressemitteilung Nr. 49/2021
27. Mai 2021
Antisemitismus und Diskriminierung in historischer und aktueller Perspektive sind Thema der Ruperto Carola Ringvorlesung
Vor 100 Jahren wurde dem Biochemiker Otto Meyerhof der Nobelpreis für Medizin zugesprochen, verliehen 1922 für seine bahnbrechenden Arbeiten zum Glykogenstoffwechsel. In der Zeit des Nationalsozialismus verlor der Heidelberger Wissenschaftler seine Lehrbefugnis, musste angesichts immer schwieriger werdender Lebensbedingungen Deutschland verlassen und floh schließlich in die USA. Mit der Ruperto Carola Ringvorlesung „Otto Meyerhof – Ein Wissenschaftlerleben zwischen Ruhm und Vertreibung“ will die Universität Heidelberg an die Forscherpersönlichkeit erinnern und gleichzeitig das Thema Antisemitismus und Diskriminierung in historischer und aktueller Perspektive an eine breite Öffentlichkeit herantragen. Den ersten Vortrag der Reihe im Sommersemester 2021 gestaltet Prof. Dr. Michael Schmitt von der Medizinischen Fakultät Heidelberg mit seinen „Biographischen Notizen zu Otto Meyerhof“. Die Videoaufzeichnung ist vom Montag, 31. Mai 2021, an abrufbar über heiONLINE – das zentrale Portal der Universität mit Vorträgen, Diskussionsrunden und Veranstaltungen in digitalen Formaten.
Otto Fritz Meyerhof (1884 bis 1951) gilt als einer der größten Biochemiker des 20. Jahrhunderts. Für seine „Entdeckung des Zusammenhangs zwischen Sauerstoffverbrauch und Milchsäurestoffwechsel im Muskel“ erhielt er zusammen mit dem englischen Physiologen A.V. Hill den Medizin-Nobelpreis. Mit seinen Arbeiten legte er den Grundstein für die moderne Biochemie. In Heidelberg – an der Heidelberger Universität hatte Otto Meyerhof studiert und war hier 1909 auch promoviert worden – übernahm er 1929 die Leitung des Instituts für Physiologie am neugegründeten Kaiser-Wilhelm-Institut für medizinische Forschung und wurde zum ordentlichen Honorarprofessor der Medizinischen Fakultät ernannt. Mit der Zeit verschlechterten sich jedoch die Arbeitsbedingungen für den jüdischen Wissenschaftler. Nachdem ihm bereits 1935 unter dem Druck der Nationalsozialisten die Lehrbefugnis entzogen worden war, beschloss er 1938, Deutschland zu verlassen. In Paris leitete er als Forschungsdirektor das „Institut de Biologie Physico-Chimique“, musste jedoch 1940 über Spanien und Portugal in die USA fliehen. An der Pennsylvania University in Philadelphia wurde ihm ein Lehrstuhl für Physiologische Chemie angeboten, so dass er aktiv weiterarbeiten konnte. Otto Meyerhof starb am 6. Oktober 1951 in Philadelphia an den Folgen eines Herzinfarkts. Am Universitätsklinikum Heidelberg ist das Otto-Meyerhof-Zentrum für Ambulante Medizin und Klinische Forschung nach ihm benannt.
Die Ruperto Carola Ringvorlesung, die im vergangenen Jahr die bisherige „Studium-Generale“-Reihe abgelöst hat, ist Teil eines Konzepts von Fokusthemen. Damit wird die Universität Heidelberg zweimal jährlich gesellschaftlich relevante Forschungsfragen in unterschiedlichen Formaten an die breite Öffentlichkeit herantragen. Die zusammen mit Prof. Schmitt konzipierte Ringvorlesung im Sommersemester 2021 ist Teil des Fokusthemas „Freund und Feind“. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verschiedener Fachrichtungen werden sich aus der Sicht ihrer Disziplin mit drängenden Fragen von Antisemitismus und Diskriminierung auseinandersetzten. Die Vorträge, zu denen aktuell keine Zuhörer in Präsenz zugelassen sind, werden aufgezeichnet und sind als Video jeweils montags über das Portal heiONLINE abrufbar.