Ruperto Carola Ringvorlesung Aus »Verzweiflung, Wut und Schrecken ... entspringt … eine neue Welt« (Wie) lässt sich die Schöpfung noch retten? Chinesische Perspektiven
Geänderter Veranstaltungsort
Diese Veranstaltung findet in Hörsaal 13 (Neue Universität) statt.
24. Oktober 2022
Der Titel dieses Auftakt-Vortrags zur Ruperto Carola Ringvorlesung ist ein Zitat aus Joseph Haydns Oratorium Die Schöpfung (1796-98). Es mag zu Haydns Zeiten noch einfacher gewesen sein, eine Lösung anzubieten für den Anfang nach dem Ende—das Alte Testament mit der geordneten Schöpfung, die aus dem Chaos erwächst, und dann auch das Neue Testament, das in der Weihnachtsgeschichte, nach einer neuerlichen Krise, ein Kind die Welt retten lässt—sie bieten immer wieder Wege aus der Verzweiflung, das Ende wird zum Anfang. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts sehen wir einer immer deutlicher Mensch-gemachten Katastrophe in die Augen, die unsere Schöpfung zerstört und bei der nun manche den Glauben an den alles-wieder-gut-machenden Gott verloren haben, auch weil immer klarer sichtbar wird, dass die Höllengeister wir selber sind. Die Eingangsvorlesung wird, aus einer chinesischen Perspektive, das Konzept der Ruperto Carola Vorlesung vorstellen, die gezielt einen generationsübergreifenden Dialog sucht. Gerade jüngere Menschen, deren Zukunftsvorstellungen durch die Krisenerfahrungen der letzten Jahre vielfach erschüttert worden sind, werden aufgefordert, sich aktiv einzubringen.
Wir wollen in dieser Reihe ein Forum bieten, um Wissenschaftler, Akteure des öffentlichen Lebens und Künstlerinnen und Künstler miteinander und mit einem breiten Publikum—alt und jung—in einen Dialog zu bringen und so unsere aktuellen Krisenerfahrungen aus unterschiedlichen Perspektiven zu reflektieren. Für das Konzept unserer Reihe ist zentral, dass wir nicht nur ein global und auch historisch breit ausgerichtetes Panorama aufspannen, sondern mithilfe dieser Variationen von unterschiedlichen Formaten Publikum und Vortragende transdisziplinär gleichermaßen zur aktiven Teilhabe, zum Weiter- und Neudenken, -schöpfen und -handeln anregen wollen. Das Zusammenspiel aus klassischen Vortragsformaten und innovativen, auch künstlerischen Zugängen zum Thema (Podiumsdiskussionen, Musik-, Film- und Literaturveranstaltungen) soll unterschiedliche Zielgruppen anzusprechen. Der Eingangsvortrag beleuchtet nun verschiedene Generationen chinesischer Akteure und Künstler—vom Dichter-Politiker zum Rockstar—die sich im Laufe der chinesischen Geschichte als messianische Gestalten—zwischen Licht und Dunkel, Ende und Anfang—engagiert haben.
Prof. Dr. Barbara Mittler
Barbara Mittler studierte Sinologie, Musikologie und Japanologie an den Universitäten Oxford (Großbritannien), Taipeh (Taiwan) und Heidelberg. Mit einer sinologischen Dissertation wurde sie 1994 an der Universität Heidelberg promoviert. Hier folgte – nach einem Forschungsaufenthalt an der Universität Harvard (USA) – 1998 auch die Habilitation. Vom Institut für Sinologie der Ruperto Carola wechselte sie als Heisenberg-Fellow an die Universität Marburg. 2004 folgte sie dem Ruf auf eine Professur für Sinologie an der Universität Heidelberg. Prof. Mittler war Gründungsmitglied des Exzellenzclusters „Asien und Europa im globalen Kontext“ und ist Gründungsdirektorin des Centrum für Asienwissenschaften und Transkulturelle Studien (CATS). Sie leitet die Heidelberger Sektion des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Verbundprojekts „Worldmaking from a Global Perspective: A Dialogue with China“, das sich mit den bestehenden Vorstellungen von „Welt“ beschäftigt und aus transnationaler und transkultureller Perspektiver der Frage nachgeht, wie diese „Welten“ erzeugt und verändert werden. Barbara Mittler wurde mit dem Heinz Maier-Leibnitz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft ausgezeichnet. Sie Mitglied in verschiedenen wissenschaftlichen Gremien und Gesellschaften, darunter der Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina und der Heidelberger Akademie der Wissenschaften.