Auszeichnung Prof. Dr. Volker Gerhardt erhält Karl-Jaspers-Preis

Pressemitteilung Nr. 112/2022
10. November 2022

Auszeichnung würdigt sein herausragendes philosophisches Werk und sein Wirken in der Öffentlichkeit

Für sein herausragendes philosophisches Werk ebenso wie für sein Wirken in der Öffentlichkeit wird Prof. Dr. Volker Gerhardt mit dem Karl-Jaspers-Preis geehrt. Die Universität Heidelberg vergibt den mit 25.000 Euro dotierten Preis gemeinsam mit der Heidelberger Akademie der Wissenschaften und der Stadt Heidelberg. Die Auszeichnung gilt dabei Prof. Gerhardts grundlegenden philosophiehistorischen Arbeiten und seinen bedeutsamen systematischen Schriften zu einer in der Existenz verankerten Vernunft, insbesondere aber auch seiner Rolle als „öffentlicher Intellektueller“, mit der er sich in gesellschaftlichen Diskursen zu Wort meldet. Volker Gerhardt lehrt als Seniorprofessor an der Humboldt-Universität zu Berlin. Die Preisverleihung findet am Donnerstag, 17. November 2022, in der Aula der Alten Universität statt und beginnt um 17 Uhr.

Preisträger Prof. Dr. Volker Gerhardt

Der Preisträger hat sowohl mit seinen historisch als auch seinen systematisch angelegten Arbeiten in zentralen Disziplinen der Philosophie über Fachgrenzen hinaus breite Beachtung erfahren. „Ausgehend von Humanität und Individualität, von Partizipation und ,homo publicus‘, von Vernunft und Sinn schließt Volker Gerhardt an die epochale Leistung von Karl Jaspers an, indem er dessen Existenzphilosophie zu einer lebensweltgesättigten Experimentalphilosophie weiterentwickelt“, wie es in der Begründung zur Vergabe des Preises heißt. „Nicht allein seine philosophische Leistung und seine ethische Urteilskraft zeichnen Volker Gehrhardt aus, sondern auch, dass er selbst öffentlich wirksam wird und damit die Rolle des ,öffentlichen Intellektuellen‘ ausfüllt, wie sie gerade Karl Jaspers vorgezeichnet hat.“ Dabei bedenke Volker Gerhardt nicht nur die Grundlagen einer freiheitlichen Gesellschaft, er thematisiere immer wieder auch ihre Gefährdungen. Seine aus kantischen und sokratisch-platonischen Motiven heraus entwickelte praktische Philosophie erlaube es ihm, auch zu aktuellen Fragen Stellung zu beziehen. In einer Vielzahl von Funktionen gesellschaftspolitisch und hochschulpolitisch engagiert, wurde Prof. Gerhardt für sein Wirken in Wissenschaft und Gesellschaft mehrfach ausgezeichnet, so als Honorarprofessor und zweifacher Ehrendoktor.

Volker Gerhardt studierte Philosophie, Psychologie, Rechtswissenschaft und Soziologie in Frankfurt / Main und Münster. Nach Promotion und Habilitation an der Universität Münster hatte er dort eine Professur für Philosophie inne und wirkte als Gastprofessor für Politische Philosophie an der Universität Zürich (Schweiz). Von 1988 an lehrte und forschte er an der Deutschen Sporthochschule Köln, ehe er 1992 als Professor für Praktische Philosophie / Rechts- und Sozialphilosophie an die Humboldt-Universität zu Berlin wechselte. Im Jahr 2015 wurde er dort zum Seniorprofessor ernannt. Prof. Gerhardt wirkte in der akademischen Selbstverwaltung, in verschiedenen Wissenschaftseinrichtungen und Fachkommissionen sowie als Experte und Berater auf politischer Ebene. Unter anderem war er von 2001 bis 2007 Mitglied im Nationalen Ethikrat und von 2008 bis 2012 in der Nachfolgeeinrichtung, dem Deutschen Ethikrat.

Der Karl-Jaspers-Preis erinnert an einen „Gelehrten, dessen Lebenswerk in Psychopathologie, Philosophie und Weltphilosophie international Anerkennung gefunden hat“. Zudem wollen die Stifter Jaspers’ „Kampf gegen den Ungeist einer Epoche dankbar würdigen“. Karl Jaspers (1883 bis 1969) war als Mitbegründer der Existenzphilosophie einer der wichtigsten deutschsprachigen Philosophen des 20. Jahrhunderts. Nach seiner Assistenz an der Psychiatrischen Universitätsklinik in Heidelberg habilitierte er sich für Psychologie und lehrte von Anfang der 1920er-Jahre bis zu seiner Entlassung durch das NS-Regime Philosophie an der Universität Heidelberg. Nach Kriegsende gehörte Jaspers dem sogenannten Dreizehnerausschuss an, der den Neuaufbau der Universität organisierte. Er nahm seine wissenschaftliche Tätigkeit an der Ruperto Carola wieder auf, die ihm 1946 die Ehrensenatorwürde verlieh. Der nach Karl Jaspers benannte Preis wurde bislang zwölf Mal vergeben, zuletzt posthum an den Sinologen Rudolf G. Wagner (2019), das Forscherpaar Prof. Dr. Aleida Assmann und Prof. Dr. Jan Assmann (2017) sowie den Wissenschaftler und ehemaligen Bildungspolitiker Prof. Dr. Hans Maier (2014).

Die festliche Veranstaltung zur Verleihung des Karl-Jaspers-Preises wird der Rektor der Universität Heidelberg, Prof. Dr. Bernhard Eitel, eröffnen. Es folgen Grußworte von Prof. Dr. Eckart Würzner, Oberbürgermeister der Stadt Heidelberg, und Prof. Dr. Bernd Schneidmüller, der als Präsident der Heidelberger Akademie der Wissenschaften sprechen wird. Die Laudatio auf den Preisträger hält Prof. Dr. Andreas Urs Sommer, Philosoph an der Universität Freiburg. Der Geehrte spricht in seinem Festvortrag zum Thema „Die Soziomorphie des Bewusstseins. Eine Überlegung im Anschluss an Karl Jaspers“. Den musikalischen Rahmen gestalten Mitglieder des Universitätsorchesters – des Collegium Musicum.