Scientific Software Center Projektförderung: Innovative Software für moderne Forschung

Pressemitteilung Nr. 126/2023
24. November 2023

DFG stellt Fördermittel für drei Projekte zur Qualitätssicherung von Forschungssoftware zur Verfügung

Mit der Weiterentwicklung und langfristigen Qualitätssicherung von Forschungssoftware befassen sich drei Projekte an der Universität Heidelberg, die in einer Ausschreibung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) erfolgreich waren. Gefördert werden ein Vorhaben in der Biomedizin sowie zwei Projekte in der Geographie. Daran beteiligt sind Wissenschaftler der jeweiligen Fachdisziplinen sowie die Expertinnen und Experten des Scientific Software Center, das am Interdisziplinären Zentrum für Wissenschaftliches Rechnen der Ruperto Carola angesiedelt ist. Die DFG stellt dafür Fördermittel mit einer Gesamtsumme von rund 1,2 Millionen Euro für eine Dauer von drei Jahren zur Verfügung. Damit erhalten die beteiligten Projektteams die Möglichkeit, die Qualität vorhandener Software zu verbessern und sie einem größeren Nutzerkreis zugänglich zu machen.

Eine Herausforderung moderner, digitaler Forschung liegt darin, dass die Wissenschaft zunehmend zwar auf den Einsatz und die Entwicklung maßgeschneiderter Forschungssoftware angewiesen ist, die dafür nötigen Ressourcen und Strukturen jedoch oftmals begrenzt oder nicht vorhanden sind, wie Prof. Dr. Jürgen Hesser, Direktor des Interdisziplinären Zentrums für Wissenschaftliches Rechnen (IWR) und Wissenschaftlicher Koordinator des Scientific Software Center (SSC), erklärt. „Unser Erfolg in der DFG-Ausschreibung belegt, dass die Universität Heidelberg in Bezug auf das Thema Forschungssoftware hervorragend aufgestellt ist. Im Zuge der Förderung als Exzellenzuniversität wurde das SSC mit dem Ziel eingerichtet, Forscherinnen und Forscher in allen Belangen der Softwareentwicklung zu beraten und zu unterstützen“, so Prof. Hesser.

Ziel des in der Biomedizin angesiedelten Projekts ist es, Software zur Speicherung und Verarbeitung von molekularen Erkenntnissen einem breiteren Kreis von Nutzern zur Verfügung zu stellen. Dazu soll die bestehende Codegrundlage umstrukturiert und der Softwarezugang verbessert werden. Über ein Anreizsystem wollen die beteiligten Wissenschaftler eine Gemeinschaft von Entwicklern gewinnen, die anfallende Probleme bearbeitet und Wartungsaufgaben übernimmt. In dem Projekt „Establishing a knowledge graph community in biomedical science“ arbeiten Dr. Inga Ulusoy vom Scientific Software Center und Dr. Sebastian Lobentanzer zusammen. Dr. Lobentanzer ist Postdoktorand in der Forschungsgruppe „Systems Biomedicine“, die unter der Leitung von Prof. Dr. Julio Saez-Rodriguez am Universitätsklinikum Heidelberg angesiedelt ist.

Eine Forschungssoftware zur Simulation von Laserscanning-Daten um verschiedene Aspekte der Nutz- und Reproduzierbarkeit zu erweitern, steht im Mittelpunkt des Projekts „Fostering a community-driven and sustainable HELIOS++ scientific software“. Dazu kooperiert Dr. Dominic Kempf vom SSC mit der am Geographischen Institut der Universität Heidelberg angesiedelten 3DGeo-Forschungsgruppe von Prof. Dr. Bernhard Höfle. Dort wurde ein Softwarepaket entwickelt, mit dem sich Vermessungen mittels Laserscanning simulieren lassen. Ziel der Arbeiten in den kommenden drei Jahren ist es, eine langfristige und kontinuierliche Wartung der Forschungssoftware zu gewährleisten.

Forschungssoftware zur Analyse von Lumineszenzdaten, die für Altersdatierungen genutzt werden, ist Gegenstand des Projekts „REPLAY: REProducible Luminescence data AnalYses“. Ziel ist es, existierende Softwarelösungen zu einem offenen, auf Reproduzierbarkeit von Ergebnissen abzielenden Softwareökosystem für die Lumineszenz-basierte Geochronologie weiterzuentwickeln. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der konsequenten Implementierung der sogenannten FAIR-Prinzipien, die eine nachhaltige Nutzung von Forschungsdaten- und Software ermöglichen sollen. Im Rahmen von REPLAY arbeiten mehrere Universitäten in Deutschland, Österreich und der Schweiz unter Federführung der Universität Heidelberg und der Universität Gießen zusammen. Die Projektleitung auf Heidelberger Seite liegt bei Dr. Sebastian Kreutzer, der im Lumineszenzlabor des Geographischen Instituts tätig ist. In Gießen wird das Projekt am Institut für Geographie von Dr. Thomas Kolb betreut.

Das Scientific Software Center entwickelt wissenschaftliche Software, die eine nachhaltige und reproduzierbare Forschung ermöglichen soll. Angesiedelt am Interdisziplinären Zentrum für Wissenschaftliches Rechnen, ist es eine der ersten eigens eingerichteten Abteilungen für Research Software Engineering in Deutschland. Die Research Software Engineers des SSC bieten Softwareentwicklung für Projekte in allen Forschungsbereichen an und schulen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit Beratungen, Kursen und Mentoring-Programmen.

Mit der fachübergreifenden Ausschreibung „Research Software: Quality Assured and Re-Usable“ will die Deutsche Forschungsgemeinschaft die Nutzbarmachung bestehender Forschungssoftware verbessern und zu einer langfristigen Qualitätssicherung beitragen.