Ruperto Carola Ringvorlesung Strukturen des Gehirns und Sprache
22. November 2021
Wie bringt das menschliche Gehirn Sprache hervor? Ärzte haben schon sehr früh beobachtet, dass Aphasie – eine häufig nach einem Schlaganfall auftretende Sprachstörung – mit der Schädigung bestimmter Hirnstrukturen einhergeht. Jedoch ist immer noch sehr wenig über die genaue innere Struktur dieser Sprachareale bekannt. Auch ein klares Bild, wie verschiedene Ausprägungen von Sprachstörungen mit dieser Struktur in Verbindung stehen, fehlt bislang. Dies ändert sich mit der Entwicklung neuer hochaufgelöster Karten des Gehirns. Mit einem im Human Brain Project entwickelten Atlas des menschlichen Gehirns kann dessen zelluläre Organisation mit molekularen und genetischen Markern sowie Informationen über die Verbindungsstruktur verknüpft werden. Schritt für Schritt lassen sich so Aspekte von Sprache wie Syntax oder Semantik bestimmten Hirnregionen und ihren Netzwerken zuordnen. Das eröffnet nach den Worten von Prof. Dr. Katrin Amunts neue Perspektiven für die Sprach- und Kognitionsforschung bis hin zu Anwendungen im Bereich der Neurochirurgie.
Prof. Dr. Katrin Amunts
Katrin Amunts studierte Biomedizin und Biophysik in Moskau und wurde 1989 an der Internationalen Universität Moskau (Russland) promoviert. Als wissenschaftliche Mitarbeiterin war sie an Forschungseinrichtungen in Berlin und Düsseldorf tätig und leitete von 1999 an die Arbeitsgruppe „Brain Mapping“ am Forschungszentrum Jülich. Die Wissenschaftlerin habilitierte sich im Jahr 2000 im Fach Anatomie an der Universität Düsseldorf. Von 2004 an wirkte sie als Professorin an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule in Aachen, ehe sie 2013 an die Universität Düsseldorf berufen wurde. Prof. Amunts ist Direktorin des Cécile und Oskar Vogt-Institut für Hirnforschung am Universitätsklinikum Düsseldorf und leitet zugleich am Institut für Neurowissenschaften und Medizin des Forschungszentrums Jülich den Bereich Strukturelle und funktionelle Organisation des Gehirns. Die Neurowissenschaftlerin ist Mitglied in mehreren Fachgesellschaften. Von 2012 bis 2020 gehörte sie dem Deutschen Ethikrat an. Seit 2016 ist Prof. Amunts wissenschaftliche Forschungsdirektorin des europäischen Human Brain Project.