hei_ONLINE Vortrag der Ruperto Carola Ringvorlesung: Bachs Utopie einer neuen Welt
Pressemitteilung Nr. 122/2022
1. Dezember 2022
Die Musikwissenschaftlerin Silke Leopold spricht über die vertonte Verheißung des Weihnachtsoratoriums
Zum Thema „Brich an, o schönes Morgenlicht – wie Bach die Utopie einer neuen Welt musikalisch entwirft“ spricht die Musikwissenschaftlerin Prof. Dr. Silke Leopold. Ihr Vortrag ist Teil der Ruperto Carola Ringvorlesung mit dem Titel „Vom Ende als Anfang“, zu der die Universität Heidelberg in diesem Wintersemester einlädt. Vor dem Hintergrund von Klimakrise, Krieg, Pandemie und einer sich radikal wandelnden Weltenordnung beschäftigen sich darin Referentinnen und Referenten aus unterschiedlichen Perspektiven mit der hochaktuellen Frage nach dem Spannungsverhältnis zwischen Ende und Anfang. Inwiefern entfalten Katastrophen und Krisen nicht nur ein Bedrohungspotential, sondern können auch der Beginn für radikale Metamorphosen und neue Weltmodelle sein? Die Veranstaltung mit Silke Leopold findet am 5. Dezember 2022 in der Aula der Neuen Universität statt und beginnt um 19.30 Uhr.
Die Geburt des Säuglings namens Jesus im Stall von Bethlehem bedeutet für Christen in aller Welt den Anbruch einer neuen Zeit, was sich irgendwann gar in einer neuen Zeitrechnung niederschlug: Die Geburt Jesu verhieß die Erschaffung einer neuen Welt. Wie verwandelt nun der Komponist Johann Sebastian Bach (1685 bis 1750) diese Verheißung in Töne, so dass jeder sie verstehen kann? Dieser Frage wird die Referentin anhand verschiedener Beispiele aus den Kantaten seines Weihnachtsoratoriums (1734 / 1735) nachgehen. Silke Leopold lehrte und forschte von 1996 bis 2014 als Professorin für Musikwissenschaft an der Universität Heidelberg und war Direktorin des Musikwissenschaftlichen Seminars. Zu ihren Forschungsschwerpunkten gehören die Geschichte der Oper, die italienische Musik des 16. und 17. Jahrhunderts sowie Fragen der historischen Aufführungspraxis. Seit 2006 leitet Prof. Leopold die Forschungsstelle „Geschichte der Südwestdeutschen Hofmusik im 18. Jahrhundert“ an der Heidelberger Akademie der Wissenschaften.
Die Ruperto Carola Ringvorlesung ist Teil eines Konzepts von Fokusthemen. Damit will die Universität Heidelberg zweimal jährlich gesellschaftlich relevante Forschungsfragen in unterschiedlichen Formaten an die breite Öffentlichkeit herantragen. Im Rahmen der im Wintersemester stattfindenden Ringvorlesung „Vom Ende als Anfang“ zum Fokusthema RAUM & ZEIT sprechen Expertinnen und Experten verschiedener Fachrichtungen über das Spannungsverhältnis von Anfang und Ende. Die thematischen Fragen der Reihe berühren generations- und kulturübergreifend menschliche Erfahrungswelten und werden als Ausgangspunkt genutzt, um in unterschiedlichen Veranstaltungsformaten – neben Vorträgen auch Podiumsdiskussionen, Konzerte, Lesungen und Filmvorführungen – Wissenschaftler, Akteure des öffentlichen Lebens und Künstler miteinander und mit einem breiten Publikum in den Dialog zu bringen.
Die Ringvorlesung knüpft an das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Verbundkolleg „Worldmaking from a Global Perspective: A Dialogue with China“ an: Angesichts weltumspannender Umbrüche, globaler Krisen und machtpolitischer Verschiebungen beschäftigen sich darin Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verschiedener Disziplinen mit den bestehenden Vorstellungen von „Welt“ und gehen der Frage nach, wie diese „Welten“ erzeugt und verändert werden. Die Heidelberger Sektion des Kollegs unter Leitung von Prof. Dr. Barbara Mittler fragt speziell danach, wie aus Katastrophen langfristig epochale Veränderungen von Lebenswelten hervorgehen können.
Dem Vortrag von Silke Leopold folgen im Wintersemester 2022/2023 acht weitere Veranstaltungen, wobei die Vorträge in der Aula der Neuen Universität stattfinden. Aufzeichnungen davon sind jeweils zu einem späteren Zeitpunkt abrufbar auf heiONLINE, dem zentralen Portal der Ruperto Carola mit Vorträgen, Diskussionsrunden und Veranstaltungen in digitalen Formaten.