Geoinformatik Wenn es in der Stadt zu heiß wird

25. Oktober 2021

Baden-Württemberg Stiftung fördert Heidelberger Projekt zu Routingdienst mit hitzevermeidenden Wegstrecken

Wo in der Stadt Heidelberg ist es besonders heiß und wie wirken sich lokale Hitzebelastungen auf gefährdete Personengruppen aus? Mit dieser Frage befasst sich ein Forschungsprojekt, durchgeführt von der Abteilung Geoinformatik und dem TdLab Geographie am Geographischen Institut der Universität Heidelberg sowie dem Heidelberg Institute for Geoinformation Technology gemeinsam mit verschiedenen Kooperationspartnern. Ziel ist es, mithilfe von Sensordaten Hitzeareale im Stadtgebiet zu identifizieren und auf Grundlage dieser Informationen möglichst hitzevermeidende Wegstrecken zu berechnen. Dies soll vor allem Menschen helfen, die besonders unter Hitze leiden. Die Baden-Württemberg Stiftung fördert das Projekt mit rund 630.000 Euro für einen Zeitraum von drei Jahren.

Bedingt durch den Klimawandel kommt es in Städten immer häufiger zu extremen Hitzebelastungen, zumal dort auch Siedlungsdichte, Flächenversiegelungen und geringe Begrünung zum Hitzestress beitragen. Besonders ältere Personen, Menschen mit Vorerkrankungen und kleine Kinder sehen Wissenschaftler dadurch wachsenden gesundheitlichen Gefährdungen ausgesetzt. „Auch in Heidelberg ist die zunehmende Hitzebelastung mess- und spürbar“, erklärt Dr. Nicole Aeschbach, Leiterin des TdLab Geographie, einem Labor für transdisziplinäre Forschung. „Vor diesem Hintergrund ist die Entwicklung von Anpassungskonzepten und Schutzstrategien dringend notwendig. Neben stadtplanerischen Aspekten sind auch individuelle Strategien, angepasst an die Bedürfnisse der Zielgruppen, von Bedeutung, um das Alltagsleben und die Mobilität in der Stadt auch bei extremen Temperaturen sicherzustellen“, erläutert Prof. Dr. Alexander Zipf, Geoinformatiker an der Universität Heidelberg und Geschäftsführer des von der Klaus Tschira Stiftung getragenen Heidelberg Institute for Geoinformation Technology (HeiGIT).

Im Rahmen des Projektes „Hitzeanpassung für vulnerable Bevölkerungsgruppen (HEAL)“ sollen in Zusammenarbeit mit der Digital-Agentur Heidelberg und weiteren externen Partnern anhand von Echtzeit-Sensordaten Gebiete mit erhöhter Hitzebelastung identifiziert und modelliert werden. Auf der Grundlage dieser Sensordaten in Kombination mit vorhandenen Klimaanalysekarten werden die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler anschließend statistische Vorhersagemodelle entwickeln und die Ergebnisse in ein sogenanntes „Hitzestress-vermeidendes Routing“ einspeisen. Dabei wird zwischen zwei Punkten eine Wegstrecke mit möglichst geringer Sonneneinstrahlung und Hitzebelastung berechnet. Ein solcher Routingdienst im Praxistest soll für die Dauer des Projekts und darüber hinaus per App sowie in Form von analogen Informationsmaterialien und Karten zur Verfügung gestellt werden.

„Auf diese Weise wollen wir für den Raum Heidelberg die Wissensbasis über die Auswirkungen von Hitzeereignissen auf Risikogruppen erweitern, individuelle Anpassungsstrategien erforschen und zusammen mit der Stadtverwaltung administrative Maßnahmen entwickeln“, erläutert Dr. Kathrin Foshag, die gemeinsam mit Johannes Fürle zu den Initiatoren des Forschungsprojekts gehört. Kooperationspartner auf städtischer Ebene ist das Heidelberger Amt für Umweltschutz, Gewerbeaufsicht und Energie. Beteiligt sind außerdem die Akademie für Ältere sowie verschiedene Seniorenclubs und Familienvereinigungen. Das Vorhaben ist im Juni dieses Jahres gestartet. Der App-basierte Routingdienst soll in drei Jahren anwendungsreif sein. Die Baden-Württemberg Stiftung fördert das Projekt im Rahmen seines Programms „Innovationen zur Anpassung an den Klimawandel“.