Forschungsmagazin Zwischen Individuum und Kollektiv. Von der Freiheit des Menschen
Susan Richter
Warum lohnt sich eine Analyse von historischen Freiheitsvorstellungen in Deutschland? Freiheitsvorstellungen bewegen sich immer im Verhältnis von Individuum und Kollektiv. Mal schrieben Zeitgenossen der Gesamtheit, mal dem Einzelnen mehr Rechte oder Pflichten zu. Es geht also um eine Geschichte der Freiheit als politische Kategorie. Zu fragen ist bei einer historischen Analyse immer nach den Voraussetzungen für die Freiheit in einer bestimmten Zeit. Wer galt beispielsweise als Garant für die Freiheit von Bürgerinnen und Bürgern? Und war wirklich jede/r zur eigenen Freiheit fähig oder ihrer auch würdig? Freiheitsvorstellungen konnten somit auch immer Unfreiheit legitimieren.
Damit bewegen sich Freiheitsvorstellungen im Zwischenspiel historischer Erfahrungsräume und Erwartungshorizonte, sie wurden in Bezug auf Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ganz unterschiedlich verortet. Mal entwickelten sie beispielsweise einen Gründungsmythos der Freiheit, mal deuteten sie ihre Zeit als Fortschritts-, mal als Verfallsgeschichte, auf die nun endlich die freie Gesellschaft folgen müsse. Dabei wurde der Begriff der Freiheit in verschiedenen Zusammenhängen zum Instrument politischer Akteure und mit jeweils anderen Begriffen in Verbindung gebracht. Zudem standen hinter dem Begriff jeweils verschiedene Ideen, Denksysteme oder Überzeugungen. Schließlich war der verwendete Freiheitsbegriff auch immer Ausdruck bestehender Machtbeziehungen, wurde also im Rahmen dessen verwendet, was in der jeweiligen Zeit gesagt werden durfte und konnte.
Am Beispiel des in österreichischen Diensten stehenden Beamten Friedrich von Gentz (1764 bis 1832) wird in dem Beitrag gezeigt, warum er die Französische Revolution als falschen Weg zur Freiheit in Deutschland verstand. Er differenzierte zwischen der absoluten und relativen Freiheit.

Die aktuelle Ausgabe: ABSOLUT & RELATIV
Welche Auswirkungen hat der Klimawandel und wie sollten Wissenschaft, Politik und Gesellschaft damit umgehen? Worum geht es im „Kalten Krieg 2.0“ in der Ukraine? Wie lässt sich die Geschichte der Gletscher entschlüsseln? Welche Probleme ergeben sich im Zusammenhang mit der „heißen Chemie“? Und auf welche Art und Weise kann Musik Kälte und Hitze ausdrücken? Diese und weitere spannende Fragen zum Schwerpunktthema HEISS & KALT beantworten 23 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Heidelberg in insgesamt 16 Beiträgen der aktuellen Ausgabe des Forschungsmagazins „Ruperto Carola“.

Das Forschungsmagazin
Das Forschungsmagazin Ruperto Carola berichtet über wissenschaftliche Erkenntnisse und laufende Forschungsvorhaben der Universität Heidelberg. Jede seiner Ausgaben ist einem gesellschaftlich relevanten Schwerpunktthema gewidmet.
Das Magazin ist in der Abteilung Kommunikation und Marketing der Universität Heidelberg (Alte Universität, Grabengasse 1) erhältlich.