Europäische Hochschulallianz „Sechs Universitäten – eine Vision“
12. November 2021
4EU+ European University Alliance wirbt für einen integrierten europäischen Campus
Sechs forschungsstarke europäische Volluniversitäten – eine Vision: Unter diesem Motto fand am 4. und 5. November 2021 das Annual Meeting der 4EU+ European University Alliance an der Universität Heidelberg statt. Mit dem Ziel, Perspektiven zur Weiterentwicklung des transnationalen Hochschulverbundes zu erarbeiten, trafen sich rund 180 Vertreterinnen und Vertreter der Mitgliedsuniversitäten Prag, Heidelberg, Sorbonne/Paris, Warschau, Kopenhagen und Mailand. Die gemeinsame Vision der sechs Hochschulen: Eine forschende Volluniversität an sechs Standorten in Europa zu realisieren, die als „European Comprehensive Research University“ Studierende, Lehrende und Forschende miteinander verbindet.
„Die Mitgliedsuniversitäten erschaffen und gestalten seit fast eintausend Jahren die Geschichte und Zukunft Europas“, sagte der Rektor der Universität Heidelberg und Gastgeber der Tagung, Prof. Dr. Bernhard Eitel. 4EU+ führe diese Mission nun als transnationales Unterfangen fort, als „europäische Antwort auf globale Herausforderungen“ und als Modell für einen „integrierten europäischen Forschungs- und Bildungsraum“. In der 4EU+-Hochschulallianz seien einige der ältesten und forschungsstärksten Universitäten Europas versammelt, so der Rektor. Bereits jetzt wurden und werden an den sechs Universitäten mit ihren insgesamt rund 286.000 Studierenden mehr als 200 Erasmus+-Projekte durchgeführt, Drittmittel in Höhe von 368 Millionen Euro im „Horizon 2020“-Rahmenprogramm der Europäischen Union eingeworben und 115 Forschungsprojekte vom Europäischen Forschungsrat (ERC) gefördert.
„4EU+ besitzt das Potenzial, sich zu einem bedeutenden Wissenschaftszentrum in Europa zu entwickeln“, bekräftigte die Generalsekretärin der Allianz, Isabelle Kratz, wies jedoch darauf hin, dass es auch nach drei Jahren erfolgreicher Arbeit noch viel zu tun gebe. Um die Allianz erfolgreich in eine europäische Zukunft zu führen, müsse das Ziel nun sein, die gemeinsame Vision von 4EU+ als forschender Volluniversität auf europäischer Ebene fest im Alltag der Mitgliedsuniversitäten zu verankern. Zu diesem Zweck konkretisierten die Universitäten bei ihrem Treffen in Heidelberg unter anderem ihre Pläne, den Austausch und die länderübergreifende Zusammenarbeit in Forschung und forschungsbasierter Lehre auf allen Ebenen und in allen Bereichen weiter zu intensivieren. So sollen Instrumente und Maßnahmen zur Etablierung der Allianz weiterentwickelt, neue Initiativen angestoßen und weitere Teile der Mitgliedsuniversitäten an den Aktivitäten der Allianz beteiligt werden.
Die Bedeutung, die dem „hochpolitischen Unterfangen“ der Europäischen Universität beigemessen werde, zeige sich in der Anwesenheit hochrangiger Vertreterinnen und Vertreter aus der Politik, bemerkte Prof. Eitel zum Auftakt der Generalversammlung, die am Nachmittag des 4. November in der Aula der Neuen Universität in der Heidelberger Altstadt stattfand. Neben dem Botschafter der Republik Polen in der Bundesrepublik Deutschland, der Generalkonsulin der Republik Frankreich und dem Generalkonsul der Italienischen Republik waren Vertreterinnen und Vertreter des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, des baden-württembergischen Wissenschaftsministeriums und des Landtags sowie der Oberbürgermeister der Stadt Heidelberg anwesend.
Per Videobotschaft wandten sich Themis Christophidou, Generaldirektorin für Bildung, Jugend, Sport und Kultur der Europäischen Kommission, und Theresia Bauer, Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst des Landes Baden-Württemberg, an die Mitglieder der 4EU+-Allianz. Die Entschlossenheit, mit der der Verbund seine Vision eines „integrierten europäischen Universitätssystems“ vorantreibe, zeige sich nicht nur in der neuen Rechtsform des eingetragenen Vereins, die sich die Allianz gegeben hat, sondern auch in der inhaltlichen Ausrichtung ihrer Flagship-Projekte, bemerkte Themis Christophidou und dankte den Mitgliedern für ihre Beiträge im Konsultationsprozess zur künftigen Entwicklung der Europäischen Universitäten. Auch Theresia Bauer hob die Pionierarbeit hervor, die die Allianz bei der Umsetzung der Erasmus+-Ausschreibung geleistet habe. „In nur wenigen Jahren haben Sie es geschafft, eine Idee in Realität zu verwandeln“, so die Ministerin. „Sie setzen Standards für Innovation auf europäischer Ebene.“
Als Symbol für die erfolgreiche Zusammenarbeit innerhalb der 4EU+ European University Alliance sowie für die europäische Integration, die der Verbund bereits erreicht habe, bezeichnete der Präsident des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD), Prof. Dr. Joybrato Mukherjee, die Jahrestagung der Allianz in seinem Keynote-Vortrag. Für die Zukunft aller Hochschulallianzen, die in der Erasmus+-Ausschreibung „Europäische Hochschulen“ gefördert werden, wünsche er sich, dass aus strategischen Partnerschaften institutionelle Freundschaften erwachsen, die unabhängig von Förderungen oder Ausschreibungen bestehen und Universitäten in ganz Europa konzeptionell, intellektuell und emotional miteinander verbinden. „4EU+ kann hier eine Vorreiterrolle einnehmen“, so Prof. Mukherjee.
Im Rahmen der Generalversammlung wurden zudem verschiedene akademische Ehrungen verliehen. Im Mittelpunkt stand dabei Prof. Dr. Jean Chambaz, bis August dieses Jahres Präsident der Universität Sorbonne. In Anerkennung seiner langjährigen Verdienste um die Zusammenarbeit zwischen den Universitäten Heidelberg und Sorbonne sowie für seinen herausragenden Einsatz in der Gründungsphase der Allianz verlieh ihm Prof. Eitel die Große Universitätsmedaille der Ruperto Carola. „Deine Verdienste prägen die europäische Forschungslandschaft nachhaltig“, bemerkte der Rektor. „Ohne Deine Führungsqualitäten wäre der Erfolg von 4EU+ undenkbar gewesen.“
Mit einem Faksimile des sogenannten Heidelberger Schicksalsbuches aus dem späten 15. Jahrhundert und den besten Wünschen für die Zukunft dankte Prof. Eitel dem scheidenden Rektor der Karls-Universität Prag, Prof. Dr. Tomáš Zima, für sein Engagement in der 4EU+-Hochschulallianz, deren Vorsitz er für ein Jahr innehatte. Prof. Eitel hat das Amt für ein Jahr von ihm übernommen. Anhand des mittelalterlichen Kodex, der in der Heidelberger Universitätsbibliothek aufbewahrt wird, konnten unter anderem die Bewegungen der Himmelskörper bestimmt werden und, so glaubte man, in die Zukunft geblickt werden.
Seinerseits ausgezeichnet wurde Prof. Eitel für seine besonderen Verdienste um die Beziehungen zwischen den Universitäten in Prag und Heidelberg: Während der Tagung verlieh Prof. Zima ihm die Universitätsmedaille in Gold der Karls-Universität Prag. Mit dieser Auszeichnung würdigt die Hochschule Persönlichkeiten, die sich in besonderem Maße um die Entwicklung der Universität oder der Wissenschaft, des Lernens und der akademischen Freiheit verdient gemacht haben.