Transfer Tagung: „Ein Heidelberger Kathederfürst des 19. Jahrhunderts“
Pressemitteilung Nr. 116/2024
21. Oktober 2024
Veranstaltung im Universitätsarchiv beschäftigt sich mit dem Philosophen Kuno Fischer
Anlässlich des 200. Geburtstags von Kuno Fischer (1824 bis 1907) beschäftigt sich eine Tagung im Universitätsarchiv Heidelberg mit Werk und Wirken des Philosophen. Einst prägend für die Philosophie in Heidelberg, heute nahezu vergessen, soll die zweitägige Veranstaltung eine Neueinordnung dieses bedeutenden Wissenschaftlers ermöglichen. In mehreren Vorträgen wird es dabei um philosophische und philosophiehistorische Perspektiven, aber auch um kultur- und universitätsgeschichtliche Aspekte gehen. Die Tagung „Kuno Fischer. Ein Heidelberger Kathederfürst des 19. Jahrhunderts“ findet am 24. und 25. Oktober 2024 statt. Sie umfasst einen öffentlichen Abendvortrag sowie eine begleitende Kabinettausstellung.
Der Name Kuno Fischer ist untrennbar mit der Geschichte der Heidelberger Universität verbunden. Als Professor für Philosophie, der auch die Literaturgeschichte vertrat, trug er mit seinen mitreißenden Vorlesungen maßgeblich zum glanzvollen Aufstieg der Universität im 19. Jahrhundert bei und prägte die Philosophie in Heidelberg auf eine Weise, die bis heute nachwirkt. „Trotz seiner wissenschaftlichen Verdienste und seiner repräsentativen Bedeutung für die Geschichte der Ruperto Carola ist die Erinnerung an diesen bedeutenden Philosophen verblasst“, betont Prof. Dr. Peter König vom Philosophischen Seminar der Universität Heidelberg, der die Tagung initiiert hat. Zu Kuno Fischers größten wissenschaftlichen Leistungen zählt er die „Geschichte der neueren Philosophie“, die der Gelehrte über einen Zeitraum von fast 50 Jahren verfasste. Jeder Band ist einem bedeutenden Philosophen und seiner Schule gewidmet, etwa Descartes, Spinoza, Leibniz, Kant, Fichte, Hegel und Schopenhauer. „Die sogenannte Heidelberger Tradition, die Orientierung der philosophischen Forschung und Lehre an der Geschichte der Philosophie, wäre ohne Fischers ehedem innovative Philosophiegeschichtsschreibung undenkbar“, so Prof. König. Die Tagung würdigt Kuno Fischers Verdienste um den Neukantianismus und Neuhegelianismus, seine Rolle als brillanter akademischer Lehrer sowie seine kulturgeschichtliche Bedeutung.
Kuno Fischer studierte Philosophie, Philologie und Theologie in Leipzig und Halle. Mit einer Arbeit über den antiken Philosophen Platon wurde er 1847 an der Universität Heidelberg promoviert, drei Jahre später habilitierte er sich und trat eine Stelle als Privatdozent für Philosophie an der Ruperto Carola an. Der Vorwurf, dem Pantheismus oder gar dem Atheismus nahezustehen, führte 1853 zum Entzug der Lehrerlaubnis und dem Wechsel an die Universität Jena. Hier strömten nicht nur Studenten aus allen Fakultäten zu seinen Veranstaltungen – auch Kollegen ließen sich von seinen präzisen und selbst zu komplexen philosophischen Themen gut verständlichen Ausführungen fesseln. 1872 kehrte Kuno Fischer als Professor an seine alte Wirkungsstätte zurück, um an der Universität Heidelberg bis zum Jahr 1906 Philosophie zu lehren. Hier zogen nicht nur seine Lehrveranstaltungen zur Philosophiegeschichte, sondern auch Fischers Vorlesungen über Goethes „Faust“ ein breites Publikum an, so dass er mehr und mehr als herausragender Repräsentant der Universität wahrgenommen wurde. Zu den Höhepunkten seiner Karriere gehörte auch die Festrede, die Kuno Fischer zum Universitätsjubiläum anlässlich des 500-jährigen Bestehens der Ruperto Carola im Jahr 1886 hielt.
Die Tagung umfasst sieben Vorträge von Referenten aus Heidelberg, Karlsruhe, Oldenburg und Catania (Italien). Sie ist eine Kooperationsveranstaltung des Universitätsarchivs, des Philosophischen Seminars sowie des Freundeskreises für Archiv und Museum der Universität Heidelberg. Eine begleitende Kabinettausstellung zu Kuno Fischer wird im Foyer des Archivs gezeigt. Der öffentliche Abendvortrag trägt den Titel „Kuno Fischer. (Mit Portrait): Zur visuellen Präsenz und Ikonographie des Philosophen“. Dazu spricht Prof. Dr. Henry Keazor vom Institut für Europäische Kunstgeschichte der Universität Heidelberg. Der Vortrag findet am 24. Oktober im Universitätsarchiv, Akademiestraße 4-8, statt und beginnt um 18 Uhr.