Vortrag am 9. Dezember 2019 Soziokultureller Wandel? Auf der Suche nach Leitbildern zwischen Luxus und Nachhaltigkeit
Referent: Michael Schipperges, sociodimensions – Institute for Socio-cultural Research, Heidelberg
Der so genannte Erdüberlastungstag (Earth Overshoot Day), an dem die gesamten natürlichen Ressourcen, die sich im Zeitraum eines Jahres regenerieren können, aufgebraucht waren, fiel im Jahr 2019 auf den 29 Juli. Hieraus wird deutlich, dass sich das „Steigerungsspiel“ (Gerhard Schulze) in einer Welt mit begrenzten Ressourcen nicht unbegrenzt fortsetzen lässt. Eine Transformation zu einer nachhaltigen, d.h. langfristig tragfähigen Lebensweise ist notwendig. Verzicht – in welcher Form auch immer – wird unverzichtbar. Was aber bedeutet das für die Lebensqualität, für Spaß und Luxus, für ein „gutes Leben“?
Der Vortrag setzt sich mit verschiedenen möglichen Antworten auf diese Fragen auseinander. Im Mittelpunkt stehen dabei empirische Studien, die der Autor durchgeführt hat. Unter anderem wurden unterschiedliche Zukunftsszenarien, die eine „ressourcenleichte“ Gesellschaft beschreiben und soziokulturelle Trends, die zu mehr Nachhaltigkeit beitragen können, mit Bürgerinnen und Bürgern aus allen sozialen Milieus in Deutschland diskutiert: Welche Entwicklungen sind akzeptabel? Welche werden bevorzugt – und warum? Mit welchen Hoffnungen und welchen Befürchtungen sind sie verbunden? Und vor allem: Welche Potenziale bestehen dann noch für Genuss und Luxus, der über das überlebensnotwendige hinausgeht und doch die planetaren Grenzen einhält? Es zeigt sich, dass es dabei nicht nur um das Mensch-Natur-Verhältnis, sondern immer auch um die Mensch-Mensch-Verhältnisse geht. Und der Umgang mit Zeit spielt eine wichtige Rolle.
Michael Schipperges
Michael Schipperges studierte Politikwissenschaften, Mathematik und Philosophie in Heidelberg, Berlin und Urbino (Italien). Anschließend absolvierte er ein Postgraduiertenstudium in Internationalen Beziehungen an der Johns Hopkins University, School of Advanced International Studies, Bologna Center. Von 1989 bis 2009 war er Mitarbeiter beim Sinus-Institut in Heidelberg, wo er zuletzt den Bereich Internationale Milieu- und Trendforschung verantwortete. 2009 gründete er sociodimensions, Institute for Socio-cultural Research, das er seitdem als geschäftsführender Gesellschafter leitet. Sein Arbeitsschwerpunkt ist die nachhaltigkeitsbezogene Konsum- und Lebensstilforschung. In diesem Bereich hat er vorwiegend für öffentliche Institutionen zahlreiche qualitative und quantitative empirische Untersuchungen durchgeführt (u.a. „Umweltbewusstsein in Deutschland“ im Auftrag des Umweltbundesamts in den Jahren 2014, 2016 und 2018).