Preisverleihung  Virologe Petr Chlanda erhält Chica und Heinz Schaller Preis

22. November 2023

Forschungsmittel in Höhe von 100.000 Euro für seine Arbeiten zur Strukturanalyse viraler Infektionen

Für seine innovativen wissenschaftlichen Arbeiten, insbesondere die Weiterentwicklung der Kryo-Elektronenmikroskopie im Zusammenhang mit Strukturanalysen viraler Infektionen, ist Dr. Petr Chlanda von der Chica und Heinz Schaller Stiftung ausgezeichnet worden: Der Virologe erhielt den nach den Stiftern benannten Förderpreis für biomedizinische Forschung, der mit Forschungsmitteln in Höhe von 100.000 Euro ausgestattet ist. Dr. Chlanda ist Forschungsgruppenleiter an der Medizinischen Fakultät Heidelberg der Universität Heidelberg und forscht in der Abteilung Virologie, die zum Zentrum für Infektiologie des Universitätsklinikums Heidelberg gehört. Den Preis überreichte der Virologe Prof. Dr. Ralf Bartenschlager als Vorstandsmitglied der Stiftung im Rahmen einer Feierstunde, an der auch die Rektorin der Ruperto Carola, Prof. Dr. Frauke Melchior, teilnahm.

Virologe Petr Chlanda erhält Chica und Heinz Schaller Preis

In seiner Laudatio würdigte Prof. Dr. Hans-Georg Kräusslich, Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirats der Schaller-Stiftung und Sprecher des Zentrums für Infektiologie, die hervorragende wissenschaftliche Arbeite des Preisträgers. Mit seiner Forschungsgruppe implementierte Dr. Chlanda einen Workflow für die Kryo-Elektronenmikroskopie, mit der die strukturelle Untersuchung zahlreicher Viren auf der Ebene einzelner Moleküle möglich ist. So gehörten Petr Chlanda und sein Team zu den ersten Wissenschaftlern, denen es gelang, molekulare Details des Aufbaus und der Replikation von SARS-CoV-2 direkt im Inneren infizierter Zellen sichtbar zu machen – hier speziell mithilfe der hochauflösenden Elektronentomographie, mit der es möglich ist, in eine Zelle „hineinzuschauen“ und größere Komplexe im zellulären Kontext zu untersuchen. In den aktuellen Arbeiten widmet sich der Virologe dem Eintritt des Influenza-A-Virus und des Ebola-Virus in die Zelle. Dabei geht es auch um die Frage, wie das jeweilige Virus infizierte Zellen verändert, um eine effektive Replikation zu erreichen. Künftig will Dr. Chlanda zudem die Kryo-Elektronentomographie nutzen, um Virusinfektionen der Atemwege an Lungengewebe und Organoiden zu untersuchen.

Petr Chlanda studierte Biochemie an der Karls-Universität Prag (Tschechien) und wurde 2009 an der Universität Heidelberg promoviert. Während seiner Arbeit an der Dissertation nutzte er auch Methoden der Elektronenmikroskopie. Als Postdoktorand war er anschließend am European Molecular Biology Laboratory in Heidelberg tätig und forschte von 2011 an den National Institutes of Health in Bethesda (USA). Im Jahr 2017 kehrte er nach Heidelberg zurück und leitet seitdem eine von der Chica und Heinz Schaller Stiftung geförderte Forschungsgruppe zur Membranbiologie viraler Infektionen. Die Gruppe ist am BioQuant-Zentrum der Ruperto Carola angesiedelt und hat ihr Standbein auch am Center for Integrative Infectious Disease Research des Universitätsklinikums Heidelberg. Dr. Chlanda ist Gründungsmitglied des Kryo-Elektronenmikroskopie-Netzwerks der Universität Heidelberg (HDcryoNet).

Zum Auftakt der Preisverleihung am 21. November 2023 sprach Prof. Dr. Rohini Kuner, Vorstandsvorsitzende der Chica und Heinz Schaller Stiftung. In der „2023 Schaller Award Lecture“ stellte Dr. Chlanda seine Arbeiten vor. Dabei erläuterte er den Einsatz der Kryo-Elektronenmikroskopie, um grundlegende Fragen der Replikationsstrategien von RNA-Viren zu klären. Die Feierstunde beschloss der stellvertretende Vorsitzende des Vorstands, Prof. Dr. Karoly Nikolich. Die von den Wissenschaftlern Prof. Dr. Chica Schaller und Prof. Dr. Heinz Schaller gegründete Stiftung fördert seit 2000 die biomedizinische Grundlagenforschung in Heidelberg. Dazu gehört insbesondere die Einrichtung und Finanzierung der „Schaller Forschergruppen“, die an der Universität Heidelberg und dem Deutschen Krebsforschungszentrum arbeiten. Zu den wesentlichen Förderinstrumenten zählt auch der nach den beiden Stiftern benannte Forschungspreis, der seit 2005 jährlich an herausragende junge Heidelberger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vergeben wird.