Ausstellung „Zwischen Unehre und Kohlrüben“

31. Juli 2019

Kabinettausstellung im Universitätsarchiv erinnert an Emil Julius Gumbel

Schriftstücke zu seiner Zeit an der Ruperto Carola zeigt das Universitätsarchiv in einer Kabinettausstellung, mit der sie an den Wissenschaftler und Pazifisten Emil Julius Gumbel (1891 bis 1966) erinnert. Der Mathematiker, der von 1923 bis 1932 an der Universität Heidelberg lehrte, engagierte sich in der Deutschen Friedensgesellschaft, der Deutschen Liga für Menschenrechte und der SPD – und rief mit seinen politischen Aussagen immer wieder den Unmut und Proteste national gesonnener Studenten und Dozenten hervor. Welche Konsequenzen sein pazifistisches Engagement in der Weimarer Republik hatte, thematisiert die Ausstellung „Zwischen Unehre und Kohlrüben – Emil Julius Gumbel in Heidelberg“, die noch bis zum 26. September 2019 gezeigt wird. Sie umfasst auch eine Audiostation, an der Briefe über Gumbel sowie eine Rückschau auf seine Heidelberger Zeit angehört werden können. Eingesprochen wurden die Dokumente von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Archivs.

Emil Julius Gumbel

Wie viele junge Männer seiner Generation war Gumbel in den Ersten Weltkrieg gezogen und als Pazifist zurückgekehrt. Im Juli 1924 rief er in der Heidelberger Stadthalle auf einer Veranstaltung der Deutschen Friedensgesellschaft zu einer Schweigeminute für die Kriegstoten auf, die „ich will nicht sagen auf dem Feld der Unehre gefallen sind, aber doch auf grässliche Weise ums Leben kamen“. Auf einer Versammlung der Sozialistischen Studentenschaft erklärte er 1932 in Anspielung auf die Hungerjahre des Krieges, dass eine „große Kohlrübe“ ein geeigneteres Kriegsdenkmal sei als „eine leichtbekleidete Jungfrau mit der Siegespalme in der Hand“. Zunehmend angefeindet und noch vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten aus der Universität Heidelberg herausgedrängt, wurde Gumbel 1933 formal aus dem „Dritten Reich“ ausgebürgert, emigrierte nach Frankreich und musste später in die USA fliehen.

Die Kabinettausstellung wird in den Räumen des Universitätsarchivs, Akademiestraße 4-8, gezeigt. Öffnungszeiten sind dienstags und mittwochs von 9 bis 18 Uhr sowie donnerstags von 9 bis 12.30 Uhr. Der Eintritt ist frei.

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